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Die Sache mit der Versteifung

Meinesgleichen schrieb am 16. Oktober 2004 9:17

> Wer sich aber darauf VERSTEIFT und damit herumstolziert, "asexuell"
> zu sein, ist nicht besser als so ein dahergelaufener Schwuler,
> Pädophiler oder Hetero...

Ich finde das auch irritierend, aber ich bin mir auch bewusst, dass
es einen kulturellen Subtext gibt, der sich zwar verstehen, aber
nicht wirklich übertragen lässt. Es ist ja kein Wunder, dass diese
Asexuellen-Bewegung in den USA entsteht, nicht so sehr deswegen weil
es z.B. in Frankreich ( siehe Houellebecq ) keinen Diskurs der
sexuellen Antriebslosigkeit/des Oversexing gibt, sondern weil der
Charakter des Zeichens in den USA ein anderer ist als in "Alteuropa".
Man labelt hier anders, weniger positivistisch. Es wird versucht den
Sinn zu fixieren, um dann ( siehe Dekonstruktivismus ) festzustellen,
dass die Signifikanten mutieren und die Realität sich kaum merklich
unter der Sprache verschiebt. Das Zeichen maskiert den Sinn und
verbirgt die Realität. Daher die Bewegung in die Tiefe, um die
Realität hinter den Masken wieder sichtbar zu machen und die
Ambivalenz dieser Verhüllung/Sichtbarmachung. Ganz anders, wenn man
das gesamte Signifikantenset für ein oberflächlicheres Labeln
einsetzt, dass durch die Idee einer "Natur" zwar fixiert wird, diese
Natur aber selbst Gegenstand der genetischen, diätischen, medialen,
pharmakologischen, religiösen Manipulation ist. Wenn dann jemand auf
seinem T-Shirt seine A-Sexualität proklamiert, dann beschreibt er
allenfalls einen Zustand, seine gegenwärtige Natur, der banaler nicht
sein könnte und kein tiefes Schicksal. Das Zeichen besitzt keinen
Überschuss an Sinn, was bedeutet, dass es seinen Träger nicht
belastet. Es versteift ihn auch nicht. Wenn es nicht passt, wird es
weggeworfen und durch eine andere Zustandsbeschreibung ersetzt, die
wieder einer "Natur" entspricht, in derselben Akkuratheit und
Eindeutigkeit. Die Ränder werden jeweils abgeschnitten. Die
skrupellose Entledigung und Aneignung eines Zeichens mag individuell
Zeit kosten, aber diese Übergangsphasen finden keinen Niederschlag im
Denken, sie erschüttern nicht die pragmatische Semiotik. Statt
analoger, historischer Schwere und gravitätischer Sinnverschiebungen
( das Ereignis/ die Epoché/ die Widerkehr/ der Untergang ), hat der
Sinn praktisch zu sein, digital und flexibel.

Tloen








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