Imranx (imranx@talk21.com) schrieb am 2. November 2001 1:16
aber ich traue dieser
> lebensweise genausoviel überlebenschancen zu wie dem dotcom hype -
> die
> amerikanischen haushalte sind zu verschuldet (auch wenn sie sich in
> die
> bancruptcy retten können ;), die "wirtschaft" immer stärker von
> reiner
> geld-transfer-wirtschaft abgelöst, usw. - bei konsum würde ich
> jetzt
> wieder ideologisch werden ;) -
>
> wenn man davon ausgehen das wenigstens dieses bild noch der
> wahrheit
> entspricht, naja ... - aber ich habe das starke gefühl, das selbst
> diese "wirtschaftsblüte" der letzten jahre sich als eine
> gigantische
> inflationsblase herausstellt ... und nur noch vorübergehend aus
> "politischen" interessen stabilisiert wurde ...
Darueber habe ich auch gerne nachgedacht. Passt auch zum Thema gut,
denn hier - im Oekonomischen - ist ja die Ursache und auch der finale
Ausloeser fuer die meisten Staatskollapse zu finden.
Was mich bezueglich der Hyperinflation-These etwas stutzig macht, ist
das wir uns aber ganz deutlich seit laengerem in einer Deflation
befinden, und nicht in einer Inflation. Wenn dem so waere, dann wuerde
das Spiel noch eine ganze Zeit weitergehen koennen, man muss nur weiter
irgendwie reinflationieren koennen. Und wenn ich mir die Weltpolitik im
Augenblick anschaue, dann scheint mir das ein grosser Setup fuer eine
permanente Reinflationierung zu sein, indem moeglichst viele Outlets
fuer fresh money gesucht werden, weil es aber keine wirtschaftlich
zuverlaessigen Schuldner gibt, die noch kreditwuerdig sind, versucht
man, Staaten mit der Neu-Schuldenaufnahme zu beauftragen, ueber
Bailouts und Nationbuilding in der dritten Welt. Ich erwarte die finale
Antwort auf dieses Raetsel in der Argentinienkrise. Mein Tip: es wird
einen radikalen Schuldenschnitt geben, die Glaeubigerbanken werden vom
Staat per Bailout gestuetzt, und gleichzeitig wird Argentinien ein
Haufen fresh money gegeben - eine Wiederholung des Manoevers vom Anfang
der neunziger Jahre, als der Ostblock mit Krediten eingedeckt wurde, um
die Nachfrage nach westlichen Guetern anzukurbeln.
So kann man das Spiel noch eine ganze Weile weiterspielen, bis eines
Tages die G7 Laender selber an den Bankrott geraten, dann gibts
zwangslaeufig einen kurzen Waehrungsschnitt, die Sparguthaben werden
ebenso wie die Schulden auf ca. Null gesetzt, und das Spiel faengt
wieder von vorne an. Die Regisseure des Ganzen haben dann natuerlich
keine Sparguthaben, sondern nur fixed assets, die ihnen im neuen
Durchlauf dann einen fantastischen Headstart ermoeglichen. Kapitalismus
eben. Es sei denn, die breite enterbte Masse schickt sie zum Teufel,
das ist aber historisch extrem unwahrscheinlich, ist bei keiner
Hyperinflation wirklich passiert, und auch in Russland beim Neustart ja
nicht, die monetaeren Zusammenhaenge sind viel zu komplex, und werden
von der breiten Bevoelkerung unter freundlicher Unterstuetzung der
Systemmedien eher wie Naturkatastrophen aufgefasst. Ausserdem kann man
das Ganze gut verkaufen, indem man den unfinanzierbaren Sozialstaat zum
Suendenbock macht, das ist eine gesunde Halbwahrheit.......ja das waer
so mein Verschwoerungs-Szenario......man achte dabei darauf, dass
hierbei die Entwicklungslaender nicht die Leidtragenden sind, sondern
sogar Profiteure des Bluffs - die werden praktisch auf Welfare-Dope
gesetzt. So wie die Tobinsteuer (Eine gruene Abgeordnete zu Attac:
'aber wir wollen doch im Prinzip alle das Gleiche') ist auch der
Schuldenerlass in dieser Theorie tatsaechlich ein Projekt, das die
Regierungen in Wirklichkeit *wuenschen* und laengst vorbereiten und es
dabei so in Szene setzen, dass sie von ihrem Volk dazu ueberredet
werden muessen. Das macht populaer wenn sie es dann vor lauter
staatsmaennischer Einsicht tun. Die Zeche bezahlt dann am Ende eben
dieser Normalbuerger durch den Verlust aller seiner Ersparnisse und
Altersversorgung. Womit wir wieder bei der Historie angelangt waeren,
denn so ist es immer schon gewesen. Was das ganze aber interessant
macht, ist dass der Bewusstseinzustand der Bevoelkerungen am Ende und
am Anfang dieser Bewegungen nie identisch ist, und somit die Karten
doch immer wieder irgendwie anders gemischt werden......
