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  • FlinxInFlux

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2006

Re: "Das sind in jedem Krieg immer die Anderen."

Dein Framing-Versuch zieht nicht. Es handelt sich mitnichten um einen Krieg zweier Mächte auf Augenhöhe, die sich um eine dritte Sache zanken. Es handelt sich um einen waschechten Angriffskrieg des einen auf den anderen.

Ohne Frage hat die Ukraine die letzten jahre über in Summe wenig getan, um den drohenden Konflikt zu entschärfen. Letztlich war es jedoch Russlands Hegemonialstreben, was zu diesem Krieg geführt hat. Aus russischer Sicht scheint die Ukraine - insbesondere die Ostukraine - kritisch für deren eigene Existenz zu sein, weshalb bereits zu Kriegsbeginn in langen, schwafeligen Vorträgen das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat hinterfragt wurde.

Der kommende Kriegsgegner wurde damit quasi nicht mehr als eigenständiges völkerrechtliches Subjekt betrachtet, sondern bereits als Teil der "Russischen Welt" in der die russische Armee jedes Recht hat, "Spezialoperationen" auszuführen.

Dieser Trick mag innenpolitisch weiterhin funktionieren, und auch bei Putinisten wie Dir. Die Mehrheit hierzulande sieht das bekanntermaßen anders. Das hat nichts mit Propaganda zu tun, sondern vielmehr mit aufgeklärtem Lernen aus der Geschichte.

Aber sowohl im Westen, wie in Russland gibt es immer noch Menschen die das nicht durchschauen. Muss wohl so sein, sonst wären Kriege nicht möglich.

Kriege wie dieser sind möglich, wenn Staaten ihre einstigen Großmachtträume nicht hinter sich lassen können und ihre Nachbarn respektieren. Die Doktrin der "Russischen Welt" macht exakt das Gegenteil. Mit ihr erteilt sich der russische Staat jedes Recht, Nachbarländer nach belieben zu überfallen, wenn sie vermeindliche Angehörige des eigenen Volks bedroht sehen.

Das ist keine Propaganda, sondern in diesem Jahr offiziell beschlossen.

An der Stelle ergänze ich gerne noch - in Putins eigenen Worten -, wie dieser bereits vor 8 Jahren die genetische Überlegenheit(!) des russischen Volkes gefeiert hat:
en.kremlin.ru/events/president/news/20796

As for our people, our country, like a magnet, has attracted representatives of different ethnic groups, nations and nationalities. Incidentally, this has become the backbone not only for our common cultural code but also a very powerful genetic code, because genes have been exchanged during all these centuries and even millennia as a result of mixed marriages.

And this genetic code of ours is probably, and in fact almost certainly, one of our main competitive advantages in today’s world. This code is very flexible and enduring. We don’t even feel it but it is certainly there.

Bei der Bewertung solcher Reden versuche ich mir immer vorzustellen, wenn hierzulande jemand auf diese Weise daherreden würde. Zwar ist Putin (gegenüber Hitler) immerhin ein Stück augeklärter, weil er die historische Tatsache von Volkerwanderungen und Volksvermischungen anerkennt, im Ergebnis kommt er aber zum selben Schluss: Das eigene Volk ist anderen überlegen. Und genau damit beginnt Faschismus.

Flinx

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