Was ist daran peinlich?
Man wünscht sich eben, dass der Aggressor bestraft und in seiner Arroganz gedemütigt wird und am Ende kleinlaut abziehen muss. Genau wie man es sich bei den Amis gewünscht hat, als sie im Irak einmarschierten. Dafür muss man weder etwas gegen die Russen noch gegen die Amis haben. Das ist ein ganz normaler Reflex, dass man dem Verteidiger die Daumen drückt.
Die Demütigung ist schon in vollem Gange: von der "Spezialoperation", mit der Russland seinen kleinen Bruder Ukraine mal eben im Vorbeigehen mit 100.000 russischen Supermännern einkassieren wollte ist nichts mehr geblieben. Jetzt ist es ein zäher Abnutzungskampf, mit einer russischen Armee in der Defensive, die sich hinter Drachenzähnen und Minenfeldern verschanzt gerade so halten kann. Mit einer Militärführung, die von ihren eigenen Frontkommandeuren verachtet wird und deren einzige Qualität darin besteht, keine Gefahr für Putin darzustellen. Zweifellos treibt der Wunsch, die Russen verlieren zu sehen zuweilen auch skurrile Blüten. Man traut den Ukrainern Unmögliches zu, nachdem sie so viel Unwahrscheinliches schon erreicht haben.
Wir werden die Scheiße nur ausbaden müssen, wenn Russland gewinnt. Die NATO ist schon jetzt gestärkt und konnte sich als Bollwerk gegen den russischen Expansionsdrang wirkungsvoll in Szene setzen. Dass die USA sich aus Europa zurückziehen und ihre europäischen Partner fallenlassen ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Warum sollten sie das tun, nachdem sie so viel investiert haben?