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mehr als 1000 Beiträge seit 28.01.2000

Betriebsrat != Gewerkschaft

nxj schrieb am 28. August 2006 14:38

> Nordstern67 schrieb am 28. August 2006 7:29

> > Warum eigentlich? Seriöse Unternehmen brauchen doch keine Angst vor
> > Mitbestimmung zu haben.

> Nein, aber deren Mitarbeiter.
> Denn die _Mitarbeiter_ müssen das Geld erwirtschaften, das der
> Betriebsrat kostet. Bitte keine Milchmädchen-Rechnungen ala "muss
> doch die Firma bezahlen". Die Firma rechnet die BR-Kosten als
> allgemeine Unkosten in die Bilanz. Lohnt sich das Business _nach_
> Abzug dieser Kosten noch: gut, wenn nicht wird eben rationalisiert
> (Mitarbeiter, nicht Betriebsräte).

Eine Firma, die allein wegen der Kosten eines Betriebsrats keinen
Gewinn mehr macht (wohlgemerkt, die meisten Mitglieder des
Betriebsrats arbeiten ganz normal in ihren Abteilungen, freigestellt
sind nur sehr wenige, und das auch nur in größeren Betrieben), hat
ein generelles Problem und würde ohne "Restrukturierungsmaßnahmen"
auch ohne BR zugrunde gehen.

> Und was kriegen die Mitarbeiter für ihr Geld:
> altgediente Gewerkschaftsfunktionäre (und viel schlimmer:
> Funktionärinnen) deren ehemaliger Arbeitsplatz seit > 10 Jahren nicht
> mal mehr existiert, die folglich _keine_ Vorstellung von der
> Arbeitswelt mehr haben, und die jede Änderung auch und gerade wenn
> sie von den Arbeitnehmern kommt boykottieren. Denn die Damen und
> Herren Gewerkschafter wissen ja besser was gut für die Arbeitnehmer
> ist als diese selber (d.h.: sie wissen, was die Gewerkschaften 1978
> behauptet haben, das gut sei)

Undifferenzierte Hetze. Schon allein wie du Gewerkschaften und
Betriebsrat einfach in einen Topf wirfst beweist eindrucksvoll, daß
du gar nicht wissen willst wovon du eigentlich redest.

> Was können die Arbeitnehmer dagegen machen?
> Nichts!
> Einfach nicht zur Wahl gehen hilft nicht. Ein Quorum o.ä. sieht das
> Betriebsverfassungsgesetz nicht vor, sonst wären z.B. die letzten
> BR-Wahlen in dem Betrieb in dem ich arbeite, ungültig gewesen (< 50%
> Beteiligung).
> Eine eigene Liste würde aber von der Propaganda-Maschine z.B. der IG
> Metall glatt platt gemacht.

Merkst du noch was? Einerseits appellierst du an die Venunft der
Mitarbeiter, andererseits hältst du sie für so blöd, daß sie
unkritisch jeder Propaganda hinterherlaufen. Wie denn jetzt? In
meinem Betrieb hat die Vernunft wirklich gesiegt: Die Kandidaten
haben sich geeinigt, eine einzige gemeinsame Liste aufzustellen, so
daß es eine Persönlichkeitswahl geben konnte. D.h. jeder konnte genau
die Nasen wählen, die er für die fähigsten hielt.

> Und die Gewerkschaften haben Zeit: in 10 Jahren ist der SAP-BR eine
> IG Metall-Pfründe, wie sich das gehört. Dann wird ein verdienter
> Kollege nach einem halben Jahr Schamfrist als Unkündbarer gewählt und
> ist lebenslang versorgt. Wetten?

Blech. Weder hat die IG-Metall derzeit bei SAP viele Mitglieder, noch
werden sie ihnen durch den Betriebsrat in irgendeinerweise
zugetrieben. Deine Hetze wird langsam langweilig.

> > Oder kommt unser jahrzehntelanger Wohlstand wirklich daher, dass wir
> > die Belegschaften bis zum heutigen Tag immer noch so rechtlos
> > behandeln wie im 19. Jahrhundert?

> Unser jahrzehntlanger Wohlstand ist der Rest aus der Zeit, als die
> Gewerkschaften noch Arbeitnehmervertretungen waren.

> Willkommen in Realität.

ACK insoweit, als die meisten Arbeitnehmerrechte und
-Vergünstigungen, die jetzt nach und nach abgebaut werden, durch die
Gewerkschaften erstritten worden sind.

> MfG
> N.

> PS. Kleiner Geschichtskurs: die Mitbestimmung wurde nach dem zweiten
> Weltkrieg nur in der Montan-Industrie (also Kohle und Stahl)
> eingeführt. Nicht als Arbeitnehmer-Vertretung im heutigen Sinne,
> sondern damit die Arbeitnehmer einer Umstellung der Produktion auf
> Kriegwirtschaft widersprochen konnten.
> Um einen Krieg zu verhindern also.

ACK.

> Kurz: heute braucht es keine Betriebsräte mehr.

Kurz: Das ist riesengroßer Blödsinn, und das weiß jeder, der schon
mal in einem Betrieb ohne Betriebsrat unter den Selbstherrlichkeiten
und Unverschämtheiten des Vorstands zu leiden hatte. Die Solidarität
unter Mitarbeitern eines Betriebs in schlechten Zeiten ist eine
schöne Illusion, die in der Realität einen feuchten Dreck wert ist,
und allein kann man sich gegen die Machenschaften des Managements/des
Vorstands nun mal nicht wehren. Du solltest dir mal den Schaum vom
Mund wischen und dich beruhigen, dann würdest du merken daß a)
Gewerkschaften nicht per se schlecht sind und b) ein Betriebsrat
weder ein Gewerkschaftsorgan ist noch zwingend überhaupt von
Gewerkschaftlern besetzt ist. Der Betriebsrat ist eine Vertretung der
Mitarbeiter eines Betriebs, die gerade in den heutigen, unsicheren
Zeiten bitter notwendig ist.

Markus

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