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Avatar von Anja Böttcher

mehr als 1000 Beiträge seit 24.08.2014

Re: Letztes Aufbäumen einer selbsterklärten Hegemonialmacht

Es gibt mehrere Gründe, warum es so nicht weiter geht:

1. Der Anteil der USA am weltweiten Handel sinkt kontinuierlich.

2. Der Refinanzierungsmodus der USA durch den an den Dollar gekoppelten Handel fossiler Energie kollabiert zunehmen:

a) Rückgang des Handels mit fossiler Energie und Zunahme erneuerbarer Energie.
b) Die USA haben massiv Einfluss im Nahen Osten, der Gegend also mit den höchsten Reserven an fossiler Energie verloren.
c) Die USA und die Nato haben die Türkei verloren, den Nato-Staat mit dem zweitgrößten Militär, der sich eher mit Russland ins Benehmen setzt.
d) China hat seinen nicht mehr in Dollar abgewickelten Handel mit Nahoststaaten im Schatten weiter aufgebaut.

3. Durch Verlust des Einflusses auf die Türkei werden sich die von deren hegemonialen Aspirationen traditionell bedroht fühlenden Balkanstaaten, die eh durch die Orthodoxie Russland nah fühlen, auch eher dabei vertrauen, dass Russland einen moderaten Einfluss auf die Türken hat. Die Nato wird langfristig Griechenland, Bulgarien und die meisten anderen Balkanstaaten verlieren. Damit entsteht aber auch via Österreich, Ungarn, Bulgarien und Ungarn ein Shanghai-Kooperation eine alternative Vernetzungsmöglichkeit zum Westen ausbedungen. Falls China und Russland zusammen, Russland sicherheitsarchitektonisch, China wirtschaftliche, nur zwei Balkanländer (z.B. Griechenland und Serbien) stabilisieren, gehen in Südosteuropa die Fliehkräfte los, dass es sich gewaschen hat.

4. Da der Einfluss der USA auf viele Gegenden nachlassen wird, ihre Handelsperpektive immer schlechter mit den USA werden, werden sie gezwungen sein, ihre Beziehungen zu verbliebenen 'Partnern' umso unattraktiver zu machen und diese asymmetrisch auszupressen. Dadurch werden auch dort die Fliehkräfte gestärkt. Je lustloser die Kooperation wird, umso kräfteaufreibender und teurer werden sie für die USA.

5. Last but not least: Die Kosten für die Hegemonialposition werden immer teuerer, die Reflexe in der Welt immer unvorteilhafter (irgendwann wird kein Medienzauber die US-Bevölkerung mehr täuschen können, dass ihr Land unglaublich unattraktiv für andere ist und diese meise Rolle auch noch irre kostet), ergo wird der Erhalt der Kriegs- und Hegemonialmaschienerie immer innenpolitisch unattraktiver werden.

Das "emperial over-stretching" wird in jeder Hinsicht seinen Preis fordern: Und der wird rasant steigen. Wenn sie nicht selbst zurückbauen, wird es in nicht allzu ferner Zeit eine rasante Erosion geben.

Freilich kann es auch sein, dass die USA vor ihrem Fall noch alles in die Luft jagen werden. Das können sie. Aber halten werden sie sich nicht mehr lange können.

Ach ja: Und alleine der wirtschaftliche Wandel in Deutschland: In 2014 waren die USA noch unser größter Handelspartner. Heute sind sie an dritter Stelle: nach Nr. 1 China und Nr. 2 Frankreich. Trump senkt haut jetzt in das für uns positive Außenhandelsdefizit, sodass der US-Markt noch undankbarer wird im Vergleich.

Ne, sie sind an dem Punkt, an dem sie sich selber erledigen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.12.2017 23:33).

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