Leg mal die Bong weg und sieh klar.
Was mich absolut ankotzt ist die gnadenlose Arroganz von "besserlebenden" Stadtmenschen in ihren kleinen Elfenbeinturmwelten.
Aber ich bleib ruhig. Erklär mir einfach, wie ich auf Arbeit kommen soll. 45km einfache Strecke. Nein, ein Umzug kommt nicht in Frage. Ich fahre auch nicht vom Land in die Stadt, sondern ausschließlich über's Land. Nein, ich bin kein Friseur, Elektriker, Einzelhandelskaufmann, ich mach nix, was ich "hier in der Gegend" bekomme, wie die ganzen Mindestlöhner. Ich könnte mit der Bahn fahren, aber dazu muss ich erstmal zur Bahn laufen (20 Minuten). Gesundheitlich ist Fahrradfahren nicht. Dann sitz ich 30 Minuten in der Bahn und komme anderswo an einem Bahnhof raus. Dann sind es noch 10km bis zum Arbeitsort, es fährt kein Bus direkt, ich muss noch zwei weitere Male umsteigen und bin am Ende nochmal 40 Minuten unterwegs. Macht pro Strecke also anderthalb Stunden - also drei Stunden am Tag. Mit dem Auto fahr ich etwas weniger als die Hälfte der Zeit rum.
ÖPNV? Gäbe es den Bahnhof in meiner Kleinstadt nicht, ich wäre auf den Bus angewiesen. Der fährt alle Stunde einmal. Lebte ich auch nur eine Ortschaft weiter auf dem Lande, werden daraus direkt "drei Busse am Tag". Flächendeckender ÖPNV ist überhaupt nicht möglich.
Die Bahn hat jahrelang Nebenstrecken dichtgelegt und nichts in die verbliebenen Strecken investiert. Aber auch hier ist ein flächendeckendes Netz kaum möglich, dafür sorgen schon die "Umweltschützer", dass ja kein Meter Neutrasse gebaut wird. Gibt ja immer irgendwelche Käfer, Insekten, Gräser, Vögel, Echsen usw, die da leben und erstmal umgesiedelt werden müssen (so überhaupt möglich). Und selbst wenn nix ist, jeder Landwirt, jeder Häusle- und Grundstücksbesitzer, jeder Jägersmann und jeder Förster klagt gegen Neubauten. Jedes Bauvorhaben von notwendiger Infrastruktur wird auf Jahre verzögert oder ganz unmöglich gemacht.
Also auch nix.
Wenn alle Menschen in die Städte ziehen, schießen die Mieten durch die Decke. Städte werden dann "nachverdichtet" (Parks verschwinden für Wohnhäuser), wachsen in die Höhe oder in die Breite. Lebenswert ist das nicht. Und manche Stadt erstickt ja schon heute an der eigenen Bauwut, weil jede Luftschneiße zugestellt wurde. Oh, und längst nicht jede deutsche Großstadt hat auch einen richtigen ÖPNV. In Ulm ist der eine reine Katastrophe und so bedarfsfern eingerichtet, wie irgend möglich. Umland mau angebunden. Kein Vergleich mit dem 5x größeren Dresden mit gut 10x so dichtem ÖPNV-Netz.
Kann also auch keine Lösung sein, die Leute vom Land in die Städte zu zwingen.
Also, Freund, lös' mir das Problem. Ich lös dir gern dein Stadtproblem (nämlich WENIGER Menschen in die Städte, KEINE Nachverdichtung, mehr Parks, mehr Luftschneißen, ÖPNV nach Dresdner Vorbild, keine LKW in die Städte, wenn möglich U-Bahnen, ...) Da geht was. Aber ohne Diktatur kannst du das vergessen. Soll Deutschland so rasant umgebaut werden, wie das gern gefordert wird, musst du dich an China orientieren. Da werden 1000 Dörfer "umgesiedelt" für einen Staudamm. Da werden ganze Städte abgerissen für einen neuen Kohletagebau.
Ich bin übrigens immernoch ruhig.
Du auch?