drchaos schrieb am 9. Dezember 2005 15:28
> Dann sollen doch die Mitglieder jeder 1 Euro in die ATTAC-Kasse
> zahlen. Hätte zudem den Vorteil, dass ATTAC niemandem mehr (ausser
> den Mitgliedern) über die Verwendung dieser Mittel Rechenschaft
> schuldig ist, und dass man ihnen nicht den Vorwurf machen kann, sich
> von der EU kaufen zu lassen (das ist nämlich ein anderer Aspekt, der
> im Artikel deutlich zu kurz kommt).
Machen sie doch. Die meisten zahlen sogar weit mehr als einen Euro
jährlich ein, so dass die 60k Zuschuss nur einen kleinen Teil der
Gesamtaufwendungen ausmachen.
Ich sehe das Problem eher dort, wo NGO's auf diese Zuwendungen
angewiesen sind, um ihre Arbeit aufrecht erhalten zu können. Nun ist
m. E. nicht jede NGO automatisch erhaltenswert, nur weil sie als NGO
betitelt wird - aber in Zeiten, wo "kritischer Journalismus" mitunter
schon als Synonym für NGO-Aktivität verstanden wird (weil die
arrivierte Jounaille dem ca$h verpflichtet ist), möchte _ich_ deren
Mittel nicht gekürzt wissen, weil dann nämlich nur noch die
Presseorgane des Kapitals übrigblieben. Nur mal so als _ein_ Beispiel
jetzt...
> Ich stimme Dir sogar darin zu, dass die Investitionszuschüsse von der
> Grössenordnung her das grössere Problem darstellen, aber das ist eben
> nicht das Thema des Artikels. Und darüberhinaus wird man wohl kaum
> jemanden hier finden, der solche Subventionen befürwortet...
Doch, und zwar diejenigen, die immer noch der Meinung sind, dass wir
mehr Arbeitsplätze und längere Arbeitszeiten bräuchten, damit es
"wieder aufwärts geht" - weil ja dann wieder mehr Steuern gezahlt
würden. Das ist doch die offizielle Begründung für diese Art
Subventionen, mit der alles durchgewinkt wird: "Es werden
Arbeitsplätze geschaffen."
> > Ist es dir unangenehm, dass jemand die möglichen Folgen des
> > Bolkestein-Hammers publik macht? Oder dass die Idee der Tobin-Steuer
> > unter die Leute gebracht wird? Dass G8-Gipfel nicht mehr ohne Protest
> > ablaufen können?
> Das erste sagt mir nichts;
http://www.dgb-goslar.de/Aktuell/Europa/Bolkestein-Richtlinie.html
> Tobin-Steuer halte ich für Unfug (begreift doch endlich mal, dass Staat und
> "Konzerne" zwei Gesichter *eines* Apparates sind, und dass man nicht den einen
> Teil schwächen kann, indem man den anderen stärkt)
Damit rennst du bei mir offene Türen ein. Ich befürchte nur, die
Intentionen der Tobin-Steuer-Befürworter sind nicht ausschließlich
die von Dir hineingedeuteten. Man kann anhand des parlamentarischen
Widerstands, der dieser Steuer und damit dem Willen der (besitzlosen)
Mehrheit entgegensteht, diktatorische Elemente im westlichen
Demokratieverständnis aufzeigen. Und genau das passiert auch...
> und die G8-Proteste sind für meinen Geschmack nicht nur reichlich ziel- und
> zwecklos, sondern dienen auch noch als Rechtfertigung für so geniale Coups wie
> die Schulden"streichung" der afrikanischen Diktaturen. Die Folgen dessen
> sind nämlich:
> 1. ... 4.
Sehe ich komplett anders. Mit 200k Demonstranten vor der Tür lässt
sich eben Globalisierung nicht einfach "nach Plan" fortführen. Und
afrikanische Diktaturen existieren solange, wie sie den wesentlichen
westlichen Entscheidungsträgern Vorteile bringen. Weil erstere von
letzteren überhaupt erst ermöglicht werden - mitsamt Schulden und
Paramilitärs.
Während Globalisierungskritiker die _Ursachen_ für die afrikanischen
Schulden abzuschaffen suchen - zum Beispiel durch fairen Handel mit
Waren und Rohstoffen.
