Morgen komm ich dich holen schrieb am 18.10.2022 11:00:
Ein Grund weshalb der Formelkompromiss von 1992 von der DPP nicht geteilt wird, liegt in der Natur des Kompromiss, bei dem man sich zwar auf ein One China geeinigt hat, allerdings die Frage unter welcher Führung, der CPC oder der KMT offen liess, so dass dieser Kompromiss sozusagen der One China Politik beider Parteien gerecht wurde, und man den Status Quo unter diesen Voraussetzungen ausgestaltete.
...Im Übrigen ist die Benennung eines Zeitrahmens für einen Anschluss Taiwans keine Anerkenntnis des Status Quo, das ist, wenn die militärische Option ins Spiel gebracht wird, ein Ultimatum.
Gerade die Interpretationsoffenheit des "Kompromisses", hat ihn doch so attraktiv für beide Seiten gemacht. Und letztlich können auch beide Seiten damit gut leben, da sich am Status Quo eben nix ändert. Der DPP geht es aber eben nicht weit genug, da wünscht man sich längerfristig die formelle Unabhängigkeit.
nein, im Grunde geht's in der ROC ja weniger darum, was man möchte, sondern darum was man auf keinen Fall möchte. Und das ist eine Vereinigung unter einer Regierung der CPC.
Das Ziel formale Unabhängigkeit wurde ja schon unter der ersten DPP Regierung relativiert, und hat wohl auch in der Bevölkerung keine Mehrheit. Das poppt dann auf wenn man das Gefühl hat die Volksrepublik stellt den Status Quo in Frage, und man der Meinung ist, dass man mit der Unabhängigkeit mehr internationale Unterstützung hätte.
Die Offenheit des Formelkompromiss von 1992 in Bezug auf den Status Quo wurde ja nicht nur von der DPP in der Regierungszeit von Chen Shui-bian in Frage gestellt, sondern genauso von der CPC mit dem Sezessionsgesetz von 2005.