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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Stumpfer Aktionismus weil nix mehr hilft - oder politischer Unwille?

Wie bei allen Dingen gilt die 90%-Regel:

90% der Menschen haben keine Ahnung vom Thema
9% haben Halbwissen (<- hier stehe ich)
0,9% haben Expertenwissen
0,09% haben mit dem Thema ihren Doktor gemacht und veröffentlichen fleißig weiter.
Der Rest weißt wirklich alles.

So ungefähr stellt sich das beim Klimawandel dar. Die allermeisten Menschen haben davon keine Ahnung - und ich frage frech in die Runde, wo wohl unsere Politiker einzuordnen sind, die sich ihr Wissen zutragen lassen von ihren Mitarbeitern, die auch nicht alle vom Fach sein müssen. Selbst im positivsten Fall sorgt der "Stille-Post-Effekt" dafür, dass die Expertise der 0,9% je nach Interesse des betroffenen Abgeordneten auf "Halbwissen" herabgestuft wird. Das wäre aber immerhin etwas.
Es scheint aber eher so, als ob unsere Abgeordneten vom Thema "Klimaerwärmung" genauso viel Ahnung haben, wie von anderen Themen, zum Beispiel "Internet" (#neuland) und den eigenen Gesetzen, die sie da regelmäßig produzieren. Sie gehören also nicht zu den 9%, sondern eher zu den 90% und da liegt das Problem:

Wer keine Ahnung vom Thema hat, kann nur sehr viel sehr falsch machen.
Das sei hier aber sowohl als Statement wie böses Vorurteil zu verstehen, im Schlusssatz steht dann auch, warum.

Die Hoffnung, auch ein blindes Huhn fände mal ein Korn, teile ich hier nicht, wenn wider jeder Erfahrungswerte und wider jeden Expertenwissens an völlig falschen Schrauben gedreht wird.
So zum Beispiel beim Thema "Emissionen durch den Individualverkehr": da wird völlig außer Acht gelassen, dass viele Menschen sich den Invidiualverkehr vor allen Dingen als Pendler antun müssen. Würde heute der Verbrennungsmotor verboten, brauchen sie eine Alternative, um weiterhin auf Arbeit zu kommen. Die Alternativen dieser Tage heißt wahlweise "Fahrrad" (nur für kurze Strecken und nur saisonell sicher und angenehm), "ÖPNV" (nur in Großstädten angemessen ausgebaut, überall sonst auf Entwicklungslandniveau) oder Elektroauto (massive Emissionen bei Produktion und Recycling, Umweltbillanz nur bei Ökostrom nach fast einem Autoleben (10 Jahre) besser als beim Verbrennungsmotor dank Akkus). Andere "Alternativen" wie Carsharing bzw. Fahrgemeinschaften lösen ja das Emissionsproblem nicht wirklich, mildern es nur leicht ab und nicht jeder Pendler kann auf einen Mitfahrer hoffen.
Dabei gäbe es durchaus eine praktikable Lösung, wie schnell und zuverlässig die Emissionen durch den Individualverkehr um ein gutes Stück zurückgefahren werden könnten, ohne den Teufel mit dem Belzebub austreiben zu müssen: weniger Arbeitstage. 4 statt 5 Tage, 20% weniger Ausstoß durch Pendelverkehr.
Dann können auch einige der anderen Maßnahmen zusätzlich greifen und vllt. die Emissionen um 1/3 senken. Mehr Potential ist da aber auch vorerst nicht drin, solange Elektroautos in ihrer Herstellung und Entsorgung mehr Umweltschäden und Emissionen verursachen, als gleichwertige Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor oder der Zwang zur Mobilität weiterhin hoch bleibt.

Bloß: die Emissionen des Individualverkehrs machen sowohl in Deutschland wie global betrachtet nicht so viel aus, wie uns die Propaganda glauben lassen möchte. Die gesamte PKW-Flotte des gesamten Planeten stößt weniger Schadstoffe aus, wie 15 der größten Containerschiffe!
Und natürlich gibt es auch noch die Industrie selbst: die ist nicht umweltfreundlich, wenn die schiere Masse an Schornsteinen die Filteranlagen locker auskompensieren können und elektrische Energie dank Mengenrabatte viel zu billig für die Wirtschaft ist, die, im Gegensatz zum Teuerstrom für den Privatkunden, auch nicht zu sparen braucht.
Die Globalisierung höchstselbst trägt den größten Teil bei zum menschengemachten Schadstoffeintrag in die Umwelt - und beeinflusst damit auch das Klima.

