Ich denke der Unterschied beruht darauf, daß die Lokalregierungen die Ideen und Anweisungen der Zentralregierung ausführen sollen - das WIE wird ihnen dabei weitestgehend überlassen. Daher gibt es ja auch einen Flickenteppich bei diversen Maßnahmen, z.B. aktuell die Umsetzung der Zero-Covid-Strategie und die verwendeten Apps. Es ist da also ähnlich wie bei uns, wo ja auch jedes Bundesland oder gar jede Stadt anders verfährt.
Wenn, eine Lokalregierung Mist baut, kriegen sie das sofort zu spüren (im Gegensatz zu uns) und die Beamten oder Offiziellen werden ausgetauscht. Zu sehen war das jetzt in der Stadt Xi'an oder am Anfang der Pandemie in Wuhan - dort wurden über 300 Beamte und Verantwortliche bestraft. China hat für Versager in offiziellen Positionen nur wenig übrig.
Das ganze Regierungssystem ist auf Effizienz und Qualifikation (als Führungsperson) ausgelegt. Man kommt nur durch diverse Qualifizierungstests nach oben, muß bestimmte Positionen gemeistert haben (z.B. als Bürgermeister, dann Provinzgouverneur, etc.) bis man ganz oben ankommt. Das System ist selbstverständlich nicht perfekt.
Daher hat die Zentralregierung ein so hohes Ansehen, weil sie die generelle Marschrichtung vorgibt (5-Jahrespläne), die bisher gut umgesetzt wurden und beim Volk ankamen. Politiker in den Lokalregierungen stehen noch recht am 'Anfang' ihrer Karriere und haben es natürlich etwas schwerer, der Konkurrenzkampf ist in China knallhart, damit auch das Anspruchsdenken und der Ehrgeiz. Dieser Ehrgeiz kann natürlich auch ins Negative gehen und Fehler provozieren - von anderen Faktoren wie Korruption mal ganz abgesehen (ein Problem, das wohl alle Regierungen haben).
Diese Bürokratie, diese Verbissenheit, Formularität und Konkurrenzkampf sind echt Sachen, die mich an China stören, sie könnten da lockerer werden - aber nicht ZU locker, wie bei uns.
Beide Systeme könnten voneinander lernen, denke ich: bei uns kann mehr Effizienz nicht schaden und daß Politiker und Beamte mehr für ihr Fehlverhalten zur Verantwortung gezogen werden (Schäuble & schwarze Koffer...). Die Chinesen wäre anzuraten, bissl mehr Spielraum zu geben, die Leute aus Fehlern lernen lassen und nicht gleich zu ersetzen - kommt natürlich auf die Schwere der Fehler an.
Ach, noch etwas zum 'Ehrgeiz'. Der ist wohl mitverantwortlich für die vielen Hungertoten zu Maos Zeiten. Die kleinen Beamten haben bei den Ernteergebnissen in ihren Gemeinden/Provinzen die Zahlen oft geschönt, um besser dazustehen. Nur hat das der darüberstehende Beamte auch gemacht, so daß die Zahlen, die dann in Peking ankamen vorne und hinten nicht gestimmt haben. Nur diese Zahlen waren ja die Basis, mit der die Regierung bei der Verteilung rechnen mußte - dann waren irgendwann die Lager leer und das Hungern begann. Seit dem ist es nicht unüblich, daß Beamte in den Provinzen ausgetauscht werden, um die Gefahr von zu viel Ehrgeiz und auch Korruption zu verringern. Chinas Regierung ist also durchaus anpassungsfähig, weshalb sie auch den Kapitalismus ins Land geholt haben (aber an die Leine gebunden).
'Es ist egal, welche Farbe die Katze hat, Hauptsache, sie fängt die Mäuse.'