Für die einen ist es ein (steuerfinanziertes) Sammelsurium von Menschen und Organisationen, die an den Online-Pranger gestellt werden, zum Teil, ohne dass aus den Texten klar wurde, warum sie antifeministisch (und rechts) sind; von sehr merkwürdigen Theorie-/Gedankengebäuden (Familismus, Femonationalismus); ohne wirklich kritisches Wort zu fragwürdigen Geschlechterrollen, die Migranten importieren.
Für die anderen ist es eine wunderbare Möglichkeit, alle politischen Gegner beieinander zu haben und selbst, in Anonymität natürlich, frei bestimmen zu können, wer es verdient, Feind zu sein. (Die Stiftung hat 2016 übrigens aus öffentlichen Fördermitteln sogar 62,2 Millionen Euro erhalten.)
Wiki-Listen sind schnell gefüllt. Jeder, der einem missfällt, ist kurz mal Antifeminist*_/In oder Neofaschist*_/In (oder auch Rassist*_/In), und ab mit ihm/ihr zur Heinrich-Böll-Stiftung oder anderswohin, wo sich die unfehlbaren Welten-Retter ein Stelldichein geben. Es steckt schon ein beachtliches psychologisches Selbstbewusstsein darin, sich selbst mit der Lizenz auszustatten, Leute in Schubkästen mit abstrakten Labeln zu werfen und dann zu meckern, wenn die Betroffenen in den Schubkästchen so wenig Begeisterung zeigen, die sollten sich mal nicht so anstellen.
Frage mich nur, was alle Fans der Agent*In tun würden, wenn Leute auf die Idee kämen, ein Wiki mit grün-linken, feministischen, Gender-sensiblen und Weltoffenheits-inspirierten Personen/Utopisten, Organisationen, Veranstaltungen anzufertigen, um deren Einfluss aufs öffentliche Leben und das Meinungsklima zu dokumentieren und zu klären, wo hier genetzwerkt wird ...?
Ach nein, dann doch lieber (Vorschlag zur Güte) ein zweites Böll-Wiki mit allen guten Feministen und Feministinnen dieser Erde. (Wäre eh die nettere Alternative gewesen, finde ich. Das Ganze positiv gewendet. Hätte aber nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten.)
„Die Freischaltung des Wiki war von Anfang an von heftiger Kritik bis weit in die liberalen Medien begleitet,“ schreibt Nowak. Eben: bis weit in die liberalen Medien hinein. (Siehe die FAZ und Don Alphonso.) Aber die Agent*In, jede Wette, wird öffentlich wiederkommen, ist vielleicht auch besser, als wenn die HBS klammheimlich interne Schwarze Listen für ihre Teams verfasst und die Betroffenen nicht mal ahnen, dass sie drauf stehen ...