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  • Destao

mehr als 1000 Beiträge seit 07.01.2004

RE

> > Machen sie doch. Die meisten zahlen sogar weit mehr als einen Euro
> > jährlich ein, so dass die 60k Zuschuss nur einen kleinen Teil der
> > Gesamtaufwendungen ausmachen.
> Dann wäre es konsequent, von vorneherein darauf zu verzichten.

In welcher Hinsicht wäre das konsequent?

> Ich sehe hierzulande keine "Presseorgane des Kapitals" am Werke, es
> sei denn, Du zählst alle im SPD-Besitz befindlichen Zeitschriften,
> Radio- und Fernsehsender dazu, sowie Zeitungen wie taz, Neues
> Deutschland, Junge Welt etc. mit dazu.

Aha? Welche Presseerzeugnisse bieten denn grundsätzliche
Kapitalismuskritik? Welche Instanzen schreiben über Visionen, die
nicht in sozialem Sparzwang oder in der Zerstörung des Lebensraums
Erde enden? 

> Solches Gesabbel hört man, wenn man die staatlich(!) kontrollierten
> Medien (also alles im Radio/TV sowie die grossen Zeitungen) anguckt
> (mache ich u.a. deswegen auch nicht). Ich kenne privat niemanden, der
> diesen Unfug glaubt.

Das klingt so, als ob diese Schuldenuhr an der Eingangstür des Bundes
der Steuerzahler die Schulden der Wirtschaft bei der Politik
raufzählen würde (und nicht andersrum) - als ob Politiker oder Beamte
(mithin der Staat) noch irgendetwas unter Kontrolle hätten...

> > http://www.dgb-goslar.de/Aktuell/Europa/Bolkestein-Richtlinie.html
> Ach die Richtlinie meinst Du. Die halte ich im grossen und ganzen für
> eine der wenigen Perlen aus dem Brüsseler Sauhaufen, weil durch den
> entstehenden Rechtsordnungswettbewerb viele nationalstaatliche
> Protektionismen geschliffen würden, zugunsten der Kunden (also den
> Bürgern). Aber die RiLi ist eh tot, weil die Politiker das nämlich
> inzwischen auch begriffen haben.

Tja, nur sind die Kunden, die davon profitieren würden, leider auch
diejenigen, deren Arbeitskraft im stetig wachsenden
Dienstleistungssektor immer weniger wert wäre, a) weil es immer
weniger Arbeitsplätze in der Produktion gibt und b)weil die
Konkurrenz nach der Bolkestein-"Rili" nicht mehr nur aus dem eigenen
Lande käme. Die Konsequenz ist, dass die Mehrheit der sogenannten
Arbeitnehmer auf dem Existenzminimum geparkt würde. Wollen wir das?

> Hoffentlich täuschst Du Dich da nicht, was den Widerstand angeht. Ich
> habe den Eindruck, der mit der Tobinsteuer verbundene Einstieg in ein
> *globales* Steuerregime würde nicht wenigen Politikern sehr gut in
> den Kram passen, ergäbe sich doch damit die Möglichkeit, endlich den
> lästigen Steuerwettbewerb zwischen den verschiedenen Staaten
> einzudämmen. Wäre doch ein genialer Schachzug, wenn man irgendwann
> den Globalisierungsgegnern dieses "Zugeständnis" machen könnte. Aber
> dazu muss man vorher erst mal so tun, als wäre man dagegen.

Damit es soweit kommt, müsste es aber reale Machtkämpfe zwischen
Wirtschaft und Politik geben (ich meine damit jetzt nicht den kleinen
Mittelständler, der hat freilich gut zu tun mit dem Staat). Im
Bundestag soll mal einer der Delegierten die Tobin-Steuer als
Aprilscherz-Debatte vorgeschlagen haben - das Gelächter darüber soll
homerisch gewesen sein...

> Scheinbar ja doch. Man muss es halt nur geschickt anstellen, dann
> kann man einerseits den eigenen Amigos ein milliardenschweres
> Zuckerle zustecken, dabei noch gut aussehen und die Demonstranten
> glauben lassen, sie hätten sich durchgesetzt. Und in 10 Jahren, wenn
> alle merken, dass der Schuldenerlass genau nichts gebracht hat und
> die Leute immer noch hungern, verweist man auf die Urheber der
> Schuldenerlassforderung und hat gleich einen passenden Bösewicht.

Wie will man dann aber der Öffentlichkeit klarmachen, dass gerade der
Schuldenerlass dazu führte, dass die Leute trotzdem hungern müssen,
und dass das Bestehen auf Schuldentilgung den Hunger besiegt hätte?
Man könnte höchstens meinen "Obwohl erlassen wurde..." - aber daraus
lässt sich doch keine Schuld ableiten.
Außerdem denke ich, dass wir in zehn Jahren wesentlich mehr über das
Funktionieren (nicht nur) afrikanischer Diktaturen wissen werden. Ich
bin da Optimist...

> Wie man im Irak sieht, ist es gar nicht so einfach, einen solchen
> Bösewicht wieder loszuwerden, wenn man ihn erstmal
> hochgezüchtet/-gerüstet hat.

Saddam ist ja nun abgehakt. Die "verbliebenen" Iraqi scheinen eher
Probleme mit westlichem Sendungsbewusstsein zu haben.

> Aber davon abgesehen ist es schon so, dass es einige Leute gerne sehen, wenn 
> auf dem afrikanische Kontinent möglichst "stabile Verhältnisse" (=Diktatur)
> herrschen. Dann kann man sich nämlich sicher sein, dass einem da kein
> Wettbewerber entsteht. Nur ist es halt reichlich doof, so was noch mit
> Demonstrationen zu unterstützen.

Der Spatz in der Hand... Das, was in Afrika eigentlich vonnöten wäre,
lässt sich zur Zeit nicht fordern, ohne dass man gleich (zwecks
Rufschädigung) einen Horst Mahler an der Backe kleben hat oder
militante Fuzzis in deinem Namen Geiselnahmen durchführen. Da
braucht's schon 'nen zweiten Ghandi - und der wäre am besten
Schwarzafrikaner...

> Allein der Ausdruck "Globalisierungskritik" ist bescheuert, da
> könnten die sich wirklich mal was besseres überlegen. Das Gegenteil
> von Globalisierung ist Protektionismus...

M. E. IST die derzeit propagierte Form von Globalisierung
Protektionismus - es werden die Besitzer unrechtmäßig erworbenen
Eigentums protegiert. DIESE Globalisierung nutzt nur dem Kapital -
niemandem sonst.

> Nur freier Handel ist fairer Handel. Also wenn man schon meint, für
> etwas demonstrieren zu müssen, dann für die sofortige Abschaffung
> aller Subventionen und Handelsschranken gegenüber allen halbwegs
> zivilisierten Ländern.

Ach, und gegenüber den Amis willst du sie bestehen lassen? :P

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