Die Kiewer Regierung sei nur eine Art Marionette der USA und habe im Prinzip keine eigene Handlungsmacht.
Warum diese Geschichte erzählt wird, ist klar: Die vergangenen Niederlagen der russischen Armee erlitt diese dann nicht etwa gegen ein kleineres Land, sondern nur die Fingerpuppe des übermächtigen Westens, die unpopuläre Mobilmachung in Russland lässt sich so sehr einfach mit einem übermächtigen Feind erklären, mit dem das offizielle Moskau zumindest verbal bereits im Krieg ist.
Diese Aussage erscheint doch ein wenig merkwürdig, denn es ist ja nun kein Geheimnis, dass Russland praktisch gegen den gesamten Westen in der Ukraine kämpft - lediglich eigene Truppen hat er noch nicht geschickt - die massive finanzielle und materielle Unterstützung (Waffenlieferungen) sind in der jüngsten Geschichte einmalig. Zudem hat man die Ukraine in den letzten Jahren seit dem Maidan massiv aufgerüstet und in mehreren großen Manövern NATO-kompatibel gemacht und das geschah ganz offensichtlich in Erwartung der Eskalation der Krise.
Dass Herr Selenskyj nicht nur Befehlsempfänger ist, dürfte einleuchten. Ein so einfaches Bild kann die komplexe Situation nicht widerspiegeln, zumal es selbst unter den Ukraineunterstützern recht unterschiedliche Fraktionen gibt, wie der Autor ja selbst beschreibt. Auch das durchaus undiplomatische Auftreten des ukrainischen "Botschafters" zeugte ja nun nicht gerade von dieser These. Und tatsächlich kämpft die Ukraine ja einen Verteidigungskampf, der den eigenen Leuten die nötige Motivation gibt, trotzdem machen auch gerade viele Ukrainer Selenskyj für den Ausbruch des Krieges mitverantwortlich, stehen jetzt in der höchsten Not für das Land zwar noch zu ihm, aber wenn der Krieg vorbei ist wird er schnell wohl noch unpopulärer, als vor dem Krieg.
Trotzdem kann sich bei allem Eigeninteresse die Ukraine nur partiell einen eigenen Kurs leisten - das hat man im Frühjahr mit dem Johnson-Besuch gesehen - und das ist auch völlig klar, da das Land sowohl militärisch, wie finanziell und wirtschaftlich komplett vom Westen abhängig ist (und es übrigens schon vor dem Krieg war).
Insgesamt ein absolut tragische Situation für die Ukrainer, auch eine Tragödie für Europa. Frieden wäre mehr als nötig, ist aber immer schwerer zu erreichen..