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  • Peter Monnerjahn

311 Beiträge seit 07.07.2003

Re: Antwort

Der Paraklet von Kaborka schrieb am 23. November 2004 21:17
> Ich vermeide dieses Mal das Wort "Begriffstutzigkeit"

Eine weise Entscheidung, da der Argumentation damit sicherlich nicht
geholfen gewesen wäre.

> Zuersteinmal möchte ich auf einen Fehler im Artikel hinweisen:
> Freeman ist beileibe kein Professor für Statistik

Danke für den Hinweis, der absolut berechtigt ist. Ich werde zusehen,
das morgen früh berichtigt zu bekommen.

> , sondern Wirtschaftsprofessor im Bereich Management.
> Das merkt man auch, denn ein Naturwissenschaftler, dessen
> oberstes Gebot Genauigkeit ist, hätte solch ein Paper
> nicht veröffentlicht.

Eines jeden Wissenschaftlers (und zwar auch eines
Wirtschaftswissenschaftlers) oberstes Gebot sollte vor allem auch
sein, die verwendeten Daten und deren Herkunft so gut wie möglich zu
charakterisieren, um es anderen zu ermöglichen, die
Schlußfolgerungen, die er aus ihnen und ihrer Interpretation zieht,
nachvollziehen zu können. In diesem Sinne hat sich Freeman nach
allem, was man als Außenstehender sagen kann, absolut
wissenschaftlich verhalten.

> Freemans Paper steht und fällt mit der Annahme, dass
> Exit-Poll-Predictions genau sind.

Eine Tatsache, auf die er selbst an prominenter Stelle hinweist.

> Dann stellt sich mir die Frage, warum er nicht die offiziellen
> Exit-Poll-Predictions für seine Berechungen nimmt (wie sie z.B hier
> zu finden sind http://www.msnbc.msn.com/id/5297138/)

Auch das hat er explizit in seinem Paper erklärt. Ich bitte das rund
um Fußnote 7 nachzulesen.

> "Zahlenprostitution".

Strenggenommen hat seine Analyse nur hypothesengenerierenden
Charakter. Trotzdem ist diese Abqualifizierung nicht zutreffend.
Weitere Details siehe ganz unten.

> ich sehe keinen
> zwingenden Grund, warum die Freeman'schen Daten richtiger sein
> sollten, zumal er nichtmal weiß, was genau das für Daten sind

Möglicherweise die letzten noch nicht an Auszählungsergebnisse
angepaßte Werte, wie Freeman ausführt. Die echten Werte geben AP und
Co. allem Anschein nicht heraus, also hat sie niemand zur Verfügung.
Freeman weist ausdrücklich darauf hin, daß seine Berechnungen nur
dann richtig sind, wenn die Zahlen halbwegs stimmen. Auch hier ist
ihm m.E. nichts vorzuwerfen.

> Das hat aber wie gesagt absolut nichts zu bedeuten, weil es sich
> dabei um Rohdaten gehandelt hat, deren statistische Korrektur noch
> ausstand.

Soweit ich weiß, ist das nicht zutreffend in bezug auf die Daten von
Freeman. Die waren nur von daher "pure", als sie möglicherweise noch
nicht mit Daten aus tatsächlichen Auszählungen vermischt worden
waren. (Siehe die Fußnote 7 in Freemans Paper.)

> Ich fasse zusammen: Aus unklaren Daten und mit falschen
> Vorraussetzungen erbrütet sich Freeman ein willkürliches Ergebnis.
> Bravo!
> Dazu fällt mir nur der abgedroschene Spruch "Traue keiner Statistik,
> die Du nicht selber gefälscht hast" ein. Ohne dabei Freeman eine
> absichtliche Fälschung unterstellen zu wollen.
>
> Noch ein abschließender Kommentar: Gerade als Journalist sollte man
> nicht mit vorgefertigter Meinung an ein Thema herangehen, sondern
> ausgewogen berichten. In keinen Satz in Deinem Artikel (ich bleibe
> mal ganz unverschämt beim Du) ist zu erkennen, dass es zum Thema
> Wahlfälschung in den USA durchaus *ein paar* fundierte andere
> Meinungen gibt. Erst recht darf man sich nicht auf's Internet und
> Google verlassen (wie es bei TP so üblich ist), weil das Netz meist
> nur halbgaren Dreck ausspuckt. Gerade bei der Interpretation von
> wackelingen Statistiken kommt man wohl kaum umhin, Expertenrat
> einzuholen, indem man sich *vielleicht* mal an den Telefonhörer hängt
> oder eine Email schreibt. Damit läßt sich schon Vieles klären. Sorry
> für die klaren Wort.

Die klaren Worte sind gar nicht das Problem, schon gar nicht ein in
Foren nun mal so übliches und eben nicht unverschämtes Du. Schon eher
unverschämt sind die etwas dreisten Unterstellungen, (1) ich sei mit
vorgefertigter Meinung an das Thema herangegangen, (2) würde mich nur
auf das Internet verlassen und (3) hätte keinen Experten um Rat
gefragt.

ad (1): Da Du mich nicht im vorhinein gefragt hast, ist zunächst mal
das einzig sicher vorgefertigte Deine Meinung zu diesem Punkt.

ad (2): Hier gilt durchaus dasselbe. Zusätzlich bleibt festzuhalten,
daß Deine Pauschalisierung bezüglich Internet-Quellen genauso auf
alle Quellen zutrift, die Du selbst zitierst. Für eine Argumentation
nur begrenzt hilfreich.

ad (3): Ich habe mich tatsächlich an den Telefonhörer begeben und die
Einschätzung eines an der FU Berlin lehrenden Statistikers zu
Freemans Paper eingeholt. Tenor: Zwar sei der Artikel strenggenommen
nicht wissenschaftlich zu nennen -- aus denselben Gründen, die
übrigens auch Freeman selbst anführt --, aber: "Er wirft Fragen auf,
die vermutlich alle berechtigt sind." Und genau aus diesem Grunde
habe ich ihn zitiert. Alle weitergehenden Interpretationen gehen
deshalb m.E. am Punkt vorbei.

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