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  • TheCalyx

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2010

Eskalation

Die Reaktionen auf die Protestformen der "letzten Generation" zeigen eine grundsätzliche Problematik auf, die weit über das hinaus geht, wogegen hier eigentlich protestiert wird.

Sie zieht sich mittlerweile durch alle gesellschaftlich relevanten Themen und polarisiert immer stärker, mit den prominentesten Beispielen Corona, Ukrainekrieg und jetzt ganz frisch diesem Völkermordleugnungsparagraphen: Es wird immer mehr in Absolutheiten gedacht und auch gehandelt, Verhältnismäßigkeiten spielen eine immer geringere Rolle. Sie kommen unserer Gesellschaft abhanden. Das Algorithmen der großen Medienplattformen, die ja für toxisches Marketing geschaffen wurden, dabei eine wesentliche Rolle spielen, halte ich für offensichtlich. Ich glaube aber nicht, dass sie der einzige Grund sind, sondern als Gegenreaktion immer extremere Maßnahmen aus Angst vor Kontrollverlust der demokratischen Lenker erzeugen.

Auch Demographie, der irrational feste Glaube an kapitalistische Leistungsgesellschaft, Lobbyismus und der starke Drift zur Dienstleistungs- und Finanzwirtschaft tragen zu diesem toxischen Cocktail bei.

Die Taktzahl, in der all dies stattfindet, verhindert adäquate Reflektionen der Geschehnisse und wirft viele Menschen auf ein archaisches, instinktives Reiz- Reaktionsschema zurück, welches entzivilisierend wirkt und Ängste immer mehr katalysiert.

Ich wage zu bezweifeln, dass dies purer Zufall ist, denn kalt denkende Strategen wissen schon seit längerem, wie gut Menschen sich so steuern und beherrschen lassen.

Spreche ich von einer Weltverschwörung?

Ja und nein. Es ist vor allem das blinde Wüten des Kapitals.

Linke versuchen ihre Mitmenschen schon sehr lange vor der Eigendynamik der entfesselten kapitalistischen Marktwirtschaft und dem psychopathischen Charakter ihrer Profiteure zu warnen.

Wehrhafte Demokratie wollten wir sein. Diese funktioniert aber nur, wenn die dafür benötigten Rahmenbedingungen nicht immer kürzeren Profitzyklen geopfert werden.

Während die entfesselten Märkte eine immer größere Asymmetrie erzeugen, funktioniert eine freiheitliche Demokratie eben nur ökonomisch -symmetrisch. Es sollte auch offensichtlich geworden sein, dass sich eine globalisierte kapitalistische Marktwirtschaft auf Dauer nicht einhegen lässt und immer monströser wird.

In diesem Sinne: Selbst wenn da keine Glasscheibe gewesen wäre, wären es nur zwei bekackte Bilder gewesen, die man nicht essen kann, während durch kapitalistisches Wirtschaften und nicht zuletzt auch resultierende Umweltschäden schon ziemlich lange weltweit Menschen elend verrecken.

Verhältnismäßigkeit.

Und die zornigen Reaktionen auf einen symbolischen Vorgang, der nicht nur keinen Menschen physisch geschädigt, sondern nicht mal nennenswerten materiellen Schaden angerichtet hat, sind hier nur Übersprungshandlungen des autoritären Gehorsamscharakters, der 5- Minuten- Hass einer orwellianisch- macchiavellistischen Korporatistengesellschaft mit entfremdetem Arbeitszwang.

Van Gogh würde zu all dem vielleicht sagen: "Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, Anstoß zu erregen."

Sehr gut, Herr Pomrehn, vielen Dank!

Gruß

Calyx

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (26.10.2022 13:52).

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