>
> grundsätzlich und im zweifelsfall - trotz - des bildungssystems ;/
Dem wage ich nicht zu widersprechen.
>
> btw. wie gehts governments ausserhalb von europa und nordamerika
Da kann ich freudige Nachrichten vermitteln: Man glaubt ja gar nicht,
wie schwer es ihnen faellt, wieder einigermassen auf die Fuesse zu
kommen.....)....so ein Staat kann es manchmal auch ganz schoen schwer
haben. Gerade eben hat wieder einer ein Problem gehabt - ihm liefen die
ganzen Informatiker weg in hoehere Gehaltsregionen. Erst hat er
ueberlegt, ob man das einfach verbieten kann, das blieb aber fruchtlos,
da er wohl keine Finanzmittel fuer einen Mauerbau auftreiben konnte. Um
die Leute trotzdem davon abzuhalten, mit den Fuessen abzustimmen, hat
er beschlossen, fuer Informatiker die Lohnsteuer ersatzlos zu
streichen! Da wird Bildung doch glatt schon zum Machtinstrument....).
Ich habe schon fast Mitgefuehl mit diesem Staat und erwaege fuers
kommende Jahr ernsthaft, mal Steuern (neben der Mehrwersteuer) zu
bezahlen (weiss aber noch nicht ob ich mich hier ideologisch
ueberwinden kann).....zumal dieser Staat beschliessen musste, auch die
Steuern auf ca. 15% zu senken, weil ihm ja die Steuerzahler auch
wegliefen.....)....Emile Cioran praegte diesen schoenen Aphorismus:
Sein heisst, in der Klemme sein.......
So, das hat viel Spass gemacht, jetzt ist aber Zeit fuers
Sandmaennchen........
aber ich traue dieser
> lebensweise genausoviel überlebenschancen zu wie dem dotcom hype -
> die
> amerikanischen haushalte sind zu verschuldet (auch wenn sie sich in
> die
> bancruptcy retten können ;), die "wirtschaft" immer stärker von
> reiner
> geld-transfer-wirtschaft abgelöst, usw. - bei konsum würde ich
> jetzt
> wieder ideologisch werden ;) -
>
> wenn man davon ausgehen das wenigstens dieses bild noch der
> wahrheit
> entspricht, naja ... - aber ich habe das starke gefühl, das selbst
> diese "wirtschaftsblüte" der letzten jahre sich als eine
> gigantische
> inflationsblase herausstellt ... und nur noch vorübergehend aus
> "politischen" interessen stabilisiert wurde ...
Darueber habe ich auch gerne nachgedacht. Passt auch zum Thema gut,
denn hier - im Oekonomischen - ist ja die Ursache und auch der finale
Ausloeser fuer die meisten Staatskollapse zu finden.
Was mich bezueglich der Hyperinflation-These etwas stutzig macht, ist
das wir uns aber ganz deutlich seit laengerem in einer Deflation
befinden, und nicht in einer Inflation. Wenn dem so waere, dann wuerde
das Spiel noch eine ganze Zeit weitergehen koennen, man muss nur weiter
irgendwie reinflationieren koennen. Und wenn ich mir die Weltpolitik im
Augenblick anschaue, dann scheint mir das ein grosser Setup fuer eine
permanente Reinflationierung zu sein, indem moeglichst viele Outlets
fuer fresh money gesucht werden, weil es aber keine wirtschaftlich
zuverlaessigen Schuldner gibt, die noch kreditwuerdig sind, versucht
man, Staaten mit der Neu-Schuldenaufnahme zu beauftragen, ueber
Bailouts und Nationbuilding in der dritten Welt. Ich erwarte die finale
Antwort auf dieses Raetsel in der Argentinienkrise. Mein Tip: es wird
einen radikalen Schuldenschnitt geben, die Glaeubigerbanken werden vom
Staat per Bailout gestuetzt, und gleichzeitig wird Argentinien ein
Haufen fresh money gegeben - eine Wiederholung des Manoevers vom Anfang
der neunziger Jahre, als der Ostblock mit Krediten eingedeckt wurde, um
die Nachfrage nach westlichen Guetern anzukurbeln.
