Wertungs-Bezug auf "Verhaltensweisen" auf der WTO-Konferenz in
Hongkong ?
BEISPIEL :
Quelle :
www.attac.de/forum/viewtopic.php?p=49160#49160
Verfasst am: 18.12.2005, 14:43 Titel:
-----------------------------------------------------------------
Hi @all
BusterT schreibt:
-ZITATANFANG-
In dieser Diskussion wird besonders deutlich, warum linke Bewegungen
in relativer Erfolglosigkeit verharren.
Der wirre Winfried, der phantastische Nonpareil, der paranoide Willy,
der empfindliche critikel, der "Realo" Fritz sind nicht willens
derart an einem Strang zu ziehen, wie es das Establishment seit
Jahren praktiziert.
-ZITATENDE-
Mit dieser Einschätzung hat BusterT selbstverständlich recht. Es ist
richtig, daß das Establisment gemeinsam an einem Strang zieht (auch
die Gewerkschaften als Teil des Establisments tun das); was natürlich
nicht schwer fällt, da diese Herren und Damen sich auf ein
bestehendes politwirtschaftliches System berufen können, das die Welt
seit langem sicher im Griff hält.
Selbstverständlich ist es leichter, aus einer sicheren Bastion im
Rücken, zu kämpfen, als auf freiem Felde. Für eine Welt zu kämpfen,
die überhaupt nicht existiert, kommt einem Kampf gegen Windmühlen
gleich. Jedes Argument aus dieser Ecke kann mit Hinweis auf die
gesellschaftliche Realität federleicht als hirnverbrannter
träumerischer Schwachsinn abgekanzelt werden. Jedes Argument aus
dieser Ecke aber auch, kann allerhöchstens 1000 Menschen erreichen,
und zwar in der Regel genau diejenigen, die sich dafür interessieren.
Im Gegenzug ist es für jeden von uns – egal welcher politischen
Coleur- unmöglich, drei Tage lang, so Ohren und Augen zu
verschließen, daß wir nicht spätestens am Abend des dritten Tages
wissen, daß in zwei Wochen der amerikanische teuerste Film der Welt
„Plixi lori rex“ Premiere in allen deutschen Filmtheatern hat.
Anders gewendet: Das System braucht nur zwei Tage intensiv über seine
Massenmedien etwas verlauten zu lassen, und spätestens nach drei
Tagen ist es in aller Munde. Würde ein einzelner attaci (und alle
sind letztlich Ich.AG’s) eine Aktion starten, bräuchte es „tausend
Jahre“ bevor’s in aller Munde währe. ….“Selbstverständlich“ bin ich
der einzige in meiner attac-Gruppe, der Geldscheine mit der
Aufschrift BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN mit einem Kinderstempel
versieht. Bitte ich meine Gruppe, es mir nachzutun ( es gibt darin
Leute , die das Bedingungslose Grundeinkommen gutheißen), gucken die
mich alle an, als hätte ich irgendwo eine Schraube im Kopf locker.
....Keiner meiner Leser hier wird wohl jemals in seinem Leben einen
solchen von mir bedruckten Geldschein in den Händen halten.
Liest man beispielsweise Beiträge dieses Forums über die gesamte
hiesige Zeitskala hinweg, wird man feststellen, daß es so gut wie
unmöglich ist, Beiträge zu schreiben, die unabhängig von den
jeweiligen politischen Tagesereignissen sind. Im Grunde genommen
reagieren wir alle hier nur auf die Massenmedien. In Abwandlung des
berühmten Satzes von (--verdammt, der Name fällt mir grad nicht
ein--) „Ich lese jeden Tag die Bild-Zeitung, weil ich wissen will,
was das deutsche Volk heute denken muß“, kann man hier sagen: „Ich
lese jeden Tag im Forum, weil ich wissen will, was die Massenmedien
heute verbreitet haben.“
Da sich auch ein sogenannter linker Mensch nicht dem
gesellschaftlichen Zwang der Individualisierung entziehen kann,
werden alle Menschen auf ihr Ich reduziert und damit letztlich
isoliert. Aus ihrer Isolation können sie nur temporär heraustreten,
beispielsweise wenn das System „befielt“ sich in einem Fußballstadion
oder einem großen Konzert gegen Bezahlung zu treffen.
