Ich hatte einmal einen Onkel, der den kompletten Krieg als Soldat (West- und Ostfront) mitgemacht hatte, gefragt, was er von dem Attentat vom 20.Juli 1944 gehalten hatte. Er hielt nicht viel von diesen Leuten.
Er sagte mir: Als Hitler noch siegte, hatten diese Offiziere kein Problem mit ihm und dem Krieg. Die hatten einfach Angst ihre Rittergüter zu verlieren.
Zur Einordnung des Attentats:
Die Reichswehr war noch eine Armee, deren Führung fast ausschließlich aus Adeligen bestand, die teilweise über Generationen dem Kriegshandwerk nachgegangen waren. Früher war es auch nicht unüblich gewesen, für fremde Herren und Mächte zu Diensten zu sein. Etliche Deutsche standen z.B. im Dienste der Zaren. Kriege und Schlachten waren für die Möglichkeit zu Ruhm, Ehre und Vermögen zu kommen. Auch eine verlorene Schlacht oder ein Krieg waren kein Beinbruch. Daher waren diese Leute, jenseits des Standesdünkel, vom böhmischen Gefreiten doch recht angetan.
Hätte die Rote Armee allerdings Deutschland überrollt, wären neben der persönlichen Unbill auch die ganzen Adelsfamilien enteignet worden. Es stand also mehr auf dem Spiel.
Am 20.7.1944 war Stalingrad schon vorbei und damit die Chance den Gegner direkt militärisch zu besiegen. Die Heeresgruppe Mitte wurde gerade in der Operation Bagration aufgerieben und im Westen waren die Alliierten in der Normandie gelandet.
Das fragile Bündnis zwischen den USA, Großbritannien und der Sowjetunion war brüchig. Ziel des 20. Juli war es, diese Widersprüche zu vertiefen.
Da läuft wieder Märchenstunde mit Peter Nowak.
Nur einmal zur Erinnerung:
Januar 1943 (Casablanca-Konferenz) Vereinbaren die Alliierten den totalen Krieg, der nur mit jeweils einer bedingungslosen Kapitulation der Achsenmächte beendet werden kann. Ein Separatfrieden z.B. Deutschland mit UdSSR wird explizit ausgeschlossen.
Kurz darauf gibt es die lustige Rede vom Göbbels, bei der die Nazis so tun, als hätten sie noch das Heft in der Hand.
Nach Stalingrad gibt es nurnoch die Hoffnung auf den "Endsieg". Nein, dass ist nicht die Eroberung der Welt, sondern nur der Glaube an die Idee, dass man den Gegner Müdekämpfen könnte. So müde, wie damals an der Ostfront im ersten Weltkrieg, als die Russen gegen ihre eigene Führung rebellierten und den Zar stürzten. (Aber der rote Zar ist mit anderen Wassern gewaschen.) So ein Müdekämpfen hätte dann den Weg zu Friedensverhandlungen öffnen können.
Die Rote Armee war schon bei der Operation Bagration in der Übermacht und hatte fast das doppelte der Soldaten und das 10-fache an Panzern und Flugzeuge in die Schlacht werfen können.
Auch Stalin, der vorher noch der Paria und nützliche Idiot der Briten und Amerikaner gewesen war, hatte schon in der Teheran-Konferenz im überfallenen Iran schon längst die Hosen an und diktierte den Anderen seine Bedingungen. So ließ er sich dort die Eroberungen durch den Hitler-Stalin-Pakt absegnen. Erst durch den Einsatz der Atombombe ließ Stalin sich wieder einhegen.
Meine Einschätzung:
Wäre der Putsch erfolgreich gewesen, dann wäre die Rote Armee bis weit über dem Rhein marschiert und hätte auch die damals noch schwachen Amerikaner und Briten durchaus auch aus Frankreich und Italien werfen können.
Das in der Reichskanzlei da irgendjemand anderes, mit einem anderen Fähnchen gesessen hätte, hätte niemanden interessiert.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.07.2019 14:02).