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Re: Wo ist denn Herrn Unzickers Aufrichtigkeit?

Wutschkow schrieb am 28.02.2022 08:34:

Zur jüngeren Vorgeschichte gehört, dass die Separatistengebiete Donezk und Luhansk seit Jahren einem Beschuss durch ukrainische Nationalisten ausgesetzt sind – ein militärisch völlig sinnloser Terror gegen die Zivilbevölkerung, nicht selten durch bekennende Neonazis

Zur jüngeren Vorgeschichte gehört auch, dass es diese Separatistengebiete ohne die langjährige massive wirtschaftliche und militärische Unterstützung durch Russland schon längst nicht mehr geben würden.

Ja, vermutlich. Und was sagt uns das?

Nach der Unzickerschen Logik trägt also Moskau an dem Beschuss von Donezk und Luhansk die Schuld.

Unzicker macht m.E. die Schuldfrage gar nicht auf. Was sollte die auch an Erkenntnisgewinn bringen?

Zumindest wenn er an beide Seiten diesselben Maßstäbe anlegen würde. Was er natürlich nicht tut, denn

Aus dortiger Sicht gab es jedoch noch ein größeres Problem: Die Ukraine wird seit Jahren vom Westen massiv aufgerüstet,

Merke: Die Aufrüstung der Ukraine durch den Westen ist ein Problem, das Aufrüsten der Separatisten thematisiert Unzicker einfach nicht, weil er so "aufrichtig" und frei von Doppelstandards ist.

Ich würde an deiner Stelle erstmal festhalten, dass es offenbar um einen Gegensatz des Westens zu Russland geht. Und die Ukraine ein Baustein in dieser Gewaltfrage ist.

Um Menschenrechte oder das Selbstbestimmungsrecht von ethnischen Gruppen scheint es überhaupt nicht mehr zu gehen. Aber das ist nur einer der vielen doppelten Maßstäbe, die der Westen an das Völkerrecht angelegt.

Nicht nur der Westen, Herr Unzicker! Auch Moskau war nicht immer so begeistert, wenn ethnische Gruppen eine Sezession angestrebt haben. Die Tschetschenen jedenfalls mussten einen blutigen Preis dafür bezahlen, ihre Zukunft jenseits von Mütterchen Russland zu sehen.

So geht es eben zu in der Welt der Nationalstaaten. Viel Gewalt und Unterdrückung. Da sollte man weder für die eine noch für die andere Seite Partei ergreifen.

Das "Selbstbestimmungsrecht von ethnischen Gruppen" ist also offensichtlich kein entscheidendes Kriterium der russischen Politik.

Und für den Werte Westen auch nicht. Es ist ein Titel, den man benutzt oder eben auch nicht. Natürlich geht es um Interessen. Und da ist die Zerlegung Jugoslawiens geboten, die Tschetschenen sollen auch raus dürfen, die Basken aber nicht, ... usw..

Der Verweis auf die Doppelmoral ist kein Aufruf zum moralischen Urteilen. Selbstbestimmungsrecht der Völker/Ethnien vs. territoriale Integrität. Da mischt man sich besser nicht auf der Ebene ein. Da macht man sich nur zum nützlichen Idioten - für die eine oder andere Seite.

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