Ich glaube, wir haben in den derzeitigen Debatten vor allem ein Problem mit Differenzierungen. Ich selbst bin Deutscher und ich bin mir der deutschen Geschichte sehr bewusst. Ich sehe mich nicht berufen den Staat Israel zu kritisieren oder gar zu beschimpfen, ich sehe mich auch nicht zu Boykottaufrufen gegen Israel berufen (nun ja, ich zweifle mehr und mehr das Instrument des Boykottierens als solches an, aber ganz abgesehen davon will ich als Deutscher nichts gegen Israelis oder den Staat Israel unternehmen). Ich denke, es gibt so viele Verbrechen in der Welt, dass ich mich nun nicht ausgerechnet auf dieses Feld begeben muss, in dem Deutsche untilgbare Schuld auf sich geladen haben, auch wenn ich und auch schon die Generation meiner Eltern hiermit als Handelnde nichts zu tun hatten.
Roger Waters hat einen anderen Hintergrund. Ich denke nicht, dass die Beschränkungen, die ich für mich sehe, für ihn in gleicher Weise gelten. Die Symbolik des Schweins finde ich nichtsdestotrotz abgeschmackt, seine Argumentation kann ich trotzdem nachvollziehen, auch wenn ich seine Symbolsprache prinzipiell ablehne. Noch vor wenigen Jahren haben übrigens auch Zeitungen durchaus differenzierter und abgewogener berichtet, als das heute noch möglich zu sein scheint, wie z.B. die Stuttgarter Nachrichten in diesem Artikel (Streit um Davidstern. Roger Waters und sein Skandal-Schwein. Almut Siefert, 13.08.2013 - 08:00 Uhr)
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