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  • Patenthalse

mehr als 1000 Beiträge seit 22.03.2017

Wirtschaftliche Schäden einer verfehlten Energiepolitik versichert auch keiner

Zunächst ist das wenigstens mal ein sachlicher Einstieg in die Diskussion um Kernenergie statt der üblichen Dogmatik oder einem populistischen "Atomkraft nein Danke!".

Dass sich Kernkraftwerke nicht versichern lassen zeigt vor allem eines:
Dass es eine gesamtgesellschaftliche Entscheidung sein muss, ob ein Land Kernkraft nutzt oder nicht. Die muss möglichst sachlich, unter Erwägung der Alternativen diskutiert, und demokratisch (bzw. in einer repräsentativen Demokratie von einer demokratisch legitimierten Regierung) entschieden werden.

Nur ist Kernkraft nicht das einzige Risiko welches sich nicht versichern lässt. Auch die Folgen eines gleichzeitigen Ausstiegs aus Kohle und Kernenergie lassen sich z.B. nicht versichern. Folgt man der Argumentation des Autors, dann müsste das ja bedeuten, dass ein solcher Ausstieg aufgrund der nicht versicherbaren Risiken nicht gemacht werden darf.

Zudem ist Japan ein sehr gutes Beispiel auch dafür, dass ein Land sich trotz dieser Risiken entscheiden kann, weiter auf Kernenergie zu setzen. Sind nun die Japaner alle blöd, oder haben die einfach keine Demokratie? Sind wir Deutschen den Japanern in der ein oder anderen Hinsicht so überlegen, dass wir sicher sein können, den einzig richtigen Weg zu kennen?

Was z.B. bei der Folgeabschätzung der Unfälle sowohl von Tschernobyl als auch Fukushima weit auseinandergeht sind die Zahlen der Todesopfer.
Bei Tschernobyl z.B. zwischen 50 direkt Betroffenen und ca. 4000 Folgetoten durch Krebs laut IAEA bis zu 1,44 Mio. Die Diskrepanz von mehr als zwei Größenordnungen zeigt eben auch, dass die Auswirkungen radioaktiver Strahlung eben nicht so genau bekannt sind, dass man die Strahlenbelastung einfach in Tote umrechnen könnte, was aber von manchen suggeriert und getan wird.

Unlauter wird es, wenn z.B. im Zusammenhang mit Fukushima von 18.000 Toten die Rede ist, und so getan wird als bestünde da irgendein Zusammenhang mit dem Reaktorunfall, obwohl diese Tode Folge des Tsunamis waren.

Eine sachliche Debatte wäre hier also dringend nötig, wobei eben auch die Ungewissheiten klar benannt werden sollten, und der Artikel nennt tatsächlich schwerwiegende Gründe gegen Kernkraft (mindestens Fission) zu sein. Leider wird die Debatte in Deutschland aber bereits im Keim erstickt, typischerweise von Leuten die zwar wenig Ahnung vom Thema haben, aber genau wissen, dass Kernenergie "schlecht" ist, und der deutsche Weg aus der Kernkraft der beste (womöglich nur nicht schnell genug).

Ich halte das Thema bei weitem nicht für so einfach abzuhaken und sehe in deren Haltung auch ein gerüttelt Maß an Hybris gegenüber anderen Ländern in denen man sich anders entschied.

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