Bei dem ganzen Geschwafel kann man sich ja nur die Augen reiben.
Hey Leute, es geht um die Schule! und die Kinderverwahrung! am Nachmittag.
Das soll jetzt plötzlich einmal etwas tolles und so unheimlich förderndes für die kindliche Entwicklung sein? Welche Kräuter werden da eigentlich so geraucht?
Der Hofgang ist für den Knastologen auch etwas unheimlich wichtiges.
Mir ist noch niemand untergekommen, der diese ganzen tollen Sachen, welche diese Experten dort hineindichten, für sich unterschrieben hätte.
In meiner Kindheit haben die Kinder die Schule auch lieber von außen, als von innen betrachtet. (Auch wenn durchaus Mitschüler zu den Freunden gehörten.)
Daran hat sich auch heute nichts geändert.
Und die Kinderverwahrung, ähm Nachmittagsbetreuung? An dem öden Ort den ganzen Tag abhängen? Keinen privaten Rückzugsraum. Keine Möglichkeit wirklich das zu machen, was Spaß macht.
Meine Kinder hatten darauf keinen Bock und bekamen dann auch die neidvollen Blicke der Abgeschobenen, die dort hocken mußten.
Vernachlässigung und Triage behört bei den Abgeschobenen doch zum Alltag.
Nur einmal zur Erinnerung:
Tagesmutter: bis 5 Kinder. (Der große Unterschied zur alten Großfamilie: Dort waren die Kinder unerschiedlich alt und die größeren halfen der Mutter bei der Betreuung.)
Schule: 20-30 Kinder pro Klasse. (Durchschnittswerte.)
Nachmittagsbetreuung: 1:20 (Vollzeit-Äquivalent, Nach AWO-NRW)
Ab wann?
Na ja, da gibt es auch praktisch keine Untergrenze.
Ein mir bekannter Fall: Die Eltern (beide Jura-Studenten) karrten ihr Kind, ganz biodynamisch mit dem Lastenfahrrad als erste zur Tagesmutter und holten es dann auch als letzte wieder ab.
Um das Kind einmal beim Namen zu nennen:
Bei diesen Betreuungsschlüsseln arbeitet das Betreuungspersonal immer mit einer "Triage". D.h. die Problemkinder nehmen fast die gesamte Ausmerksamkeit in Anspruch, dann bleibt noch etwas Zeit für die Lieblinge und der Rest fällt hinten runter.
Wie bei den Küken im Vogelnest. Wer da nicht drängelt und schreit, der fällt hinten runter.
Diese Kinder lernen hauptsächlich nur zu funktionieren.
Die eigenen Ansprüche, Sorgen und Nöte zurückzustellen, weil die ja sowieso niemand
hören möchte. Erst recht nicht die Alten, die am Abend auch fix und fertig sind, den Haushalt noch stemmen müssen und sich bei ihrer Arbeit auch nicht mit solchen Sachen belasten wollen.
Die Covid-19 Pandemie hatte dann den Effekt, als wenn man Käfighühner in die Freilandhaltung verfrachtet. Einen Haufen Stress für solche Kinder und Eltern in der Umstellungsphase. Manche Eltern werden sich auch gewundert haben, wie schlecht ihre Kinder unterwegs sind.
Aber den Kindern ist auch bewusst, dass nach der Freilandhaltung es wieder zurück in den Käfig gehen wird. Das macht die Sache auch nicht besser.
Aber es wird immer heftiger für die Prekarisierung der Kindheit getrommelt.
Klar, da geben sich Kapitalisten und Sozialisten nichts: Mit der Massenkinderhaltung die Arbeitskraft der Mütter und Eltern noch besser ausbeuten können.