Erst einmal danke dir für die ausführliche Antwort und deine Erklärung, wie du zu deiner Position kommst. Ich verstehe jetzt sehr gut, warum dir mein Vorschlag nicht zusagt.
Ich stimme dir absolut zu, dass es ein großer Unterschied zu den alten Blöcken ist, dass die Gegenseiten heute so immens unglaubwürdig geworden sind. Der Gegenpart zu Putins "Korrektur" ist etwa Baerbocks "Wir müssen Russland ruinieren" oder auch der Umgang mit Misk 2, sowie Merkels Aussage, dass dies eine Finte war. Genau das macht es politisch unmöglich, konstruktive Verhandlungen zu führen, solange beide vom anderen das Bild haben, diese eh nicht einzuhalten. Könnte man dies ändern, wäre immens viel gewonnen.
Meine Position basiert vor allem darauf, dass auf beiden Seiten viele Behauptungen über den jeweils anderen der Propaganda zuzurechnen sind, also nachweislich falsch oder verfälscht sind und dazu da sind, eine Kampfmoral, sowie Unterstützung für militäriaches Handeln hervorzurufen, also damit die zwischenmenschliche Ebene zu vergiften (wie du ja auch geschrieben hast). Mindestens hat dies dafür gesorgt, dass man echte Kriegsverbrechen und Propagandabehauptungen nicht mehr unterscheiden kann, sofern man selbst privat keine Augenzeugen kennnt. Dem gegenüber steht das Leid, das ich eben in Form von Augenzeugenberichten über die Prozedur des Einziehens habe (Abholung und Suche mit Hunden und Sturmmaske, Desserteurstrafen), sowie die im Kampf gefallenen, die ja auf beiden Seiten auch alle Familie haben.
Und dagegen ist es eben wirkungsvoll, den Hass in der Bevölkerung zu reduzieren, denn irgendjemand muss hier die Leute so behandeln und zum Krieg bringen oder Särge zurückschicken und jeder Gewissensbiss, sei es auf ukrainischer oder russischer Seite, bringt Sand ins Getriebe der Kriegsmaschinerie. Und für mich als Privatperson ist in diesem riesigen Chaos eben das der einzige Weg, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass dieses mir persönlich bekannte Leid weniger wird.