In der attac-Gruppe in der ich arbeite, ist es und nach zwei Jahren
immer noch nicht gelungen, gemeinsam „an einem Strang zu ziehen“, das
heißt gemeinsam kontinuierlich an einer Frage oder an einem Projekt
zu arbeiten. Es braucht nur am Montag irgendein idiotischer
Staatspräsident erzählen, daß er mit 100 Atombomben den Mond zur
Explosion bringen will, dann ist es so sicher wie das Amen in einer
Kirche, daß beim nächsten Donnerstagtreffen genau dieses Thema
ausführlich besprochen wird, obwohl auf der Tagesordnung etwas völlig
anderes steht. Die Mitgliederstandpunkte innerhalb einer solchen
Gruppe können manchmal so konträr auseinandertrifften , so eine
Schärfe erreichen, wie sie stärker nicht zwischen einem
attac-Mitglied und einem CDU-Mitglied sein kann (ich kenne zwei CDU
Mitglieder, die Folter prinzipiell ablehnen und kenne
attac-Mitglieder, die sie unter besonderen Bedingungen gutheißen). So
kocht eben jeder sein ganz persönliches privates politisches
Süppchen, im festen Glauben daran, nur so die Welt kurzfistig oder
langfristig verändern zu können.
Das kann selbstverständlich keinen Erfolg zeitigen. Deshalb wird eine
andere Welt als diese hier, sich nur unter schmerzhaften Geburtswehen
innerhalb der nächsten 250 bis 500 Jahren verwirklichen lassen- oder
auch nicht.
Hinzuzufügen ist, daß selbstverständlich Leute wie Buster T nicht
organisiert sein müssen um mit dem Establisment an einem Strang zu
ziehen. Stets können sie von ihrem sanften Ruhekissen des
demokratisch kapitalistisches Systems aus, sich diebisch freuen, wenn
bei den Linken so gar nichts klappen will. Wohlwissend, daß die
gesellschaftliche Realität auf ihrer Seite steht und notfalls von ihr
mit Waffengewalt verteidigt wird.
Mit lieben sonntäglichen Grüßen
Nonpareil
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(editiert von Winfried Meyer aus Saarbrücken)
Hongkong ?
BEISPIEL :
Quelle :
www.attac.de/forum/viewtopic.php?p=49160#49160
Verfasst am: 18.12.2005, 14:43 Titel:
-----------------------------------------------------------------
Hi @all
BusterT schreibt:
-ZITATANFANG-
In dieser Diskussion wird besonders deutlich, warum linke Bewegungen
in relativer Erfolglosigkeit verharren.
Der wirre Winfried, der phantastische Nonpareil, der paranoide Willy,
der empfindliche critikel, der "Realo" Fritz sind nicht willens
derart an einem Strang zu ziehen, wie es das Establishment seit
Jahren praktiziert.
-ZITATENDE-
Mit dieser Einschätzung hat BusterT selbstverständlich recht. Es ist
richtig, daß das Establisment gemeinsam an einem Strang zieht (auch
die Gewerkschaften als Teil des Establisments tun das); was natürlich
nicht schwer fällt, da diese Herren und Damen sich auf ein
bestehendes politwirtschaftliches System berufen können, das die Welt
seit langem sicher im Griff hält.
Selbstverständlich ist es leichter, aus einer sicheren Bastion im
Rücken, zu kämpfen, als auf freiem Felde. Für eine Welt zu kämpfen,
die überhaupt nicht existiert, kommt einem Kampf gegen Windmühlen
gleich. Jedes Argument aus dieser Ecke kann mit Hinweis auf die
gesellschaftliche Realität federleicht als hirnverbrannter
träumerischer Schwachsinn abgekanzelt werden. Jedes Argument aus
dieser Ecke aber auch, kann allerhöchstens 1000 Menschen erreichen,
und zwar in der Regel genau diejenigen, die sich dafür interessieren.
Im Gegenzug ist es für jeden von uns – egal welcher politischen
Coleur- unmöglich, drei Tage lang, so Ohren und Augen zu
verschließen, daß wir nicht spätestens am Abend des dritten Tages
wissen, daß in zwei Wochen der amerikanische teuerste Film der Welt
„Plixi lori rex“ Premiere in allen deutschen Filmtheatern hat.
