Bigbirl schrieb am 10.01.2022 15:41:
Kommunismus entsteht - wenn überhaupt - nur in entwickelten Produktionsverhältnissen - wenn man keinen Pol Pot Kommunismus will.
Klar, es wäre DER Treppenwitz der Geschichte, wenn ausgerechnet eine kommunistische Partei zum Überleben des Kapitalismus beiträgt, während er in den altkapitalistischen Ländern zusammenbricht.
Aber es eben nicht alles die gleiche Sauce: wenn man bedenkt, daß China 1949 bei 450 Mio Einwohnern noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 35 Jahre, heute aber bei 1,4 Milliarden eine Lebenserwartung von 76 hat, dann ist eben nicht alles gleich.
Aber die Lebenserwartung ist er auch erst seit Ende der 70er Jahre gestiegen - als Deng seine kapitalistischen Reformen durchgesetzt hat.
Entsprechend hat die KPCh auch ein hohes Ansehen - auch bei den immer noch gravierenden Einkommensunterschieden. Diese zumindest abzumildern ist Inhalt des aktuellen Fünfjahresplans. Daß es China schafft, so etwas wie einen modernen Sozialstaat zu entwickeln, kann ich mir gut vorstellen.
Im Moment hat China noch nicht wirklich einen Sozialstaat. Deswegen sind Chinesen auch Sparweltmeister, das dann z.B. in Betongold angelegt wird. Da führt aber auch zu entsprechenden Wildwüchsen und einer Blase.
https://china-wiki.de/das-chinesische-rentensystem-und-die-aktuelle-finanzkrise/
Und China kämpft auch mit einer selbstverschuldeten Überalterung durch die ein Kind Politik. Da jetzt viele aus den starken Geburtsjahrgängen von vor 1979 mit 60 bzw. 55 in Rente gehen.
Daß dies beispielsweise den USA gelingen könnte, glaube ich nicht: da fehlt schon der Wille. Ob die Partei es schafft, das Land in Richtung Kommunismus zu entwickeln, wird man sehen - oder ob dies am Ende sogar gegen sie passieren muß: wer weiß?!
In den USA erwartet auch keiner einen modernen Sozialstaat. Bei der Besiedlung des Westens gab es auch kein Harz4. Man hat halt seine Ranch aufgebaut, oder sein Gold gefunden oder ist gestorben. In den USA wartet keiner darauf das der Staat hilft. Das ist eine völlig andere Mentalität.
Sollten die USA finanziell zusammenbrechen (was passieren kann), sind sie trotzdem 10 Jahre später wieder obenauf. Das hat man z.B. auch bei der grossen Depression gesehen. Scheitern ist in den USA keine Schande - solange man danach wieder aufsteht.
Die USA können durch die Struktur ihrer Bundesstaaten eine Zeit lang sehr gut ohne Zentralregierung leben - in China ist alles zur Zeit sehr auf die Person Xi zentriert und es fehlt diese Flexibilität.
Man erinnert sich vielleicht noch an die internen Machtkämpfe nach dem Tod von Mao - sollte Xi irgendwann in ferner Zukunft sterben wird das gleiche passieren, weil in China gerade die übliche Nachfolgeregelung abgeschafft wurde. Dann wird es ein Machtvakkum geben.