Ignoramus-et-Ignorabimus schrieb am 22.02.2023 16:35:
ist ja nicht so, dass ich dir da keinen Erfolg wünschen würde. Aber Schuld ist nunmal eher eine moralische bzw. eine juristische Kategorie. Insofern sehe ich nicht was der Verzicht auf diese Kategorien für ein Deeskalationspotential haben soll.
Diese haben ja im Rahmen politischer Konflikte umgekehrt ja auch kein Eskalationspotential.Die Schuldzuweisung funktioniert ja nicht in der interstaatlichen Kommunikation, die funktioniert höchstens in der binnenstaatlichen Kommunikation zur Legitimierung des staatlichen Handelns. Der Konflikt in der Ukraine besteht ja nicht darin, das Selensky ein persönliches Problem mit Putin hätte oder umgekehrt. Das haben die wahrscheinlich zwar schon, dass ist aber für den Konflikt an sich weitgehend irrelevant.
Du hast Recht, dass es erstmal eine sehr geringe Forderung ist. Es ist aber der erste Schritt, etwas, wo man anfangen kann und dann weitermachen kann. Den größten Effekt hat es sicher an der Stelle, die ich "Geist des Krieges " bezeichnen würde:
Denn unsere Medien haben sich, genauso wie auch die ukrainischen oder die russischen auf alles gestürzt, was man dem Gegner vorwerfen kann, ob es wahr ist oder nicht, und haben daraus ein mächtiges, die Realität übersteigendes Feindbild gebaut, und den Bevölkerungen einen "Grund" gegeben, sich zu bekämpfen. Würden alleine die Medien ihren Kommunikationsstil auf den oben genannten Vorschlag anpassen, würde dieser "Geist des Krieges" zurückgehen und auf individueller Ebene Verbindungen zwischen den Ländern und Menschen wachsen können. Früher oder später entzieht dies dem Konflikt die Grundlage.
Besonders kritisch sehe ich in diesem Zusammenhang auch die EU-Sanktionen. Größtenteils haben die einfach nur alle wirtschaftlichen und persönlichen Beziehungen zwischen den Menschen gekappt, und damit dafür gesorgt, dass der Krieg überhaupt in diesem Umfang geführt werden konnte.