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Avatar von riyef
  • riyef

4 Beiträge seit 12.08.2022

Hier ein kurzer Erfahrungsbericht

Zähle mich zu den eher "älteren Linken", die mit diesem postmodernen Einerlei und dieser Pseudopraxis nicht viel anfangen können. Nun ja, ich war dort und habe mir einige dieser Vorträge/ Diskussionen angehört und kann dazu folgendes sagen:

1. Theoretische Grundlagen im Hinblick auf eine umfassende Kapitalismus-Kritik sind einfach nicht vorhanden. So sehr sie sich auch bemühen, sie sind nicht existent.

2. Der radikale Anspruch, da etwas abzuschaffen oder überwinden zu wollen, widerspricht sich mit den Programmen der Gruppen, die dort aktiv sind und ihre Ideologie unters Volk bringen wollen.

3. Es geht mitnichten darum etwas abschaffen zu wollen, sondern es geht um eine im Kapitalismus mögliche Veränderung, die - wenn auch nicht politisch - durchgesetzt werden soll.

4. Es wird vollmundig von Kapital abschaffen gesprochen, aber dann gibt es ausschließlich Programme, die sich an einer bloßen Oberfläche abarbeiten, keiner dieser Vorträge spricht davon, dass die Produktionsweise/ Produktionsmittel verändert/ übernommen werden soll, sie geben sich aber im selben Atemzug "radikal".

Beispiele:
Feministische Organisierung
RWE Vergesellschaften
Kapitalismus unternehmerisch(!) aufbrechen
Neue Wege politischer (!) Veränderung
Selbstorganisation(!)
Auswege aus der psychischen Vermeidung der Klimakrise(?!?!?!)

Was außerdem aufgefallen ist, ist die Mittelschichtsmentalität, die "Anderen" (versch. antikoloniale Vorträge) interessieren nur, wenn es darum geht, sich ein bestimmtes Distinktionsmerkmal gegenüber anderen Gruppen geben zu können/ müssen in Konkurrenz zu anderen. Die meisten dort Vortragenden und Protestierenden sind entweder prekarisierte Akademiker oder aber kommen aus einer noch gesicherten Mittelschicht, die derartige Veranstaltungen in ein paar Jahren als "Ausrutscher" ansehen werden, wenn sie dann Karriere machen.

Kurz zusammengefasst: Der radikale Anspruch dementiert sich selbst, ist auf eine Anerkennung im Kapitalismus aus und versucht mit bloß symbolischen Aktionen sich am Leben zu halten.

Man ist fast geneigt zu sagen, dass es eine Linke heute nicht mehr gibt!

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