Takeshi schrieb am 31. Mai 2002 21:55
> Oder wie ein Mitglied der CDU zum Thema "direkte
> > Demokratie/Direktwahl" es ausdrückte : "Man könne der einfachen
> > Krankenschwester oder dem einfachen Arbeiter keine komplexen,
> > politischen Themen oder Sachfragen zumuten oder sie so aufbereiten
> > das diese für alle verständlich wären..."
> Damit wir uns nicht missverstehen: ich bin THEORETISCH ein Fan von
> direkter Demokratie und Deine Ansichten über den CDU-Heini teile ich
> voll und ganz.
Ditto.
> Aber sieh Dich doch mal um : Willst Du in der Praxis
> wirklich die Leute entscheiden lassen, die am Samstagnachmittag
> Ausländer jagen gehen ? Kleine Kostprobe der Ergebnisse bei
> Direktabstimmung über anstehende Fragen ? 1. Ausländer alle sofort
> raus 2. Überwachung interessiert mich nicht, der Staat wird es schon
> richten 3. Todesstrafe für Autolackzerkratzer (gut, darüber könnte
> man reden ;-)) 4. Gib mir meine D-Mark wieder 5. Globalisierung finde
> ich super, fahre ja selber jedes Jahr nach Mallorca 6. Deutsche
> Leitkultur (für ganz Europa, wir zahlen ja schließlich am meisten) 7.
> Todesstrafe für alles 8. Noch mehr Todesstrafe
Direkte Demokratie sollte nicht mit Plebiziten, dem Mob von der
Straße oder Meinungsumfragen verwechselt werden.
Direkte Demokratie bedeutet in erster Linie Volksgesetzgebung d.h. in
einem verbindlichen, mehrstufigen Verfahren über einen längeren
Zeitraum kommt es am Ende zu einem Volksentscheid wo über
Gesetzesvorlagen abgestimmt werden.
Anders gesagt: es kann nicht jeder einfach nächsten Sonntag über den
Satz "Mir passt der Kram hier nicht!" abstimmen lassen.
In der direkten Demokratie entscheiden - im Idealfall - die besseren
Argumente und dazu ist ein entsprechendes Verfahren nötig, dass dem
Rechnung trägt.
Mehr Demokrate e.V http://www.mehr-demorkatie.de/ hat ein solches
Verfahren für die Volksgesetzgebung auf Bundesebene exemplarisch
erarbeitet.
> Direkte Demokratie ? Mit dem deutschen Volk ? Da stehst Du aber
> selber als einer der Ersten (Querulant) an der Wand, mein Lieber.
Ich sage immer: Wir sind ein Volk! *richtig betonen*
aber es gibt nun mal kein anderes. Bei manchen Zeitgenossen habe ich
auch so meine Probleme ob die direkte Demokratie überhaupt verdient
haben, aber sonst bleibt nur die Resignation. Es mutet zwar wie das
Münchhausen'schen Am-eigenen-Schopf-aus-dem Sumpf-ziehen, aber wir
haben keine andere Chance.
Nichtsdestotrotz kann ein Volk auch lernfähig sein und sich eine
direktdemokratische Kultur erarbeitet - vorausgesetzt man lässt es
und knüppelt es nicht nieder.
> Oder haben sich hier auf einmal alle auf die liberalen Traditionen
> der deutschen Geistesgeschichte (gibt es, vertrau mir) geeinigt und
> ich habe es nicht mitgekriegt ?!
Zugegben: die deutsche Geschichte glänzt nicht besonders im
demokratischen Licht, aber was nicht ist kann ja noch werden.
[...]
> Oder wie ein Mitglied der CDU zum Thema "direkte
> > Demokratie/Direktwahl" es ausdrückte : "Man könne der einfachen
> > Krankenschwester oder dem einfachen Arbeiter keine komplexen,
> > politischen Themen oder Sachfragen zumuten oder sie so aufbereiten
> > das diese für alle verständlich wären..."
> Damit wir uns nicht missverstehen: ich bin THEORETISCH ein Fan von
> direkter Demokratie und Deine Ansichten über den CDU-Heini teile ich
> voll und ganz.
Ditto.
> Aber sieh Dich doch mal um : Willst Du in der Praxis
> wirklich die Leute entscheiden lassen, die am Samstagnachmittag
> Ausländer jagen gehen ? Kleine Kostprobe der Ergebnisse bei
> Direktabstimmung über anstehende Fragen ? 1. Ausländer alle sofort
> raus 2. Überwachung interessiert mich nicht, der Staat wird es schon
> richten 3. Todesstrafe für Autolackzerkratzer (gut, darüber könnte
> man reden ;-)) 4. Gib mir meine D-Mark wieder 5. Globalisierung finde
> ich super, fahre ja selber jedes Jahr nach Mallorca 6. Deutsche
> Leitkultur (für ganz Europa, wir zahlen ja schließlich am meisten) 7.
> Todesstrafe für alles 8. Noch mehr Todesstrafe
Direkte Demokratie sollte nicht mit Plebiziten, dem Mob von der
Straße oder Meinungsumfragen verwechselt werden.
Direkte Demokratie bedeutet in erster Linie Volksgesetzgebung d.h. in
einem verbindlichen, mehrstufigen Verfahren über einen längeren
Zeitraum kommt es am Ende zu einem Volksentscheid wo über
Gesetzesvorlagen abgestimmt werden.
Anders gesagt: es kann nicht jeder einfach nächsten Sonntag über den
Satz "Mir passt der Kram hier nicht!" abstimmen lassen.
In der direkten Demokratie entscheiden - im Idealfall - die besseren
Argumente und dazu ist ein entsprechendes Verfahren nötig, dass dem
Rechnung trägt.
Mehr Demokrate e.V http://www.mehr-demorkatie.de/ hat ein solches
Verfahren für die Volksgesetzgebung auf Bundesebene exemplarisch
erarbeitet.
> Direkte Demokratie ? Mit dem deutschen Volk ? Da stehst Du aber
> selber als einer der Ersten (Querulant) an der Wand, mein Lieber.
Ich sage immer: Wir sind ein Volk! *richtig betonen*
aber es gibt nun mal kein anderes. Bei manchen Zeitgenossen habe ich
auch so meine Probleme ob die direkte Demokratie überhaupt verdient
haben, aber sonst bleibt nur die Resignation. Es mutet zwar wie das
Münchhausen'schen Am-eigenen-Schopf-aus-dem Sumpf-ziehen, aber wir
haben keine andere Chance.
Nichtsdestotrotz kann ein Volk auch lernfähig sein und sich eine
direktdemokratische Kultur erarbeitet - vorausgesetzt man lässt es
und knüppelt es nicht nieder.
> Oder haben sich hier auf einmal alle auf die liberalen Traditionen
> der deutschen Geistesgeschichte (gibt es, vertrau mir) geeinigt und
> ich habe es nicht mitgekriegt ?!
Zugegben: die deutsche Geschichte glänzt nicht besonders im
demokratischen Licht, aber was nicht ist kann ja noch werden.
[...]