Zweifellos hat die iranische Regierung ökologisch sehr viel falsch gemacht und hat zu der durch die Klimaerhitzung herbeigeführten Situation regional massiv verschlimmernd beigetragen. Dass es in der Region ein echtes, gravierendes Problem gibt, bestreitet auch in der iranischen Zentrale niemand. Wie man aus etwas weniger einseitiger Quelle erfahren kann, seien die Behörden auf die Klagen durchaus eingegangen und hätten die eine oder andere Gegenmassnahme ergriffen. Gegen 50° C im Schatten sind sie allerdings machtlos. Oder anders - das Problem in all seinen lokalen, nationalen und internationalen Facetten kann nicht einfach so gelöst werden, wie auch immer.
Der Iran steht seit Jahrzehnten unter einem gewaltigen äusseren Druck, die westlichen Versuche, einen regime change herbeizuführen sind Legion. Dass intern brachial durchgegriffen wird, wenn bei Demonstrationen nicht von konkreten Problemen, sondern von der Systemfrage geredet wird, ist weiter nicht erstaunlich. Würden sich die Protestierenden strikt auf die akute Wasserproblematik und die daraus erwachsenden Probleme beschränken, ginge es friedlicher zu, in erster Linie hätten sie mehr Erfolg. Eigentlich müsste ihnen der gesunde Menschenverstand sagen, dass es in einer akuten Notsituation nicht hilfreich ist, auch noch politische Unruhen zu provozieren. Das kann nur äusseren Feinden zupass kommen, nicht der ohnehin leidenden Bevölkerung.
Vermutlich ist der Misstrauenspegel auf allen Seiten hoch. Der Regierungswechsel wäre eine Chance ihn durch konstruktive Handlungen und dem einen oder anderen Eingeständnis, technische Fehler gemacht zu haben, zu senken, um schliesslich dazu zu kommen, die Situation nüchtern und sachlich zu analysieren und struktuiert ihre Verbesserung anzugehen.