Genosse, jetzt kommen wir der Sache endlich näher!
Zunächst: *nein*, der digitale Raum ist *keine* fest definierte Ideologie. *Ja*, *bestimmte* Algorithmen versperren dir die Sicht auf viele interessante Dinge - und das geschieht von einem bestimmten Standpunkt aus, dem kapitalistischen Standpunkt. ABER:
1. Es *gibt* kritische Ecken im Internet - ja sogar wirklich hellsichtige! Ein Eingangstor habe ich dir in einem früheren Kommentar geschickt, durch gehen musst du selber.
2. Es gibt auch andere Mechanismen sozialer und ideologischer Kontrolle - zwei davon macht dein Kommentar sehr anschaulich.
Der erste Mechanismus ist das Pflegen einer Diskurskultur, in der wir andere immer für dumm, uninformiert, ja gar gefährlich halten, ohne genauer hin zu hören. Genau diese Form hat dein Kommentar.
Der zweite Mechanismus, der aus dem ersten geboren wird, sind Gegendemos. Vielleicht schaffst du es selber, die Verbindung zwischen ersterem und letzterem zu machen.
Anerzogen wird dir dieser Habitus durch die "politische Bildung" in der Schule und im öffentlichen Fernsehen, und der Name des Problems ist "bürgerlicher Pluralismus", der nichts mit echter Meinungsfreiheit zu tun hat und alles damit, dass du anderen Diskursteilnehmern von vornherein auf allen Ebenen misstraust und dich selbst für den Größten hältst. Ein anderes Wort für "sich selbst für den Größten halten" ist Individualismus.
Geboren wird das alles aus dem enthusiastischen Feiern des sogenannten "Wettbewerbs", der leider kein bewusst eingesetztes Optimierungswerkzeug ist, sondern im liberalen Kapitalismus gefälligst universelle Gültigkeit haben soll. Du hast nur ein Recht auf ein vernünftiges Einkommen, wenn du einen Unique Selling Point hast. In einer Gesellschaft, die wirklich den demokratischen Interessen des Volkes dient, sollte dein Existenzrecht aber eigentlich an der Bedürftigkeit (Arbeitsunfähigkeit) oder an der Teilnahme am Produktionsprozess hängen.