Inzwischen habe ich mich damit abgefunden, daß Du so auf eine
"Stärkung" Europas in erster Linie durch Aufrüstung fixiert bist, daß
Du alle anderen Zusammenhänge praktisch ausblendest.
Also blende auch ich für den Moment mal alles andere aus und
untersuche nur Deine eigene Sicht. Du versicherst wieder und wieder,
daß Du Dir eine Stärkung Europas wünschst, damit Europa nicht (noch
mehr) in eine Abhängigkeit von den USA gerät, die -davon gehst Du ja
wohl aus- die USA hemmungslos ausnutzen und weiter auszunutzen
gedenken.
Wie erklärst Du Dir, daß ausgerechnet Dein Rezept GEGEN diese ungute
Situation von den USA selbst den Europäern aufgezwungen werden soll?
Oder ist Dir entgangen, wie sehr die USA auf eine Aufrüstung Europas
drängen? Heute kann man es im SPIEGEL wieder nachlesen: "Guter
Freund. Joschka Fischers Besuch in Washington hat den
deutsch-amerikanischen Konflikt nicht beendet. Die Amerikaner stellen
neue Forderungen." heißt es da auf Seite 136. Und weiter, unter
Bezugnahme auf den amerikanischen Nato-Botschafter, Nicholas Burns:
"Gemeinsam mit Kanada und Luxemburg trage Deutschland bei den
Wehrausgaben in der Nato die rote Laterne, rügte der Diplomat. Berlin
solle tunlichst zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukt für das Militär
aufwenden - was satten 40 Milliarden Euro entspräche. Das wäre ein
mächtiger Sprung im derzeit für 2003 geplanten Wehretat von 24,4
Milliarden, den Finanzminister Eichel freilich noch kürzen möchte."
Glaubst Du wirklich, die USA würden sich für die Aufrüstung Europas
einsetzen, wenn das ihren eigenen Möglichkeiten und Plänen
zuwiderlaufen würde?
Und noch ein Problem habe ich mit Deiner Haltung. Die "europäischen
Interessen", wie Du sie beschreibst, beschränken sich auf so etwas
wie "Sicherung von Ressourcen" und "Erhöhung des Lebensstandards". So
wichtig das ist: Wenn wir dies vornehmlich durch militärische Stärke
zu erreichen versuchten - dann wüßte ich gar nicht, worin Europa sich
eigentlich von den USA unterscheiden sollte? Mir geht es aber bei der
auch von mir gewünschten Stärkung Europas vielmehr darum, daß ich mir
davon erhoffe, daß ein einiges Europa für mehr Gerechtigkeit in der
Welt eintritt, dafür, daß die gnadenlose Ausbeutung einem gerechten
Welthandel weicht, daß die europäische Idee UND Praxis des
Sozialstaates erhalten und auch für andere Teile der Welt möglich
wird. Auch wenn ich mir durchaus darüber im klaren bin, daß das ohne
einen gewissen VERZICHT AUF UNSERER SEITE nicht möglich ist. Dazu bin
ich bereit. Und, was für Dich vielleicht wichtiger ist, ich bin auch
überzeugt davon, daß es auf die Dauer billiger ist, friedlich zu
teilen, als einen blutigen Krieg nach dem anderen zu führen und
weiter und immer mehr Millionen Menschen in aller Welt zu
Flüchtlingen zu machen, weil Spekulanten ganze Volkswirtschaften
verarmen lassen.
[Wie es derzeit besonders krass in Südamerika zu beobachten ist. Du
warst doch dort? Du mußt davon doch etwas bemerkt haben? In den 60er
Jahren hatten die Argentinier noch einen Lebensstandard, der dem der
Kanadier entsprach; heute können sie davon nur noch träumen.]
Von dem ungeheuren Leid, das Krieg bedeutet und das in Kauf zu nehmen
eine Politik der militärischen Stärke bedeutet, ganz zu schweigen.
Wenn aber von Europa gar keine neue, gerechtere Weltpolitik ausgehen
soll, sondern nur ein Abklatsch US-amerikanischen Hegemonie-Gebarens,
dann wäre es für mich völlig sinnlos, eine Emanzipation Europas von
den USA anzustreben... Dann könnte genauso gut alles bleiben, wie es
ist.
Die Stärke Europas liegt doch gerade in der -mühsam genug erworbenen-
Fähigkeit zur KOOPERATION, zum Ausgleich der Interessen auf dem Wege
der Verhandlung zu gelangen, statt eigene Interessen mit Gewalt
durchzusetzen. Dafür wird Europa in der Welt zunehmend bewundert -
und als das im Vergleich zu den USA bei weitem attraktivere Modell
angesehen. Wir hätten daher große Teile der Welt auf unserer Seite,
wenn wir mit dieser speziell europäischen Stärke daran gingen, uns
entschiedener in die Weltpolitik einzumischen. DAS IST ES, WORAUF DIE
STÄRKUNG EUROPAS GRÜNDEN KÖNNTE - UND SOLLTE!
Fazit: Wenn eine Stärkung Europas nicht dem Ziel dienen soll, DAS
RECHT ZU STÄRKEN, statt auf das Recht des Stärkeren zu setzen, dann
kann ein "starkes Europa" mir gestohlen bleiben!
P.S. Gleich neben dem zitierten SPIEGEL-Artikel, auf Seite 137,
schreibt ein Amerikaner (David Binder), der offensichtlich zur
kleinen Minderheit von Amerikanern mit -diesem, oben beschriebenen-
europäischen Geist zu zählen ist, wie sehr er sich wünscht, daß
Europa sich gegen die US-amerikanische Gewaltpolitik auflehnt, und
daß die jüngste Entwicklung, wie sie zuerst von Deutschland und dann
von Frankreich befördert wurde, ihn wirklich hoffen läßt...