> Dann sollen doch die Mitglieder jeder 1 Euro in die ATTAC-Kasse
> zahlen. Hätte zudem den Vorteil, dass ATTAC niemandem mehr (ausser
> den Mitgliedern) über die Verwendung dieser Mittel Rechenschaft
> schuldig ist, und dass man ihnen nicht den Vorwurf machen kann, sich
> von der EU kaufen zu lassen (das ist nämlich ein anderer Aspekt, der
> im Artikel deutlich zu kurz kommt).
Machen sie doch. Die meisten zahlen sogar weit mehr als einen Euro
jährlich ein, so dass die 60k Zuschuss nur einen kleinen Teil der
Gesamtaufwendungen ausmachen.
Ich sehe das Problem eher dort, wo NGO's auf diese Zuwendungen
angewiesen sind, um ihre Arbeit aufrecht erhalten zu können. Nun ist
m. E. nicht jede NGO automatisch erhaltenswert, nur weil sie als NGO
betitelt wird - aber in Zeiten, wo "kritischer Journalismus" mitunter
schon als Synonym für NGO-Aktivität verstanden wird (weil die
arrivierte Jounaille dem ca$h verpflichtet ist), möchte _ich_ deren
Mittel nicht gekürzt wissen, weil dann nämlich nur noch die
Presseorgane des Kapitals übrigblieben. Nur mal so als _ein_ Beispiel
jetzt...
> Ich stimme Dir sogar darin zu, dass die Investitionszuschüsse von der
> Grössenordnung her das grössere Problem darstellen, aber das ist eben
> nicht das Thema des Artikels. Und darüberhinaus wird man wohl kaum
> jemanden hier finden, der solche Subventionen befürwortet...
Doch, und zwar diejenigen, die immer noch der Meinung sind, dass wir
mehr Arbeitsplätze und längere Arbeitszeiten bräuchten, damit es
"wieder aufwärts geht" - weil ja dann wieder mehr Steuern gezahlt
würden. Das ist doch die offizielle Begründung für diese Art
Subventionen, mit der alles durchgewinkt wird: "Es werden
Arbeitsplätze geschaffen."
> > Ist es dir unangenehm, dass jemand die möglichen Folgen des
> > Bolkestein-Hammers publik macht? Oder dass die Idee der Tobin-Steuer
> > unter die Leute gebracht wird? Dass G8-Gipfel nicht mehr ohne Protest
> > ablaufen können?
> Das erste sagt mir nichts;
http://www.dgb-goslar.de/Aktuell/Europa/Bolkestein-Richtlinie.html
> Tobin-Steuer halte ich für Unfug (begreift doch endlich mal, dass Staat und
> "Konzerne" zwei Gesichter *eines* Apparates sind, und dass man nicht den einen
> Teil schwächen kann, indem man den anderen stärkt)
Damit rennst du bei mir offene Türen ein. Ich befürchte nur, die
Intentionen der Tobin-Steuer-Befürworter sind nicht ausschließlich
die von Dir hineingedeuteten. Man kann anhand des parlamentarischen
Widerstands, der dieser Steuer und damit dem Willen der (besitzlosen)
Mehrheit entgegensteht, diktatorische Elemente im westlichen
Demokratieverständnis aufzeigen. Und genau das passiert auch...
> und die G8-Proteste sind für meinen Geschmack nicht nur reichlich ziel- und
> zwecklos, sondern dienen auch noch als Rechtfertigung für so geniale Coups wie
> die Schulden"streichung" der afrikanischen Diktaturen. Die Folgen dessen
> sind nämlich:
> 1. ... 4.
Sehe ich komplett anders. Mit 200k Demonstranten vor der Tür lässt
sich eben Globalisierung nicht einfach "nach Plan" fortführen. Und
afrikanische Diktaturen existieren solange, wie sie den wesentlichen
westlichen Entscheidungsträgern Vorteile bringen. Weil erstere von
letzteren überhaupt erst ermöglicht werden - mitsamt Schulden und
Paramilitärs.
Während Globalisierungskritiker die _Ursachen_ für die afrikanischen
Schulden abzuschaffen suchen - zum Beispiel durch fairen Handel mit
Waren und Rohstoffen.