Nordstern67 schrieb am 28. August 2006 7:29
> Warum eigentlich? Seriöse Unternehmen brauchen doch keine Angst vor
> Mitbestimmung zu haben.
Nein, aber deren Mitarbeiter.
Denn die _Mitarbeiter_ müssen das Geld erwirtschaften, das der
Betriebsrat kostet. Bitte keine Milchmädchen-Rechnungen ala "muss
doch die Firma bezahlen". Die Firma rechnet die BR-Kosten als
allgemeine Unkosten in die Bilanz. Lohnt sich das Business _nach_
Abzug dieser Kosten noch: gut, wenn nicht wird eben rationalisiert
(Mitarbeiter, nicht Betriebsräte).
Und was kriegen die Mitarbeiter für ihr Geld:
altgediente Gewerkschaftsfunktionäre (und viel schlimmer:
Funktionärinnen) deren ehemaliger Arbeitsplatz seit > 10 Jahren nicht
mal mehr existiert, die folglich _keine_ Vorstellung von der
Arbeitswelt mehr haben, und die jede Änderung auch und gerade wenn
sie von den Arbeitnehmern kommt boykottieren. Denn die Damen und
Herren Gewerkschafter wissen ja besser was gut für die Arbeitnehmer
ist als diese selber (d.h.: sie wissen, was die Gewerkschaften 1978
behauptet haben, das gut sei)
Was können die Arbeitnehmer dagegen machen?
Nichts!
Einfach nicht zur Wahl gehen hilft nicht. Ein Quorum o.ä. sieht das
Betriebsverfassungsgesetz nicht vor, sonst wären z.B. die letzten
BR-Wahlen in dem Betrieb in dem ich arbeite, ungültig gewesen (< 50%
Beteiligung).
Eine eigene Liste würde aber von der Propaganda-Maschine z.B. der IG
Metall glatt platt gemacht.
Und die Gewerkschaften haben Zeit: in 10 Jahren ist der SAP-BR eine
IG Metall-Pfründe, wie sich das gehört. Dann wird ein verdienter
Kollege nach einem halben Jahr Schamfrist als Unkündbarer gewählt und
ist lebenslang versorgt. Wetten?
> Oder kommt unser jahrzehntelanger Wohlstand wirklich daher, dass wir
> die Belegschaften bis zum heutigen Tag immer noch so rechtlos
> behandeln wie im 19. Jahrhundert?
Unser jahrzehntlanger Wohlstand ist der Rest aus der Zeit, als die
Gewerkschaften noch Arbeitnehmervertretungen waren.
Willkommen in Realität.
MfG
N.
PS. Kleiner Geschichtskurs: die Mitbestimmung wurde nach dem zweiten
Weltkrieg nur in der Montan-Industrie (also Kohle und Stahl)
eingeführt. Nicht als Arbeitnehmer-Vertretung im heutigen Sinne,
sondern damit die Arbeitnehmer einer Umstellung der Produktion auf
Kriegwirtschaft widersprochen konnten.
Um einen Krieg zu verhindern also.
Kurz: heute braucht es keine Betriebsräte mehr.
N.
> Warum eigentlich? Seriöse Unternehmen brauchen doch keine Angst vor
> Mitbestimmung zu haben.
Nein, aber deren Mitarbeiter.
Denn die _Mitarbeiter_ müssen das Geld erwirtschaften, das der
Betriebsrat kostet. Bitte keine Milchmädchen-Rechnungen ala "muss
doch die Firma bezahlen". Die Firma rechnet die BR-Kosten als
allgemeine Unkosten in die Bilanz. Lohnt sich das Business _nach_
Abzug dieser Kosten noch: gut, wenn nicht wird eben rationalisiert
(Mitarbeiter, nicht Betriebsräte).
Und was kriegen die Mitarbeiter für ihr Geld:
altgediente Gewerkschaftsfunktionäre (und viel schlimmer:
Funktionärinnen) deren ehemaliger Arbeitsplatz seit > 10 Jahren nicht
mal mehr existiert, die folglich _keine_ Vorstellung von der
Arbeitswelt mehr haben, und die jede Änderung auch und gerade wenn
sie von den Arbeitnehmern kommt boykottieren. Denn die Damen und
Herren Gewerkschafter wissen ja besser was gut für die Arbeitnehmer
ist als diese selber (d.h.: sie wissen, was die Gewerkschaften 1978
behauptet haben, das gut sei)
Was können die Arbeitnehmer dagegen machen?
Nichts!
Einfach nicht zur Wahl gehen hilft nicht. Ein Quorum o.ä. sieht das
Betriebsverfassungsgesetz nicht vor, sonst wären z.B. die letzten
BR-Wahlen in dem Betrieb in dem ich arbeite, ungültig gewesen (< 50%
Beteiligung).
Eine eigene Liste würde aber von der Propaganda-Maschine z.B. der IG
Metall glatt platt gemacht.
Und die Gewerkschaften haben Zeit: in 10 Jahren ist der SAP-BR eine
IG Metall-Pfründe, wie sich das gehört. Dann wird ein verdienter
Kollege nach einem halben Jahr Schamfrist als Unkündbarer gewählt und
ist lebenslang versorgt. Wetten?
> Oder kommt unser jahrzehntelanger Wohlstand wirklich daher, dass wir
> die Belegschaften bis zum heutigen Tag immer noch so rechtlos
> behandeln wie im 19. Jahrhundert?
Unser jahrzehntlanger Wohlstand ist der Rest aus der Zeit, als die
Gewerkschaften noch Arbeitnehmervertretungen waren.
Willkommen in Realität.
MfG
N.
PS. Kleiner Geschichtskurs: die Mitbestimmung wurde nach dem zweiten
Weltkrieg nur in der Montan-Industrie (also Kohle und Stahl)
eingeführt. Nicht als Arbeitnehmer-Vertretung im heutigen Sinne,
sondern damit die Arbeitnehmer einer Umstellung der Produktion auf
Kriegwirtschaft widersprochen konnten.
Um einen Krieg zu verhindern also.
Kurz: heute braucht es keine Betriebsräte mehr.
N.