Marx Weber schrieb am 29. Dezember 2006 7:16
> und vielen Dank dafür.
> Der Artikel zeigt exemplarisch, wie Begriffe einen Diskurs schon
> voraus bestimmen. Man sollte wissen, daß kein höherer Politiker heute
> ohne PR-Mannschaft unterwegs ist. Diese Mannschaft hat u. a. die
> Aufgabe, spezielle Begriffe zu entwickeln, die unser Denken zu einem
> bestimmten beeinflußen sollen. Es tauchen immer wieder solche
> Begriffe auf, die im Grunde keinen Sinn haben, sondern vom jeweiligen
> Zuhörer erst damit aufgefüllt werden: etwa die deutsche "Leitkultur",
> die "Achse des Bösen" oder der "Kampf gegen den Teror". Alle diese
> Begriffe haben es sich, daß sie einerseits nicht näher definiert sind
> und andererseits hochemotional aufgeladen sind. Wie kann ich gegen
> dt. Leitkultur, für die Achse des Bösen oder gegen den Kampf gegen
> den Terror sein? Wie kann ich dagegen sein, daß diese hochbösen
> Killerspiele verboten werden? Ach ja, Multikulti ist auch so ein
> nettes Wort.
> Selbst Leute, die sich für intellektuell halten, weil sie für
> Zeitungen schreiben, unterlassen es in der Regel, diese Begriffe
> näher zu definieren. Wie kann man aber eine Debatte führen, ohne
> solchen Phrasen einen Sinn verliehen zu haben? Alles in allem sind
> die Begriffe darauf ausgelegt, uns zu verwirren und unsere Gedanken
> in eine bestimmte Richtung zu lenken, und das Faszinierende daran
> ist, wie einfach es funktioniert.
Absolut richtig, und erschreckend zugleich.
Und noch einen drauf: merkwuerdig wird es dann bei "Krieg gegen den
Terror". Deutsche Soldaten sind auf einer "Friedensmission" im Norden
Afghanistans. Dort sind dann also Friedensmissionare im Krieg gegen
den Terror, oder? Im Sueden Afghanistans werden die
Friedensmissionare dann einen Krieg gegen den Kleinkrieg fuehren,
nicht?
Wenn im Nahen Osten mal wieder eine Bombe hochgeht, dann geraet der
Friedensprozess ins stocken. Falls hier einmal eine Bombe hochgehen
sollte, dann werde ich auch sagen: "Oh, der Friedensprozess geraet
ins stocken."
Gesundheitsreform ist auch ein besonders schoenes Wort. Jeder
Widerstand dagegen ist zwecklos und zum Scheitern verurteilt.
Das alles darf man getrost "neusprech" nennen. Wahrlich, es
funktioniert.
Lichtbit
> und vielen Dank dafür.
> Der Artikel zeigt exemplarisch, wie Begriffe einen Diskurs schon
> voraus bestimmen. Man sollte wissen, daß kein höherer Politiker heute
> ohne PR-Mannschaft unterwegs ist. Diese Mannschaft hat u. a. die
> Aufgabe, spezielle Begriffe zu entwickeln, die unser Denken zu einem
> bestimmten beeinflußen sollen. Es tauchen immer wieder solche
> Begriffe auf, die im Grunde keinen Sinn haben, sondern vom jeweiligen
> Zuhörer erst damit aufgefüllt werden: etwa die deutsche "Leitkultur",
> die "Achse des Bösen" oder der "Kampf gegen den Teror". Alle diese
> Begriffe haben es sich, daß sie einerseits nicht näher definiert sind
> und andererseits hochemotional aufgeladen sind. Wie kann ich gegen
> dt. Leitkultur, für die Achse des Bösen oder gegen den Kampf gegen
> den Terror sein? Wie kann ich dagegen sein, daß diese hochbösen
> Killerspiele verboten werden? Ach ja, Multikulti ist auch so ein
> nettes Wort.
> Selbst Leute, die sich für intellektuell halten, weil sie für
> Zeitungen schreiben, unterlassen es in der Regel, diese Begriffe
> näher zu definieren. Wie kann man aber eine Debatte führen, ohne
> solchen Phrasen einen Sinn verliehen zu haben? Alles in allem sind
> die Begriffe darauf ausgelegt, uns zu verwirren und unsere Gedanken
> in eine bestimmte Richtung zu lenken, und das Faszinierende daran
> ist, wie einfach es funktioniert.
Absolut richtig, und erschreckend zugleich.
Und noch einen drauf: merkwuerdig wird es dann bei "Krieg gegen den
Terror". Deutsche Soldaten sind auf einer "Friedensmission" im Norden
Afghanistans. Dort sind dann also Friedensmissionare im Krieg gegen
den Terror, oder? Im Sueden Afghanistans werden die
Friedensmissionare dann einen Krieg gegen den Kleinkrieg fuehren,
nicht?
Wenn im Nahen Osten mal wieder eine Bombe hochgeht, dann geraet der
Friedensprozess ins stocken. Falls hier einmal eine Bombe hochgehen
sollte, dann werde ich auch sagen: "Oh, der Friedensprozess geraet
ins stocken."
Gesundheitsreform ist auch ein besonders schoenes Wort. Jeder
Widerstand dagegen ist zwecklos und zum Scheitern verurteilt.
Das alles darf man getrost "neusprech" nennen. Wahrlich, es
funktioniert.
Lichtbit