Re: Das stimmt nicht zu 100%

Stollenberg schrieb am 15.02.2023 09:50:

Kadyrow gehört zur 2. Garde der Macht in Russland und darf sagen was er will solange er Putin nicht persönlich verantwortlich macht.

Kadyrow hat ja schon öfter von Atombombenabwürfe geredet über die Peskow nur noch genervt war weil der Kreml das gar nicht wollte.

Sie haben mit hoher Wahrscheinlichkeit Recht damit, dass es einen gewissen "Meinungskorridor" gibt, in dem Äußerungen möglich sind, wobei aber vermutlich mehrere Kriterien erfüllt sein müssen:

Ihrem Argument, dass das Ansehen oder die Ziele der Person Putin nicht beeinträchtigt werden dürfen, stimme ich voll zu.
Interessanterweise scheint Putin auch Meinungen zuzulassen, die sich nicht zu 100% mit seiner eigenen Decken, solange er sie für seine Zwecke instrumentalisieren kann.

Hier ein gutes Beispiel: Nichts hasst Putin mehr, als Niederlagen und Zeichen von Schwäche, dementsprechend war es lange Zeit offizielle Politik des Kremls, jegliche eigenen Verluste und Schwierigkeiten abzustreiten, man denke nur an die geradezu grotesken Ausreden von der angeblichen "Selbstentzündung"(Stützpunkte oder dem "Seegang" (Moskwa).
Als die Verluste dann irgendwann so groß wurden, dass man sie nicht länger leugnen konnte, ohne sich komplett lächerlich zu machen, gab Putin persönlich die Order an die eigene PR aus, dass man Verluste in begrenztem Umfang thematisieren dürfe und in kleinen Portionen auch zugeben könne - das würde das Vertrauen der Bevölkerung in die PR verbessern.

Weitere Beispiele sind etwa diverse russische Mil-Blogger: deren lästige Beiträge von der Front schmecken Putin ganz und gar nicht, aber er instrumentalisiert sie, um dem eigenen Militär Beine zu machen. Das kann aber jeden Moment kippen: In dem Augenblick, indem er einen Blogger als Gefahr für sich sieht, wird es einen angeordneten Fenstersturz geben.

Daher denke ich, dass Putin ja nicht erst seit gestern, die teilweise kritischen und überschießenden Aussagen Kadyrows duldet, da sie einen Zweck für ihn erfüllen.