"Stärkung" Europas in erster Linie durch Aufrüstung fixiert bist, daß
Du alle anderen Zusammenhänge praktisch ausblendest.
Also blende auch ich für den Moment mal alles andere aus und
untersuche nur Deine eigene Sicht. Du versicherst wieder und wieder,
daß Du Dir eine Stärkung Europas wünschst, damit Europa nicht (noch
mehr) in eine Abhängigkeit von den USA gerät, die -davon gehst Du ja
wohl aus- die USA hemmungslos ausnutzen und weiter auszunutzen
gedenken.
Wie erklärst Du Dir, daß ausgerechnet Dein Rezept GEGEN diese ungute
Situation von den USA selbst den Europäern aufgezwungen werden soll?
Oder ist Dir entgangen, wie sehr die USA auf eine Aufrüstung Europas
drängen? Heute kann man es im SPIEGEL wieder nachlesen: "Guter
Freund. Joschka Fischers Besuch in Washington hat den
deutsch-amerikanischen Konflikt nicht beendet. Die Amerikaner stellen
neue Forderungen." heißt es da auf Seite 136. Und weiter, unter
Bezugnahme auf den amerikanischen Nato-Botschafter, Nicholas Burns:
"Gemeinsam mit Kanada und Luxemburg trage Deutschland bei den
Wehrausgaben in der Nato die rote Laterne, rügte der Diplomat. Berlin
solle tunlichst zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukt für das Militär
aufwenden - was satten 40 Milliarden Euro entspräche. Das wäre ein
mächtiger Sprung im derzeit für 2003 geplanten Wehretat von 24,4
Milliarden, den Finanzminister Eichel freilich noch kürzen möchte."
Glaubst Du wirklich, die USA würden sich für die Aufrüstung Europas
einsetzen, wenn das ihren eigenen Möglichkeiten und Plänen
zuwiderlaufen würde?
Und noch ein Problem habe ich mit Deiner Haltung. Die "europäischen
Interessen", wie Du sie beschreibst, beschränken sich auf so etwas
wie "Sicherung von Ressourcen" und "Erhöhung des Lebensstandards". So
wichtig das ist: Wenn wir dies vornehmlich durch militärische Stärke
zu erreichen versuchten - dann wüßte ich gar nicht, worin Europa sich
eigentlich von den USA unterscheiden sollte? Mir geht es aber bei der
auch von mir gewünschten Stärkung Europas vielmehr darum, daß ich mir
davon erhoffe, daß ein einiges Europa für mehr Gerechtigkeit in der
Welt eintritt, dafür, daß die gnadenlose Ausbeutung einem gerechten
Welthandel weicht, daß die europäische Idee UND Praxis des
Sozialstaates erhalten und auch für andere Teile der Welt möglich
wird. Auch wenn ich mir durchaus darüber im klaren bin, daß das ohne
einen gewissen VERZICHT AUF UNSERER SEITE nicht möglich ist. Dazu bin
ich bereit. Und, was für Dich vielleicht wichtiger ist, ich bin auch
überzeugt davon, daß es auf die Dauer billiger ist, friedlich zu
teilen, als einen blutigen Krieg nach dem anderen zu führen und
weiter und immer mehr Millionen Menschen in aller Welt zu
Flüchtlingen zu machen, weil Spekulanten ganze Volkswirtschaften
verarmen lassen.
[Wie es derzeit besonders krass in Südamerika zu beobachten ist. Du
warst doch dort? Du mußt davon doch etwas bemerkt haben? In den 60er
Jahren hatten die Argentinier noch einen Lebensstandard, der dem der
Kanadier entsprach; heute können sie davon nur noch träumen.]
Von dem ungeheuren Leid, das Krieg bedeutet und das in Kauf zu nehmen
eine Politik der militärischen Stärke bedeutet, ganz zu schweigen.
Wenn aber von Europa gar keine neue, gerechtere Weltpolitik ausgehen
soll, sondern nur ein Abklatsch US-amerikanischen Hegemonie-Gebarens,
dann wäre es für mich völlig sinnlos, eine Emanzipation Europas von
den USA anzustreben... Dann könnte genauso gut alles bleiben, wie es
ist.
Die Stärke Europas liegt doch gerade in der -mühsam genug erworbenen-
Fähigkeit zur KOOPERATION, zum Ausgleich der Interessen auf dem Wege
der Verhandlung zu gelangen, statt eigene Interessen mit Gewalt
durchzusetzen. Dafür wird Europa in der Welt zunehmend bewundert -
und als das im Vergleich zu den USA bei weitem attraktivere Modell
angesehen. Wir hätten daher große Teile der Welt auf unserer Seite,
wenn wir mit dieser speziell europäischen Stärke daran gingen, uns
entschiedener in die Weltpolitik einzumischen. DAS IST ES, WORAUF DIE
STÄRKUNG EUROPAS GRÜNDEN KÖNNTE - UND SOLLTE!
Fazit: Wenn eine Stärkung Europas nicht dem Ziel dienen soll, DAS
RECHT ZU STÄRKEN, statt auf das Recht des Stärkeren zu setzen, dann
kann ein "starkes Europa" mir gestohlen bleiben!
P.S. Gleich neben dem zitierten SPIEGEL-Artikel, auf Seite 137,
schreibt ein Amerikaner (David Binder), der offensichtlich zur
kleinen Minderheit von Amerikanern mit -diesem, oben beschriebenen-
europäischen Geist zu zählen ist, wie sehr er sich wünscht, daß
Europa sich gegen die US-amerikanische Gewaltpolitik auflehnt, und
daß die jüngste Entwicklung, wie sie zuerst von Deutschland und dann
von Frankreich befördert wurde, ihn wirklich hoffen läßt...