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  • Pythagoras V Samos

868 Beiträge seit 21.03.2017

Re: Ja, sehe ich fast genau so

Der Artikel ist mehr als tendenziös, verharmlosend und stellt Zustände auch direkt falsch dar. Mich persönlich hat der offenbare Fakt, dass dort Leute gegen Klimaaktivisten selber Aktivismus zeigen, dabei jedoch absolut überhaupt nicht verwundert.

Denn Deine Einschätzung von "ein paar reaktionären Idioten" teile ich nicht, da ich die Gegend ziemlich genau dort, sowie ein weites Umfeld um und in Cottbus, inkl. Spreewald und einige Gebiete an den Braunkohletagebauen aus eigener, jahrelanger Erfahrung kenne. "Komplexe Situation" wurde als Worthülse sicher ganz bewusst zur Vernebelung gewählt, denn die Situation besteht tatsächlich einfach nur darin, dass es vergleichsweise massig Faschisten gibt, und zwar seit Jahrzehnten. Die AfD-Faschisten im Cottbuser Stadtparlament sind z.B. entsprechend folgerichtig die größte Fraktion.

Wenn man in Cottbus und Umland nur ein paar Monate lebt, bekommt man im übertragenen Sinne krasse Atemnot, ob der unfassbar verklemmten und verspießten Boomer-Mentalität und entsprechend vorherrschenden Ideologie. Der braune Schleim kriecht einem dort in jede Alltagspore.

Selbstverständlich hat das alles auch sehr wesentlich mit der ökonomischen Situation zu tun, im speziellen wie auch im allgemeinen. Doch die Zustände mit der Vermutung von "nur ein paar reaktionären Idioten" zu verharmlosen, geht an der Realität sehr weit vorbei.

Lyra schrieb am 09.05.2023 11:18:

Alleine wenn man bei Wikipedia nach dem Ort schaut, sieht man recht schnell, dass die Realität anders ist als der Artikel versucht dar zu stellen.

Das fängt schon mit den Aktivisten auf beiden Seiten an, das Dörfchen hat stand 2022 noch 140 Anwohner, inzwischen wahrscheinlich nochmal ein paar weniger. Also sind auch die 350 Aktivisten, die gegen die Klimademos sind, nicht die Anwohner.
Genau genommen leben seit 1990 fast durchgehend weniger als 250 Einwohner in dem Nest.

Man kann jetzt Astroturfing oder sonst was vermuten, das ist aber aktuell reine Spekulation, Fakt ist aber, dass eben auch wie die Klimademonstranten hier wohl der größte Teil ebenfalls Fremde sind, die auch einen Ort, der für sie Symbolkraft hat nutzen wollen für ihre Agenda.

Sprich was diesen Punkt angeht sind beide Seiten gleich.

Was die Haltung der Leute im Ort angeht, ist es klar zu sehen, warum die dafür sind. Bei unter 250 Einwohnern wird da wohl kaum ernsthaft Infrastruktur im Ort verblieben sein. So idyllisch der Ort auch sein mag, da wird es wohl kaum Arbeit neben der Kohle geben, bestenfalls einen kleinen Dorfladen und ein Kiosk aber wahrscheinlich nicht mal das, und auch sonst nichts für die Freizeit.
Also die Jungen werden da schon lange wegziehen, die alten Leben halt noch vor sich hin und träumen von vergangenen "besseren" Tagen.

Das bedeutet dann auch, dass die Immobilien eh schon wenig wert haben, dann noch der gewaltige Kohlekrater und die Kohleluft so wie der Übungsplatz, ich glaube nicht, dass die Häuser überhaupt noch verkäuflich sind.

Wenn da der Kohlekonzern her geht und diese abkauft, werden wohl die Meisten gerade zu erleichtert annehmen und sich freuen, dass sie das Zeug los sind.

Daher wird natürlich hier ein "Rettet das Dorf" eher Ängste auslösen, nicht nur um die Häuser sondern auch noch um die wenigen Kohlejobs, die den paar Leuten da noch Arbeit geben.

Leider gibt der Artikel diese Situation 0 wieder, sondern es wird eher so getan als ob der zweite "Volkssturm" gegen den "Ökoterror" ausgerufen wurde. So zu sagen, die von den Rechtsradikalen Kohle/Atomfetischisten ständig erhoffte Gegenbewegung, die jetzt eine neue Operation Valkyre startet.

Die Realität wird neben etwas Astroturfing vor allem, schlicht die ökonomische Situation der ehem. Bewohner sein. Klar ein paar Reaktionäre Idioten sind auch immer dabei, bei jeder Demo, aber dass da jetzt 300 davon hier in dieses Kaff gereist sind. Wohl eher nicht.

Interessant ist ja, dass die Klimademonstranten, das sogar genau so selbst sagen, "Die Leute, die das geplant haben, waren ein bisschen naiv und wussten nichts von den komplexen Zusammenhängen hier in der Lausitz" deutet ja genau auf diesen Zusammenhalt hin.

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