... wird offensichtlich immer besser je älter jemand wird. Anders kann man ja Kissingers Analysen und Rekurse auf längst gescheiterte Politikmodelle nicht interpretieren. Das fängt an mit:
Dazu brauche es die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine. Deren Abschreckungskraft und Schutz würde dann den anderen Sprung in der Vorstellungskraft, der für einen dauerhaften Frieden nötig sei ermöglichen: die Einbindung Russlands in eine europäische Friedensordnung.
wie kommt man eigentlich darauf, dass eine europäische Friedensordnung und dauerhafter Friede mit einem russischen Regime dann möglich wäre, wenn die Ukraine in die Nato eingebunden ist, wenn die bestehende europäische Nachkriegsordnung vom selben Regime seit mindestens 10 Jahren in Worten und Taten in die Tonne getreten wird, und offen imperiale Ansprüche geltend gemacht werden ?!? Das wäre zumindest erklärungsbedürftig. Ebenso wie folgende Überlegung:
Die Welt des 19. Jahrhunderts basierte auf der Annahme, dass die Existenz der Staaten, die ihr mit anderen Ansprüchen gegenübertreten (i.O. "contesting"), nicht in Frage gestellt wurde.
Vielleicht hat er's ja vergessen, oder im blauen Himmel der Erinnerung ausgeblendet. Aber die Balance der imperialistischen europäischen Mächte im 19. Jahrhundert hat genau so lange gehalten, wie es eine Welt zur kolonialen Aufteilung gab. Als dies abgeschlossen war, und es nichts mehr zu verteilen gab, brach auch diese Balance zusammen, und kulminierte schliesslich im 1. Weltkrieg.
Und wenn wir schliesslich an den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück gehen, dann begann die damalige europäische Nachkriegsordnung mit dem Wiener Kongress und einem Regime Change in der unterlegenen französischen Republik. Da hat der gute Kissinger wohl ein bisschen geschummelt, und den Ausgangspunkt einfach mal aussen vor gelassen.