Ich bin ja nunmal Piefke und habe keinen Dunst, was in der Schweiz ein "angemessenes Gehalt" ist.
Was ich aber weiß, ist, dass Handwerk & co einen immer schlechteren Stand hat. In Deutschland, weil jede Lehrstelle direkt mit einem Zeitarbeiter aus Osteuropa besetzt wird. Der ist günstiger als ein Mindestlöhner, verdient aber immernoch mehr als in der Heimat. Wie soll da der Einheimische konkurrieren, der aktuell mindestens 3000,- Euro Brutto verdienen sollte als Facharbeiter? Vom "Mindestlohn" kann man ja nicht leben.
Vor 30 Jahren jedenfalls wussten die Kinder i.d.R. was sie werden wollten: Polizist, Feuerwehrmann, Bauarbeiter, Lokführer, Krankenschwester, Lehrerin. So ungefähr. Heute? "Irgendwas mit Medien", "Influencer", "Hauptsache nicht körperlich anstrengend". Ja, irgendwas muss passiert sein die letzten 30 Jahre, und sicherlich hat jeder da seine eigene Idee, was die Ursachen sind.
Fakt ist, dass keiner mehr Lust hat auf "richtig arbeiten". Wenn, dann was im Büro, mit Gleitzeit, keine Schichterei. Ich hab junge Kollegen, die sind nach 30 Wochenarbeitsstunden fertig und akzeptieren das niedrigere Einkommen, weil Freizeit wichtiger ist als Schufterei ohne Sinn und Zweck. Denn auch wer 40+x arbeitet, verdient zu wenig, als dass es die Rente sichert oder eine Immobilie finanziert. Wenn man also weiß, dass "Arbeit nicht lohnt" macht man eben nur noch das Minimum, was möglich ist, und dann natürlich am liebsten etwas, was nicht allzu anstrengend ist. Wer will also noch Bäcker sein (früh aufstehen) oder Metzger (körperlich anstrengende Arbeit und besonders schön isses nicht) oder im Pflegeberuf sein Geld verdienen (körperlich anstrengende Schichterei im Dauereinsatz), Polizist (Prügelknabe der Nation) oder Maurer, Klempner oder Elektriker, allesamt bei Wind und Wetter auf Montage?
Irgendwo muss man mal ansetzen und diese Berufe wieder interessanter zu machen, statt dem Traum, möglichst ohne einen Handschlag richtig viel Geld zu kriegen. Da ist schon in der Gesellschaft was kaputt, das liegt nicht nur an den Unternehmen allein. Zumindest in der Schweiz scheint das Salär ordentlich zu sein, aber ich habe ja als Piefke keine Ahnung, was so die Lebenshaltungskosten sind. Für 6000,- Scheine geh ich auch Kabel im Bauschutt ziehen ohne Murren, wenn's nicht Überstunden ohne Ende hagelt, versteht sich.