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542 Beiträge seit 06.04.2007

Marxist?

demon driver schrieb am 15. April 2007 12:58

> > Die Schule ist nur ein Teil durch den Kinder etwas lernen, die Eltern
> > sind der wichtigere Teil.

> Andererseits überschätzen viele Eltern die Einflussmöglichkeiten auf
> ihre Kinder.

Was das klassische "Ich hab dir schon tausendmal gesagt..." angeht:
ja.

Aber ich glaube, du unterschätzt, welchen Einfluss das hat, was die
Eltern dem Kind vorleben.

> > Sie werden mit den Medien alleine gelassen.
> > Zudem fehlt vielen Eltern einfach selber das wissen um die
> > Kindererziehung.

> Yep. "Elternführerschein" now, sonst Kinderverbot! (Nur halb ironisch
> gemeint.)

Meinst du das ernst, das "halb"? Wie kannst du! Willst du derjenige
sein, der den Richtlinienkatalog erstellt, anhand dessen festgelegt
wird, wer sich fortpflanzen darf und wer nicht? Du hast dich eben
noch (zu recht) gegen leichtfertige Bezugnahme auf den
Nationalsozialismus ausgesprochen. Mit deinem "halb" bist du aber
bereits auf halbem Weg in die vorbeugende Euthanasie.

> > Früher in den Großfamilien [...]

> Richtig ist, dass es in der Großfamilie zusätzliche Korrektive
> gegenüber den einseitigen Einflüssen der Kleinfamilie gab, und das
> war zweifellos gut.

Konnte so sein, war es keinesfalls immer.

> Die Großfamile war aber auch nicht wirklich der Hort der optimalen
> Kindererziehung. Richtig ist, dass es vollkommen verfehlt ist, die
> Kleinfamilie als alleinseligmachenden Grundpfeiler der Gesellschaft weiter in
> den Vordergrund zu stellen, wie es von der Realpolitik weiterhin betrieben
> wird.

Die funktionierende Kleinfamilie: ein (logischer) Arbeitsplatz, der
zum Leben reicht, der auch auf beide Eltern aufgeteilt sein kann, so
dass ein Elternteil sich um die (geringe) Anzahl Kinder kümmern kann.
Diese kleinen Einheiten können sich, auf freiwilliger Basis,
miteinander verzahnen, um auch in deiem Modell vorhandene Defizite
auszugleichen. Ein erfolgversprechenderes, naheliegenderes und
humaneres Modell gibt die menschliche Geschichte nicht her, die
Großfamilie kann da nicht mithalten, staatlich-technokratische
Erziehungslabore schon gar nicht.

> > Wer nun glaubt in den vielbeschworenen Kinderkrippen eine Hilfe zu
> > finden wird sich sehr wundern. Nicht nur das man dann den Einfluss
> > auf die Erziehung minimiert und die Kinder zusätzlich entfremdet [...]

> Das kann man so nicht sagen. Den Einfluss der Kleinfamilie auf die
> Erziehung zu minimieren kann in vielen Fällen nur gut sein

Ach, für wen denn? Für "die Gesellschaft"?

> Entscheidend ist, wie die Kinderkrippen letztlich ausgestaltet sind, ob es
> sich da um bloße Verwahranstalten mit minimalem Betreuungsaufwand durch
> minimal geschultes Personal handelt, oder dort eine engagierte und
> sozialpädagogisch fundierte Betreuung stattfindet.

Genau, die heute nach diesen und in fünf Jahren nach dem dann
wissenschaftlich neuesten Schrei erzieht, und zehn Jahre später
wieder ganz anders - oh, tut uns leid, wir mussten experimentieren.
Am Besten bringt diese "fundierte Betreuung" die Kinder noch in
Frontstellung zu ihren Erzeugern ("Isch zeig disch beim Jugendamt
an!"), vielleicht sollte man das Kinderkriegen ja auch ganz verbieten
und sich auf pädagogisch leicht pflegbare und gesellschaftlich
wertvolle Züchtungen verlegen, nach DIN oder ISO.

Entschuldige die Polemik, aber es hat sich über die Jahre ein großes
Mißtrauen gegenüber Reden wie deiner bei mir gebildet.

> Die immer weitergehende Ökonomisierung des öffentlichen Bereichs lässt
> allerdings leider bereits weitreichende Schlüsse zu, in welche Richtung sich
> das in Zukunft am ehesten bewegen wird. Und da kommen wir dann zu den
> Kernproblemen unserer Gesellschaft, von denen die, die wir hier diskutieren,
> überhaupt erst bedingt werden, wenn man etwa auch in den Bildungssektor
> schaut und die Hürden für die "bildungsfernen Schichten", die ihrem Nachwuchs
> das Ausbrechen daraus systematisch erschweren.

Wenn du mit Kernproblem den eklatanten Mangel an Respekt, Disziplin,
Zuverlässigkeit und Verantwortungsfähigkeit meinst und das
Wohlgefallen, den die zunehmende Abwesenheit derart kleinbürgerlicher
Laster und ihr Ersatz durch erfrischend freche
Leck-mich-und-schenk-mir-Geld-Attitüde in manchen Kreisen hervorruft,
dann geb ich dir recht.

Es gibt dieses Sprichwort: der erste baut auf, der zweite bewahrt,
der dritte verspielt. Deutschland steht am Übergang von Phase zwei zu
Phase drei.

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