Feuermelder schrieb am 11.08.2017 01:25:
Also das hat es schon in sich:
"aber ich bin nicht so ein Bückling wie Du und bin einfach wohl ein büschen mehr ab von den offenbar Dich gleich in vierdimensionaler Hinsicht genormt habenden Herrschaftsinstanzen Leistungsrassismus (dem hart arbeitenden), Rassismus (weissen), Sexismus (Hetero) und Androzentrismus (mann)."Bei Leistung wollte ich gerade ein Stück mitgehen (weil das wohl so ein typisch deutscher Horror ist), bis ich las Leistungsrassismus - was soll das jetzt sein? Leistung und Rassismus, was jetzt, rassistische Leistung, Rassisten leisten was, oder Leistung wird rassistisch, ja weil?
Da gebe ich Dir völlig recht, der Begriff "Leistungsrassismus" beinhaltet eine gewisse Unschärfe, er bezieht sich nur auf die Funktion von Rassismus und nicht auf dessen Definition. Der Rassismus definiert die Menschen ausschließlich über die Herkunft bzw. herkunftsbedingte Kriterien wie die Hautfarbe, hat aber die damit hegemoniale Funktion, die Menschen nach derartigen Kriterien in (gefühlte) wertvolle Über- und (die Anderen) weniger wertvolle Untermenschen zu sortieren, um die sich der Übermenschenclique unterordnenden Untertanen steuerbar zu halten.
Mit "Leistungsrassismus" soll die Unterordnung unter Leistungsbegriffe beschrieben sein, die die Menschen sich ebenfalls in (gefühlte) wertvolle "Leistungsträger" und (die Anderen) wertlose leistungslose "Schmarotzer" unterteilt fühlen lassen.
An der Stelle hinkt der Begriff "Leistungsrassismus", weil er nix mehr mit der Herkunft zu tun hat, die ja nun mal unveränderbar ist, sondern in beide Richtungen durchlässig ist. So können heutige Leistungsträger schon morgen durch mannigfaltige Ursachen auf dem Abstellgleis der Leistungsgesellschaft stehen, andere aber durch Gesundung oder weil man plötzlich mit über 50 doch noch einen Minijob kriegt, von mir aus auch durch Lottogewinn oder Erbschaft in die Klasse der "Leistungsträger" aufsteigen.
Das Abrutschen ist dabei schon allein demoskopisch, weil das Alter nun mal für alle immer näher rückt, wahrscheinlicher als der Aufstieg, aber das macht es als Herrschaftsinstrument so wertvoll, weil die unter der Klammer der "Leistungsträger" Zusammengefassten aus Angst vor dem Abstieg immer mehr und mehr aus sich rauspressen zu lassen.
Aber ich habe mir aufgrund Deiner Kritik wirklich Gedanken gemacht, welcher Begriff passender als "Leistungsrassismus" wäre, das Gemeinte zu Beschreiben.
"Leistungsutilitarismus" vielleicht, aber das kommt mir irgendwie zu doppeltgemoppelt daher. Dann doch eher "Leistungsopportunismus", muss mal drüber nachdenken, vielen Dank für den Anstoß.
Und dann kommt gleich nochmal der Rassismus, weil die Hautfarbe weiß ist, wie jetzt, wer eine weiße Hautfarbe hat, ist oder neigt zum Rassismus? Wie kann das sein, und, wie weit kann man den Begriff über-strapazieren, Rassist ist für gewöhnlich,wer Menschen mit einer anderen Hautfarbe als der seinen diffamiert und und und, ich meine mal, derart verwendet, wird der Begriff schnell inflationär - und das heißt Verlust, also irgendwann verpfufft der Vorwurf einfach.
Niemand kann etwas für seine Hautfarbe. Deshalb gibt es auch keinen Anlass, stolz drauf zu sein, also auch nicht, sich drüber zu definieren, ausser wieder aus einer direkt mit der Hautfarbe zusammenhängenden kollektiven Vergangenheit, die als ursächlich für das eigene Sein betrachtet werden kann, wie z.B. die Black Pride Leute in den USA, dass ihre Vorfahren als Sklaven aus Afrika verschleppt wurden.
Die mit der weissen Haut verbundene kollektive Vergangenheit unterscheidet sich davon aber gleich in zweierlei Hinsicht, erstens haben wir als Weiße eigentlich keinen Grund, uns über irgendwas historisch unseren Vorfahren (von Nichtweißen, wohlgemerkt) Angetanes beklagen beklagen zu können, sondern zweitens, räusper, ähhh ..., müssen wir da wohl eher über Einiges nonchalant hinwegsehen.
