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Phänotypische Intersexualität ist sehr selten

Der Psychater schrieb am 23.12.2022 11:23:

Wenn es zwei Geschlechter gäbe mit einem Kontinuum von Variationen in der Anatomie und Physiologie, so ist es doch eine Interpretationssache, diese Variationen als Vielgeschlechtlichkeit zu bezeichnen.

Selbst wenn es so sein sollte, schließt das aber nicht aus, dass es zwei dominierende Merkmalsgruppen gibt, und es schießt auch nicht aus, dass es für die überwiegende Mehrheit der Menschen am einfachsten ist, bei der Geburt zunächst einmal einer dieser dominierenden Merkmalsgruppen zugeordnet zu werden.

Es ist halt ein Fakt, dass bei manchen Menschen bei der Geburt keine Geschlechtsmerkmale zu sehen sind, diese Personen jedoch aufgrund der doktrinären Zweigeschlechtlichkeit mehr oder weniger willkürlich sofort in das dichotomische Schema gepresst werden, worunter sie später leiden.

Phänotypische Intersexualität, bei der keine eindeutigen äußeren Geschlechtsmerkmale angeboren sind, ist sehr selten und deutlich seltener als andere Phänomene, die von Intersektionalisten teilweise auch gegen den Willen der Betroffenen unter dem neumodischen Sammelbegriff "Transgender" zusammengefasst werden.

Davon abzugrenzen sind XY-Frauen, XX-Männer und Menschen mit Chromosomenaberrationen. Eine Abgrenzung ist aus folgenden Gründen sinnvoll:

1. Im Gegensatz zu phänotypischer Intersexualität werden XY-Frauen, XX-Männer und Menschen mit Chromosomenaberrationen oft mit eindeutigen äußeren Geschlechtsmerkmalen geboren.
2. Der abweichende Karotyp fällt oft erst in fortgeschrittenem Alter auf, je nach Form wird sogar von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
3. Die Betroffenen können sich oft mit ihrem phänotypischen Geschlecht problemlos identifizieren.
4. Längst nicht alle Betroffenen betrachten sich selbst als intersexuell und nicht wenige wollen weder als intersexuell noch als transgender bezeichnet werden.

Offensichtlich macht es sowohl sozial als auch aus empirischen Gründen Sinn, die strikte Vorstellung, es gäbe nur zwei Geschlechter, zu denen jeder Mensch ab Geburt zugeordnet werden müsse, aufzugeben.

Richtig ist, dass es wenig Sinn ergibt, Menschen, die ohne eindeutig männliche oder eindeutig weibliche Geschlechtsmerkmale geboren werden, krampfhaft als männlich oder weiblich zu klassifizieren.

Daraus folgt aber noch lange nicht, dass es für die Masse der Menschen besser wäre, zunächst einmal gar kein Geschlecht zugeordnet zu bekommen.

Der Streit innerhalb der feministischen Community ist deshalb so verbissen, weil sich manche Frauen in ihrer Identität massiv bedroht sehen.

Nein. Die Konflikte zwischen klassischen Feministinnen und postmodernen Intersektionalisten resultieren in erster Linie daraus, dass für klassische Feministinnen der Schutz von Frauen vor Übergriffen durch Männer eines der konstituierenden Ziele darstellt. Damit einher geht die Schaffung von dedizierten Schutzräumen für Frauen, zu denen Männer keinen Zugang haben sollen. Konzepte wie Gender Self Identification stellen diese klassischen Schutzstrategien in Frage.

Zugleich möchte niemand zurück zum Konzept des 'Dritten Geschlechtes' aus dem 19. Jahrhundert, was eine Bezeichnung von schwulen Männern war, lesbische Frauen spielten damals keine Rolle.

Und wer fragt die vielen binären XY-Frauen, XX-Männer und Menschen mit Chromosomenaberrationen, die nie ein Identifikationsproblem hatten, sondern ihren Zustand in erster Linie als medizinisches Problem betrachten, ob es für sie in Ordnung ist unter dem Sammelbegriff "Transgender" subsumiert zu werden?

Diese Konflikte finden auf dem Rücken von Menschen statt, die um ihre körperliche und psychische Unversehrtheit fürchten müssen, da bedeutende Teile der Gesellschaft äußerst gewalttätig auf sie reagieren, oder sie psychisch unter Druck setzen.

Du lässt außer acht, dass Frauen, die für Männer unzugängliche Schutzräume wie Frauenhäuser aufsuchen, in aller Regel ebenfalls um ihre körperliche und psychische Unversehrtheit fürchten, und dass es den als TERF diffamierten klassischen Feministinnen in erster Linie um die Aufrechterhaltung dieser Schutzräume geht.

Es liegt hier also ein tatsächlicher materieller Konflikt zwischen den Schutzbedürfnissen verschiedener Personengruppen zugrunde.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.12.2022 14:08).

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