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  • Tobias Kern

mehr als 1000 Beiträge seit 04.07.2015

Das war die Reblaus - andere Baustelle

bei mir hinterm Haus gibt es noch einen Hügel der "Weinberg" heißt und nach Befall mit der Reblaus seit Anfang des 19.Jahrhunderts nicht mehr als solcher genutzt wird. Er wird jetzt wie der gegenüberliegende Schneckenberg, auch ein ehemaliges Weinanbaugebiet Landwirtschaftlich genutzt. Wenn noch Wein angebaut würde währe dieses Anbaugebiet das südlichste Anbaugebiet innerhalb von Saale-Unstrut.

Die Katastrophe nahm 1858 ihren Anfang. Es wurden aus Amerika Weinreben in den Süden Frankreichs verschickt, welche mit der Reblaus verseucht waren. Zur gleichen Zeit und in den folgenden Jahren wurden auch Reben nach Portugal, England, Deutschland und Österreich-Ungarn exportiert. Noch ahnte niemand etwas von den Folgen, die dieser Versand mit sich bringen sollte. 1863 entdeckte ein Londoner zum ersten Mal in Europa ihm unbekannte Tiere an der Weinrebe und nannte sie Peritymbia vitisana. Mittlerweile hatten sich die ersten Anzeichen einer Epidemie im Weinbau
zuerkennen gegeben. Auf befallenen Flächen kam es zu einem kreisförmig sich ausbreitendem Absterben der Reben. Zwischen 1865 und 1885 zerstörte die Reblaus große Teile der französischen Weinanbaugebiete (rund 2,5 Millionen Hektar Weinberge). Und die Zahl der infizierten Weingebiete nahm stetig zu. In deutschen Weinbaugebieten trat die Reblaus erstmals 1874 in der Nähe von Bonn in der G
artenanlage Annaberg, dann um 1885 in Loschwitz bei Dresden, 1907 im Mosel-Saar-Ruwer-Gebiet und schließlich 1913 im Weinbaugebiet Baden in Erscheinung.
Der Franzose Jules-Emile Plachon erkannte schließlich die Ursachen hierfür: Er führte das Absterben der Reben auf die Reblaus zurück. Doch die Bekämpfung gestaltete sich schwierig! So führte man z.B. reblaustolerante Reben aus dem Osten der Vereinigten Staaten ein. Diese Reben können mit einem gewissen Befall durch Rebläuse gut zurechtkommen, sind aber nicht gegen sie resistent. Durch die Einfu
hr dieser Reben kam es zu einer zweiten Massenvermehrung der Reblaus, denn nun hatte man auch die aggressivere Unterart in Europa eingeführt.
Die Rettung der europäischen Weinkultur erfolgt durch das Kopieren einer Technik im Obstbau: das Pfropfen! Da die Reblaus das Wurzelwerk der Reben beschädigt
bzw. einen holozyklischen Wirtswechsel zwischen Rebstock und Rebwurzel vollzieht, wurden die Reben nicht mehr mit Wasser und Nährstoffen versorgt. Die resistente amerikanische Rebwurzel wurde als Unterlage verwendet, auf welche die deutschte Rebe veredelt wurde.
Lange Zeit wurden die Verfahren zur Rebenveredlung verfeinert, sodass heute JEDE Rebe in Deutschland auf amerikanischen Wurzeln steht.
>https://www.wg-herxheim.de/fileadmin/Website/www.wg-herxheim.de/Schon_gewusst/Archiv/SCHONGEWUSST_Reblaus.pdf

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