Es geht noch weiter, Hetero = Sexistisch, Mann= Androzentrismus - vier Negationen, gleich ein Finster-Quadrat gezogen über Leute mit der Hautfarbe weiß, dem Geschlecht männlich, dem Verhalten Arbeit und der Identifikation Mann - und das natürlich ohne diese so so furchtbaren Eigenschaften auch nur in einen konkreten Verhaltenszusammenhang gestellt zu haben.
Entschuldige mal, das stammte in der Zusammenstellung jetzt nicht von mir, ich bezog mich nur auf meinen Vorposter, der sich exakt in diesem Finsterquadrat definierte:
feiges Volk welches nur dem hart arbeitenden weissen Heteromann auf den Sack gehen kann
Was für eine Vorstellung baut sich da auf in deinem Kopf, auf was für Erfahrungen basiert so eine grobe Pauschalisierung?
Wie gesagt, die Vorstellungen sind nicht in meinem Kopf. cv-wait definierte sich exakt so, ich antwortete ihm ja:
... wenn ich wollte, könnt' ich mich mich genauso wie Du definieren ohne zu lügen
Ich finde es nur etwas armselig, sich über exakt diese Eigenschaften zu definieren, wie ein Diederich Heßling des beginnenden 21. Jahrhunderts.
Klar gibt es die Ärsche, gerade hierzulande (deshalb werde ich wohl bald zum bekennenden Deutsch-Rassisten)
Bitte nicht! Die meisten hier sind doch auch gar nicht so schlimm, mein VP ist einfach ein krasses Beispiel für eine Subspezies, die sich vornehmlich in Netzforen tummelt, im RL sind wir ehrlich durchschnittlich alle nicht so blöd, jedenfalls viel weniger, als es hier manchmal erscheinen mag.
, aber Arsch zeigt sich in der Regel an seinem Verhalten und an seinen Forderungen und nicht an ein paar Eigenschaften, die halt relativ weit verbreitet sind.
Bob
Da stimme ich voll und ganz mit Dir überein. In dem Augenblick aber, wenn sich einer darüber definiert und sich gleich in vierfacher Weise für was Besseres und zugleich als dafür, was Besseres zu sein verfolgt zu sein stilisiert, finde ich, geht es um sein Verhalten und nicht mehr um seine Eigenschaften (die als Rechtfertigung für das Verhalten selbstverständlich evident bleiben).
Man könnte fast glauben, dass auch die beste Absicht, die beste Theorie, die super-emanzipative in eine Phase der Verdrehung kommt, in eine Kampfphase, einfach übel mutiert, also diejenigen, die nicht gleich voll und ganz zustimmen, genauso behandelt wie man es selbst immer beklagt hat - was man den Gegnern vorwarf, tut man inzwischen selbst.
Der VP meinte durch eine willkürliche Auswahl von Zeitungsartikeln antirassistische gegen feministische Positionen ausspielen zu können. Und hat darüber hinaus die Fresse so groß aufgerissen, dass ein klein wenig stopfen ihm sicher nicht schaden kann.
Sorry, aber die Art und Weise, wie du hier ein paar Sachen grob pauschal abhandelst, unterscheidet sich formal wohl in nichts von Nazis und ähnlichen Gruppierungen.
Wenn Du meine Rabulistik meinst, die hatte ich bewusst auf die des VP-Niveaus abgestimmt, weil manche verstehen halt eher die eine Sprache und andere die andere, und ich wollte, dass er mich auch versteht.
Warum müssen die Germans immer alles in totale Extrem ziehen?
Wie gesagt, ich hatte mich eigentlich nur an die Stilvorgabe des VP gehalten.
Dass eine ernsthafte Debatte geführt werden muss über die Probleme, die sich aus der Diskrepanz der mittlerweile erkämpften Rolle der Frau in unserer Gesellschaft und dem darauf prallenden Frauenbild noch wesentlich patriarchaler geprägter männlicher Migranten ergeben, ist völlig unbestritten.
Diese Diskussionen werden ja auch geführt innerhalb einer radikalen Linken anhand von konkreten Problemen, ich weiss nicht, ob es Dich soweit interessiert, aber wenn Du willst, kannst Du Dir gern ein Bild über eine derartige Debatte machen anhand der Konflikte im Conne Island letztes Jahr. Die Qualität des ersten Links ist bescheiden, aber er ist trotzdem lesbar.
https://de.scribd.com/document/332252105/Konkret-12-16-Bernhard-Torsch-Inselwitz-Conne-Island
und contra:
https://www.ruhrbarone.de/conne-island-debatte-antirassistische-ambivalenzvermeidung/136089
Du wirst jedenfalls bemerken, dass es durchaus möglich ist, diesen Konflikt auch hitzig zu diskutieren, ohne aber in der einen oder anderen Weise menschenverachtend zu werden.