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  • 12haf

385 Beiträge seit 24.01.2002

Meinungsmanipulation, die Sache mit der "Wahrheit"

Im Artikel wirft der Autor "Mainstream-Medien" und Politikern Heuchelei, Propaganda/Populismus und Manipulation vor.
Guter Journalismus sollte genau das tun, den Mächtigen einen kritischen Spiegel vorhalten und Aufklärung betreiben.

Was Journalismus nicht tun sollte, ist Meinungsmanipulation, Verdrehen von Wahrheiten und unreflektierte Wiedergabe von Propaganda.

Im Artikel heißt es zum Beispiel:

Präsidentschaftswahl in der Ukraine: Kann warten ... Tenor: Kritik an Vertagung der Wahl spielt Russland in die Hände ... Doch die aktuellen Machthaber fürchten trotz Ausschaltung der Opposition noch immer den Machtverlust. Daher bleibt der gegenwärtige Präsident Wolodymyr Selenskyj einfach an der Macht, auch nachdem seine reguläre Amtszeit abgelaufen ist.

Um es mal ganz euphemistisch zu formulieren, dies ist ein "Verdrehen der Wahrheit" die schockierend ist. In der ukrainischen Verfassung und weiteren Gesetzen ist klar festgelegt wie im Falle eines Angriffs auf die Ukraine zu handeln ist.
Diese Informationen sind für jeden über wenige Minuten Recherche zugänglich.

In der Verfassung (1996) der Ukraine heißt es, dass im Kriegsfall:

CONSTITUTION OF UKRAINE ----------------------- Article 106. The President of Ukraine shall: ... 19) forward the submission to the Verkhovna Rada of Ukraine on the declaration of a state of war, and adopt the decision on the use of the Armed Forces and other military formations established in compliance with laws of Ukraine in the event of armed aggression against Ukraine; https://zakon.rada.gov.ua/laws/show/en/254%D0%BA/96-%D0%B2%D1%80#Text

Weiter heißt es im "Gesetz über das Rechtsregime des Kriegsrechts" (2015) ganz eindeutig, dass es nicht legal ist Präsidentschafts- oder Parlamentswahlen abzuhalten während sich das Land im Krieg befindet:

About the legal regime of martial law ------------------------------------- Article 19. Guarantees of legality in the conditions of martial law 1. In the conditions of martial law, the following are prohibited: changing the Constitution of Ukraine; amendment of the Constitution of the Autonomous Republic of Crimea; conducting elections of the President of Ukraine, as well as elections to the Verkhovna Rada of Ukraine, the Verkhovna Rada of the Autonomous Republic of Crimea and local self-government bodies; conducting all-Ukrainian and local referenda; conducting strikes, mass meetings and actions. 2. The Verkhovna Rada of Ukraine, no later than ninety days from the date of termination or cancellation of martial law, if regular or special elections to the relevant bodies were to be held during the period during which martial law was imposed, makes a decision on the appointment of elections for deputies of the Verkhovna Rada Autonomous Republic of Crimea, local elections. https://zakon.rada.gov.ua/laws/show/389-19?lang=en#Text

Der Autor versucht das Gesetzestreue Verhalten der ukrainischen Regierung als illegales Verhalten darzustellen - so viel zu den aufrichtigeren "alternativen Medien".

Ferner wirft der Autor westlichen, pro-ukrainischen Medien vor auf dem rechten Auge blind zu sein und auch mal beide Augen zuzudrücken wenn es um die Unterdrückung von Oppositionellen geht. Dies ist sicherlich eine berechtigte Kritik und die Aufgabe von Medien möglichst alle Seiten zu beleuchten.

Andererseits macht der Autor aus Wiktor Medwedtschuk einen sozialdemokratischen Oppositionellen und Freiheitskämpfer in dem er schreibt:

Was Oppositionellen in der Ukraine blüht Welche Folgen diese Repression hatte... am Beispiel des ukrainischen Sozialdemokraten Viktor Medwedschuk. Es ist schon interessant zu erfahren, dass scheinbar nicht antidemokratisch ist, Politiker zu verfolgen, die Parteien aufbauen wollten, die nach 2014 die prorussischen Teile der ukrainischen Bevölkerung vertreten und dass die USA nicht eine Regierung, die für diese Repression verantwortlich ist, sondern die Opfer der Repression sanktionieren. Doch Medwedschuk, der nun im russischen Exil ist, würde sofort verhaftet, wenn er wieder in die Ukraine käme und dort vielleicht sogar kandidieren wollte.

Da drückt der Autor ganz heftig beide Augen zu und vergisst zu erwähnen, dass der Oligarch Wiktor Medwedtschuk einigen Quellen nach inoffizieller Mitarbeiter des KGB war, seit Jahrzehnten ein enger Freund Putins ist und viele Jahre als einer der einflussreichsten Großindustriellen der Ukraine galt.
Er lebt auch nicht einfach im russischen Exil, sondern gilt als Kopf hinter dem Propaganda-Netzwerk Voice of Europe (1).

Es wäre schön wenn der Autor sich an die Maßstäbe halten würde, die er anderen Journalisten, zu Recht, auferlegt.

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Wiktor_Medwedtschuk

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.06.2024 19:05).

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