Es gibt einen Unterschied zwischen den Anführern der Partei und den Mitgliedern bzw Anhängern. Wie bei den meisten Parteien sind die Mitglieder mehrheitlich Proletarier, die die Welt einfach nur aus einer bestimmten Perspektive wahrnehmen. Ein wichtiger Baustein im konservativen Gedankengut ist die Kritik an einem Phänomen, das linke Theoretiker Rainbow Capitalism nennen: die Regenbogenflagge am Rewe, die bei jedem ordentlichen Proletarier gesunden Brechreiz auslöst. Nicht, weil man die LGBTQ+ community hasst (konservative Kreise hassen wenn dann die „Sünde“, nicht den Sünder; das kippt erst unter ganz spezifischen materiellen Bedingungen, die aktuell im großen Maßstab nicht gegeben sind), sondern, weil ein Kapitalist ihnen die Flagge ins Gesicht schmettert. Das schmutzige Geheimnis: Meine Trans Freunde sind mit Rainbow Capitalism *ebenfalls* überhaupt nicht glücklich, da es sich um ein angeeignetes Symbol handelt.
Den Prozess der Aneignung konnte man 2020 auch sehr schön bei den Demonstrationen nach dem Mord an George Floyd nachvollziehen: anfangs fanden sich noch Mehrheiten in Umfragen, die das Niederbrennen einer Polizeistation GUTHIESSEN. Dann kamen die Symbole: große Konzerne begannen, ihr Sortiment zu „dekolonisieren“ - mit den üblichen Übertreibungen. In dieser Phase nahm auch die Gegengewalt zu. Zum Ende kamen die Proteste, nachdem Bürgermeisterin Bowser (die heißt wirklich so) in DC einen riesigen Black Lives Matter Schriftzug auf die Straße hat bringen lassen. Symbolpolitik ist heute also nicht einfach unbedeutend, die hat eine spezifische ideologische Funktion.