Wer schreibt: "Alltägliches rassistisches Selbstverständnis und Verhalten haben sich in fünfhundert Jahren europäischen Überlegenheitsdünkels wahrscheinlich im Erbgut des weißhäutigen, bleichgesichtigen Teils der Menschheit verankert", möge bitte auf die Stelle im Erbgut zeigen, wo sich dieser Rassismus verankert hat.
Was der Autor hier eigentlich meint, ist das christliche Konzept der "Erbsünde" leicht "naturwissenschaftlich" verbrämt.
Um die Klimakrise zu "vererbsündigen" und dem "globalen Norden" dafür die alleinige Schuld zuzuweisen, wird der Zeitrahmen nach hinten gelegt, nämlich auf den Beginn der Industrialisierung.
Das ist Angesichts der aktuellen Zahlen zu CO2-Emittenten notwendig (Land, Mio Tonnen CO2, globaler Anteil in %):
1. China. 11.256. 29,7.
2. USA. 5.275. 13,9.
3. Indien. 2.622. 6,9.
Die Top 3 sind für über 50% der globalen CO2-Emission zuständig und nur ein Land davon befindet sich im "globalen Norden".
Ich möchte kein bashing der Länder betreiben, die als "Werkbank der Welt" gelten, sondern es geht mir um die Kritik einer moralisierenden Argumentation, die geradezu darauf angewiesen ist, die empirische Realität zu leugnen oder herunterzuspielen.
Was nicht in die (christlich motivierte) Erzählung der nördlich bleichgesichtigen Sünder passt, wird ausgelassen, umgedeutet etc., also passend gemacht.
Auch wenn man die sachliche (!) Kritik des Autors am Kolonialismus, Kapitalismus und Imperialismus teilt, sind moralisierende Argumentationen, die auf einer moralischen Wertung historischer Tatsachen beruhen und in moralischen Schuldzuweisungen münden einfach nur nervig.