Anders gewendet: Das System braucht nur zwei Tage intensiv über seine
Massenmedien etwas verlauten zu lassen, und spätestens nach drei
Tagen ist es in aller Munde. Würde ein einzelner attaci (und alle
sind letztlich Ich.AG’s) eine Aktion starten, bräuchte es „tausend
Jahre“ bevor’s in aller Munde währe. ….“Selbstverständlich“ bin ich
der einzige in meiner attac-Gruppe, der Geldscheine mit der
Aufschrift BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN mit einem Kinderstempel
versieht. Bitte ich meine Gruppe, es mir nachzutun ( es gibt darin
Leute , die das Bedingungslose Grundeinkommen gutheißen), gucken die
mich alle an, als hätte ich irgendwo eine Schraube im Kopf locker.
....Keiner meiner Leser hier wird wohl jemals in seinem Leben einen
solchen von mir bedruckten Geldschein in den Händen halten.
Liest man beispielsweise Beiträge dieses Forums über die gesamte
hiesige Zeitskala hinweg, wird man feststellen, daß es so gut wie
unmöglich ist, Beiträge zu schreiben, die unabhängig von den
jeweiligen politischen Tagesereignissen sind. Im Grunde genommen
reagieren wir alle hier nur auf die Massenmedien. In Abwandlung des
berühmten Satzes von (--verdammt, der Name fällt mir grad nicht
ein--) „Ich lese jeden Tag die Bild-Zeitung, weil ich wissen will,
was das deutsche Volk heute denken muß“, kann man hier sagen: „Ich
lese jeden Tag im Forum, weil ich wissen will, was die Massenmedien
heute verbreitet haben.“
Da sich auch ein sogenannter linker Mensch nicht dem
gesellschaftlichen Zwang der Individualisierung entziehen kann,
werden alle Menschen auf ihr Ich reduziert und damit letztlich
isoliert. Aus ihrer Isolation können sie nur temporär heraustreten,
beispielsweise wenn das System „befielt“ sich in einem Fußballstadion
oder einem großen Konzert gegen Bezahlung zu treffen.
In der attac-Gruppe in der ich arbeite, ist es und nach zwei Jahren
immer noch nicht gelungen, gemeinsam „an einem Strang zu ziehen“, das
heißt gemeinsam kontinuierlich an einer Frage oder an einem Projekt
zu arbeiten. Es braucht nur am Montag irgendein idiotischer
Staatspräsident erzählen, daß er mit 100 Atombomben den Mond zur
Explosion bringen will, dann ist es so sicher wie das Amen in einer
Kirche, daß beim nächsten Donnerstagtreffen genau dieses Thema
ausführlich besprochen wird, obwohl auf der Tagesordnung etwas völlig
anderes steht. Die Mitgliederstandpunkte innerhalb einer solchen
Gruppe können manchmal so konträr auseinandertrifften , so eine
Schärfe erreichen, wie sie stärker nicht zwischen einem
attac-Mitglied und einem CDU-Mitglied sein kann (ich kenne zwei CDU
Mitglieder, die Folter prinzipiell ablehnen und kenne
attac-Mitglieder, die sie unter besonderen Bedingungen gutheißen). So
kocht eben jeder sein ganz persönliches privates politisches
Süppchen, im festen Glauben daran, nur so die Welt kurzfistig oder
langfristig verändern zu können.
Das kann selbstverständlich keinen Erfolg zeitigen. Deshalb wird eine
andere Welt als diese hier, sich nur unter schmerzhaften Geburtswehen
innerhalb der nächsten 250 bis 500 Jahren verwirklichen lassen- oder
auch nicht.
Hinzuzufügen ist, daß selbstverständlich Leute wie Buster T nicht
organisiert sein müssen um mit dem Establisment an einem Strang zu
ziehen. Stets können sie von ihrem sanften Ruhekissen des
demokratisch kapitalistisches Systems aus, sich diebisch freuen, wenn
bei den Linken so gar nichts klappen will. Wohlwissend, daß die
gesellschaftliche Realität auf ihrer Seite steht und notfalls von ihr
mit Waffengewalt verteidigt wird.
Mit lieben sonntäglichen Grüßen
Nonpareil
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(editiert von Winfried Meyer aus Saarbrücken)