Karl Pongratz schrieb am 16.08.2024 12:38:
Mir kann jedenfalls niemand mehr erzählen, das es keine Alternativen zu einem Wirtschaftsmodell geben soll, in der die Menschheit dazu verdammt ist, völlig unnötigen Ramsch, Müll, Schrott, Luxus und Dienstleistungen zu produzieren, nur damit das System nicht zusammenbricht, der Konsumrausch einer kleinen Ober- und größeren Mittelschicht befriedigt werden oder man selbst nicht am Hungertuch nagen muss.
Alternativen gibt es normalerweise immer. Aber das Problem liegt darin begründet, dass manche Entwicklungssprünge in der Menschheitsgeschichte schwer umkehrbar sind. Nehmen wir als Beispiel mal die neolithische Revolution, als die Menschen sesshaft wurden und mit Ackerbau begannen. (Historiker wie Juval Harari behaupten gar, dass man die Sichtweise umkehren sollte: Der Weizen hat die Menschheit domestiziert). Ist man einmal in dieser Lebensweise angekommen, geht es nicht mehr zurück, weil die Menschen einerseits nicht mehr darauf verzichten wollen, dass Lebensmittel gelagert werden können (Getreidespeicher) und auch der Ackerbau so viel Zeit bindet, dass für andere Lebensweisen kein Platz mehr da ist. Ich würde dafür als Begriff "soziologische Entropie" wählen.
So ähnlich stellt sich das für mich mit dem wirtschaftlichen Denken und der kapitalistischen Arbeitsweise dar. Das größte Beharrungsvermögen geht von den Arbeitslosen aus. Ich meine dabei diejenigen Arbeitslosen, die ohne Arbeit von ihrem Vermögen leben können, also die zahllosen Milliardäre. ;-) Unser Wirtschaftssystem hat uns alle derart tief in Verflechtungen und Verpflichtungen eingesponnen, dass wir daraus ohne Kollaps nicht herauskommen. Insofern spricht der Autor in dem Artikel eine unbequeme Wahrheit aus, indem er behauptet, dass ein De-Growth als Lösung der Klimakrise Augenwischerei ist.
Eigentlich kann es nur eine Lösung geben: Sofortiges Einstellen aller schwachsinnigen Klimarettungsprojekte (CCS usw.), weil das nur unnötige Ressourcen verballert, Effizienzen beim Umgang mit fossilen Energieträger forcieren, politische Maßnahmen ergreifen um Verteilungskämpfe, die durch Klimaschäden und knapper werdende Energieträger drohen, abzumildern oder zu vermeiden.
Letztlich muss sich die Menschheit auf globaler Ebene zusammenraufen. Aber vermutlich wird dies an engstirnigem nationalistischen und egoistischen Verhalten scheitern. Aber man wird ja noch träumen dürfen.