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  • Destao

mehr als 1000 Beiträge seit 07.01.2004

Pathologisierung

Wenn man als Vergleichsbasis den idealen, modernen Sitzmenschen hernimmt, der sich - gut genug, um nicht aufzufallen - stundenlang auf Dinge konzentrieren kann, für die er sich häufig gar nicht wirklich interessiert, und die ihm von Weisungsbefugten vorgegeben werden, könnte man freilich auf die Idee kommen, dass "ADHS"-Menschen abnormal sind, also irgendwie gestört, minderwertig - und behandelt werden müssen, damit auch sie in's Schema passen.

Dabei handelt es sich bei diesen Menschen um ein evolutionär erfolgreiches Modell, das früher in der Menschheitsgeschichte als (Geschlechts-)Partner sehr angesehen und begehrt war. Während Sitzmenschen tief im Winter hungernd in der Höhle am Feuer saßen, hat es "ADHS"-Menschen rausgetrieben, Fährten zu suchen - Wild, potentielle Feinde... Diese Nische der Evolution hat uns mehr als einmal den Ars.h gerettet! Hyperfokus: Sich tagelang bis zur psychischen Erschöpfung auf eine Aufgabe konzentrieren zu können, ist eine absolut positive Eigenschaft, wenn es um's nackte Überleben geht.

Diese Menschen lernen auch heute noch am besten, wenn sie sich dabei bewegen dürfen. Sie verrichten gern physische Aufgaben, bei denen am Ende eine dem Aufwand entsprechende Belohnung steht. Wir könnten diesen Kindern ganz einfach eine ihnen entgegen kommende Lernumgebung schaffen und uns für die Dienste erkenntlich zeigen, die uns dieses Evolutionsmodell in der Vergangenheit geleistet hat. Stattdessen pressen wir sie in unser Cookiecutter-Sitzmenschen-Schema und bezeichnen sie als gestört, wenn sie auffällig werden.

Zeit, sich zu schämen...

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