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  • Wolfgang Rheinschmitt

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

Nicht einer Meinung!


Zuerst einmal möchte ich sagen, dass der amerikanische
Unabhängigkeitskrieg nicht unbedingt als "banale und
inhaltlich eher unergiebige Geschichte" bewertet werden sollte.

Ich habe mir den Film gestern angeschaut. Das Kino betrat ich mit nicht
allzu hohen Erwartungen, da ich eigentlich kein Fan von Emmerich-Filmen
bin (milde ausgedrückt). Er hat es bisher noch nicht geschafft,
mich mit einem Film wirklich anzusprechen. Bei ihm wirkt alles immer
seltsam steril und irgendwie seicht.

Doch "Der Patriot" hat mich positiv überrascht. Zum
ersten Mal legte er seinen Fokus nicht auf die Spezial-Effekte, sondern
auf die zwischenmenschlichen "Effekte".

Ja, zum ersten Mal hat mich ein Emmerich-Film emtional
"berührt". Z.B. die Szene, in der Benjamin nach kurzer
Pause wieder in den Krieg zieht und sich beim Abschied von seiner
geliebten Familie beinahe damit abfindet, dass seine jüngste
Tochter, die bis dahin noch nie zu ihm gesprochen hat, ihn zu hassen
scheint. Doch dann schreit diese mit Tränen in den Augen in
letzter Sekunde ihre ersten Worte zu ihrem Vater: "Papa, bitte
geh´ nicht, ich sag auch alles, was Du willst!"

Da kullerte auch mir ein Tränchen über meine Backe :´-)

Das verzweifelte Schluchzen und die Trauer über den gerade
gestorbenen ältesten Sohn spielt Mel Gibson ebenfalls sehr
überzeugend.

>Vor allem die voll besetzt in Brand gesteckte Kirche, in der viele
Frauen und Kinder sterben, zitiert die Ikonographie des Holocaust:
Engländer als Waffen-SS, Amerikaner als deren jüdische Opfer
- das ist geschmacklos, nicht nur, weil es ein deutscher Regisseur
verantwortet<

In dem Moment habe ich nicht an die Greultaten der Nazis gedacht,
sondern einfach nur traurig festgestellt, was passieren kann, wenn ein
Sadist Anführer einer Gruppe ist.

>Sie stehen für den schlichten Anarchismus einer reinen
"negativen Freiheit von", für die abfallende Linie eines
allzu "amerikanischen" Naturzustands-Individualismus von
Thoreau bis hin zu denOklahoma-Attentätern - als ein nicht mehr
neoliberales, sondern rechts-libertäres Zurück in die
Wälder verstanden, zurück zur Farm an der
"frontier", in der ein Mann mit Waffe Haus und Familie vor
allem Außen schützt.<

Ähm, mich würde wirklich brennend interessieren, wie lange
der Autor an diesem meisterhaften Satz herumgefeilt hat, bis er ihn uns
schließlich hier in seiner vollen Pracht präsentieren
konnte. Ein glühendes Beispiel für das energische Sezieren
der Bestandteile sowie einer allumfassenden Analyse in einem Rutsch,
aber auch für das Gegenteil von "leicht
verständlich" und "gut lesbar".

Aber vielleicht bin ich wohl einfach nur zu blöd ;->


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