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  • André F. Lichtschlag

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

Kapitalismus UND Anarchie!


Lieber Fuchs,


<PRE>> Strebt jemand nicht nach materiellem Gewinn, ist er für 
> mich auch nicht kapitalistisch. Da ist kein Widerspruch 
> in meiner Definition. Deine Definition aber paßt auf 
> alles und jeden und ist damit irgendwie in meinen Augen 
> nicht besonders sinnvoll. 
</PRE>

Ein Problem bei Deiner Definition ist, dass nicht nachvollziehbare
Taten herangezogen werden, um Kapitalisten zu identifizieren, sondern
alleine die Intention. Das ist mehr als schwammig und muss immer
Probleme aufwerfen: Wer entscheidet, welche Intention ich habe? Kann
ich dies nicht alleine selbst entscheiden? Entscheidet jeder selbst, ob
er Kapitalist ist, egal wie er handelt?

Die Definition der Anarcho-Kapitalisten, die Uli Wille gepostet hat,
ist präziser und handhabbarer: 

""Kapitalismus" wiederum wird als "friedlicher und
freiwilliger Austausch von Gütern und Dienstleistungen"
definiert (Kapitalismus setzt also nicht notwendig das Vorhandensein
einer Geldwirtschaft voraus)."

Das passt gerade nicht auf alles und jeden, denn ein Dieb und/oder ein
Staatsbeamter kann demnach kein Kapitalist sein!


<PRE>> Es gibt keinen Staatssozialismus. Selbst nach Marx ist 
> der Staat im Sozialismus wegen Überflüssigkeit 
> abgestorben. Was du meinst, ist Staatskapitalismus. 
</PRE>

Nach meiner Definition (siehe oben) eben nicht. Nach Deiner Definition
sind Staat und Dieb (wenn sie nach materiellem Gewinn streben)
Kapitalisten, nach meiner das Gegenteil, weil sie nicht friedlich
tauschen, sondern plündern.

Dein Problem ist allerdings, dass wenn Staatsverdiener nicht nach
materiellem Gewinn streben, dass sie dann nach Deiner Definition keine
Kapitalisten sind. Und der Witz ist, dass der Staat auch noch meist
altruistisch ("für die sozial Schwachen") begründet
wird. Wenn Du also die Staatstäter fragst und ihre Aussage zu
ihrer Intention heranziehst, um mit Deiner Definition weiter zu kommen,
dann ist der Staat eben auch nicht kapitalistisch!!!


<PRE>> Auch im Staatskapitalismus kann frei gehandelt werden, 
> nur eben halt mit dem Staat. 
</PRE>

Aber der Staat zieht z.B. meine Steuern ein und das ist eben kein
freiwilliges Handeln von mir!!! Und demnach kann Staat nach meiner
Definition nicht kapitalistisch sein!


<PRE>> Warum sollte ein einzelner Mensch (oder ein elitärer 
> kleiner Kreis von Menschen) darüber entscheiden dürfen, 
> was wann und wie produziert wird, wenn er selbst gar 
> nicht dafür arbeiten muß (und wenn er die Produkte gar 
> nicht selbst verwendet)? Weil er für seine Fabrik gespart
> hat??? 
</PRE>

Genau! Und weil er das Risiko trägt! Wenn er mit den Produkten
seiner Fabrik keine Abnehmer findet, wenn er also den Menschen nicht
etwas bietet, was denen nützt, dann sind seine Ersparnisse und
möglicherweise noch viel mehr futsch.

Nur wer anderen hilft, kann im Kapitalismus reich werden! 

Wer soll denn nach Deiner Ansicht entscheiden, wenn nicht der
Investor??? Immer Du? Immer alle? Wer ist alle?


<PRE>> Ich spare auch schon mein Leben lang, aber eine Fabrik 
> kann ich mir trotzdem nicht leisten. 
</PRE>

Dann musst Du andere von Deiner Idee überzeugen, die Dir dann das
Kapital leihen. Die meisten Kapitalisten machen das so, auf eigenes
Risiko (siehe oben). Aber dazu gehört schon etwas Mut!


<PRE>> Wenn du genug Geld dafür hast, kannst du mir z.B. ein 
> paar Schläger auf den Hals hetzen und dir zum 
> Schutz ein paar Bodyguards mieten. 
</PRE>

Dann würde ich aber nicht als Kapitalist handeln! Faustrecht ist
wie Etatismus, das Gegenteil von Kapitalismus!

Mit Geld auf dem Markt dagegen kann keine Herrschaft ausgeübt
werden, sondern bei jedem Handel profitieren voraussichtlich immer
beide Seiten, sonst würde der Handel nicht stattfinden.


<PRE>> In Verbindung mit einer gesetzesfreien, aber 
> geldwirtschaftlichen Gesellschaft könntest du mit 
> genügend Kohle ganze Geheimdienste oder Armeen aufbauen. 
</PRE>

Kapitalismus ist ja gerade nicht normenfrei. Verbrechen und Verbrecher
wird es immer geben, auch in Deiner Traumgesellschaft!

>>>>Dein angebliches Recht auf Faulheit ist bei
näherer Betrachtung ein Recht auf parasitäres Leben auf
Kosten anderer. Offensichtlich hälst Du es für besonders
moralisch, wenn einige auf Kosten anderer leben. Viel Spaß dabei,
allen Beteiligten!<<<< 


<PRE>> Da ich niemandem verbieten will, mehr als z.B. fünf 
> Stunden die Woche zu arbeiten, kann ich Anderen ein 
> Recht auf Faulheit einräumen. Jeder Mensch hat Phasen 
> in seinem Leben, wo er Ruhe braucht und Phasen, in 
> denen er etwas Nützliches tun möchte. 
</PRE>

Die einzig entscheidende Frage dabei ist, ob ich gezwungen werde,
für den Faulen zu zahlen! Ich bitte um Antwort.


<PRE>> Eine Frage aber: Wie macht z.B. in einer 
> Solidarwirtschaft eine Insel Sinn, in der es 
> ein Geldsystem gibt? 
</PRE>

Wenn einige die Insel gründen, dann macht es offensichtlich in
ihren Augen Sinn. Dein Problem ist das wohl nicht. Oder muss man erst
beim Tugendwächter Deiner angeblich anarchistischen Welt seine
Beweggründe vorlegen, bevor man handeln darf?


<PRE>> Oder bist du einfach nur der Meinung, daß das Geld 
> unbedingt nötig ist, um eine Gesellschaft am Laufen 
> zu halten?
</PRE>

Ich persönlich ja! Aber wie gesagt, ich habe kein Problem damit,
wenn Du mit Deinen Freunden ohne Geld wirtschaftest. Die Frage bleibt:
Hast Du ein Problem damit, wenn ich mit meinen Freunden mit Geld
wirtschafte?

Wenn ja, dann übst Du Herrschaft über mich aus und bist kein
Anarchist. Wenn nein, dann sind mein Anarcho-Kapitalismus und Dein
Anarcho-Sozialismus durchaus vereinbar, was ja auch mein Reden ist.

Mit libertären Grüßen
André F. Lichtschlag
www.eifrei.de


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