Bloß: auch das ist nur die halbe Wahrheit. Das Klima ist noch nie zu irgendeinem Zeitpunkt der Weltgeschichte wirklich statisch gewesen, es unterliegt immer Veränderungen. Nicht umsonst gibt es erdgeschichtlich nachweisbare Wechsel zwischen Warm- und Eiszeiten, bzw. Warm- und Kaltperioden. Wir leben gerade am Ende einer Kaltperiode, die vor ca. 10.000 Jahren endete - und seit dem erwärmt sich das Klima, langsam aber stetig. Inzwischen scheint es, aus unserer Sicht, sich massiv zu beschleunigen und das stimmt auch. Die zu stellende Frage ist, wie groß der Einfluss des Menschen auf den ohnehin natürlich stattfindenden Prozess wirklich ist. Eine 100% Verantwortung kann ich nicht erkennen, dagegen spricht auch jede Vernunft. In eine Zahl fassen lässt sich der Einfluss des Menschen auch nicht.

Was sich nachweisen lässt, sind so Dinge wie die Konzentration von CO2 und Methan bzw. andere organische gasförmige Verbindungen in der Atmosphäre. Der Anstieg ist messbar und zeitigt sich u.a. in versauernde Meere (CO2-Bindung im Wasser). Ältere "Klimagase" wie FCKW haben Löcher in die Ozonhülle geschlagen. Und sowohl CO2 wie auch Methan gelten als Treibhausgase, welche die Wärmeabstrahlung aus der Atmosphäre blockieren.
CO2 und Methan sind aber keine Gase, die ausschließlich durch die Industrialisierung der Welt verursacht werden, sondern entstehen durch natürliche Prozesse: Atmung, Verdauung, Zersetzung. Es ist die schiere Anzahl von Leben auf dem Planeten, das bereits einen erheblichen Schadstoffausstoß generiert. Also selbst wenn kein Fabrikschlot mehr Dreck in die Luft blasen würde, die Menge an Menschen und Tieren sorgt dafür, dass immer genügend Klimagase in die Umwelt abgegeben würden und nicht alles davon kann durch Pflanzen absorbiert werden.
Denn: wir fressen unseren Planeten gerade kahl. Auch da wieder: kein Fabrikschlot. Die schiere Anzahl hungriger Mäuler verbraucht aktuell mehr Ressourcen, als der Planet auf natürlichem Wege nachwachsen lassen kann. Wälder mit hoher Absorptionsfähigkeit werden ersetzt durch Nutzflächen für die Landwirtschaft, die aber deutlich schlechter absorbieren können. Stück für Stück schwinden die natürlichen Möglichkeiten, die Luft von Klimagasen zu reinigen, weil der Bedarf an Nahrung durch immer mehr Lebewesen immer weiter steigt, welche wahlweise die Pflanzen abfressen oder, wie der Mensch, den Boden urbach machen, indem natürlich grüne Flächen durch künstliche Nutzflächen mit Monokulturen ersetzt werden.

Da wären wir dann doch wieder beim "Menschen als Klimakiller", allerdings in anderer Gestalt, als unsere Abgeordneten es wahrnehmen. Schornsteine abstellen und Verbrennungsmotoren verbieten mag Einfluss nehmen auf den Schadstoffausstoß und es ist zweifelsohne richtig, sich von fossilen Brennstoffen zu verabschieden (die erheblich CO2, Schwefeloxide & co in die Luft blasen), aber allein das wird nicht reichen, um das Klima noch positiv zu beeinflussen. Der "Point of no Return" ist längst überschritten und die Aufwärmphase nach der letzten Eiszeit legt an Tempo zu, befeuert durch menschliche Einflüsse. Aufzuhalten ist das auch dann nicht mehr, wenn wir uns alle zum Sterben hinlegen würden und es morgen keinen Menschen mehr gäbe.

Ich geb an der Stelle nochmal zur Erinnerung mit, dass ich auch nur über Halbwissen verfüge und viel von dem o.g. auch völliger Unfug sein kann.
Es ist sehr gut möglich, dass sich unsere Politiker genauso dieses Wissen haben aneignen können und genau wissen, dass sie nichts mehr drehen können und sich in Aktionismus flüchten, um "irgendwas getan" zu haben. Aber ich fürchte, das ist zu positivistisch gedacht.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.07.2018 11:08).

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