So kann man das Spiel noch eine ganze Weile weiterspielen, bis eines
Tages die G7 Laender selber an den Bankrott geraten, dann gibts
zwangslaeufig einen kurzen Waehrungsschnitt, die Sparguthaben werden
ebenso wie die Schulden auf ca. Null gesetzt, und das Spiel faengt
wieder von vorne an. Die Regisseure des Ganzen haben dann natuerlich
keine Sparguthaben, sondern nur fixed assets, die ihnen im neuen
Durchlauf dann einen fantastischen Headstart ermoeglichen. Kapitalismus
eben. Es sei denn, die breite enterbte Masse schickt sie zum Teufel,
das ist aber historisch extrem unwahrscheinlich, ist bei keiner
Hyperinflation wirklich passiert, und auch in Russland beim Neustart ja
nicht, die monetaeren Zusammenhaenge sind viel zu komplex, und werden
von der breiten Bevoelkerung unter freundlicher Unterstuetzung der
Systemmedien eher wie Naturkatastrophen aufgefasst. Ausserdem kann man
das Ganze gut verkaufen, indem man den unfinanzierbaren Sozialstaat zum
Suendenbock macht, das ist eine gesunde Halbwahrheit.......ja das waer
so mein Verschwoerungs-Szenario......man achte dabei darauf, dass
hierbei die Entwicklungslaender nicht die Leidtragenden sind, sondern
sogar Profiteure des Bluffs - die werden praktisch auf Welfare-Dope
gesetzt. So wie die Tobinsteuer (Eine gruene Abgeordnete zu Attac:
'aber wir wollen doch im Prinzip alle das Gleiche') ist auch der
Schuldenerlass in dieser Theorie tatsaechlich ein Projekt, das die
Regierungen in Wirklichkeit *wuenschen* und laengst vorbereiten und es
dabei so in Szene setzen, dass sie von ihrem Volk dazu ueberredet
werden muessen. Das macht populaer wenn sie es dann vor lauter
staatsmaennischer Einsicht tun. Die Zeche bezahlt dann am Ende eben
dieser Normalbuerger durch den Verlust aller seiner Ersparnisse und
Altersversorgung. Womit wir wieder bei der Historie angelangt waeren,
denn so ist es immer schon gewesen. Was das ganze aber interessant
macht, ist dass der Bewusstseinzustand der Bevoelkerungen am Ende und
am Anfang dieser Bewegungen nie identisch ist, und somit die Karten
doch immer wieder irgendwie anders gemischt werden......
>
> grundsätzlich und im zweifelsfall - trotz - des bildungssystems ;/
Dem wage ich nicht zu widersprechen.
>
> btw. wie gehts governments ausserhalb von europa und nordamerika
Da kann ich freudige Nachrichten vermitteln: Man glaubt ja gar nicht,
wie schwer es ihnen faellt, wieder einigermassen auf die Fuesse zu
kommen.....)....so ein Staat kann es manchmal auch ganz schoen schwer
haben. Gerade eben hat wieder einer ein Problem gehabt - ihm liefen die
ganzen Informatiker weg in hoehere Gehaltsregionen. Erst hat er
ueberlegt, ob man das einfach verbieten kann, das blieb aber fruchtlos,
da er wohl keine Finanzmittel fuer einen Mauerbau auftreiben konnte. Um
die Leute trotzdem davon abzuhalten, mit den Fuessen abzustimmen, hat
er beschlossen, fuer Informatiker die Lohnsteuer ersatzlos zu
streichen! Da wird Bildung doch glatt schon zum Machtinstrument....).
Ich habe schon fast Mitgefuehl mit diesem Staat und erwaege fuers
kommende Jahr ernsthaft, mal Steuern (neben der Mehrwersteuer) zu
bezahlen (weiss aber noch nicht ob ich mich hier ideologisch
ueberwinden kann).....zumal dieser Staat beschliessen musste, auch die
Steuern auf ca. 15% zu senken, weil ihm ja die Steuerzahler auch
wegliefen.....)....Emile Cioran praegte diesen schoenen Aphorismus:
Sein heisst, in der Klemme sein.......
So, das hat viel Spass gemacht, jetzt ist aber Zeit fuers
Sandmaennchen........