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  • DJ Holzbank

mehr als 1000 Beiträge seit 03.09.2011

Lediglich zu zwei Punkten, ...

denn eigentlich müsste man den gesammten Artikel auseinander nehmen.

1. 
"Der Versuch der Normalisierung des polnisch-russischen Verhältnisses
brachte auch Veränderungen in den Beziehungen zwischen Warschau und
Washington mit sich. Während die Regierung des nationalkonservativen
Jaroslaw Kaczynski sich der Administration Bush bei der Errichtung
des umstrittenen Raketenabwehrsystems anbiederte, torpedierte Tusk
die Verhandlungen durch hohe Gegenforderungen. Als Barack Obama 2009
die Bush-Pläne ad acta legte, hielt sich das Bedauern von Tusk
dementsprechend in Grenzen, während die nationalkonservative
Opposition ihrer Enttäuschung freie Bahn ließ. ... machte der
einstige Sejmmarschall und Parteifreund Tusks den Politologen Roman
Kuzniar, einen der bekanntesten Gegner des amerikanischen
Raketenabwehrsystems auf polnischem Boden, zu seinem außenpolitischen
Berater."

Hier wird vom Autor der Eindruck erweckt, als würde in Polen kein
US-Raketenabwehrsystem stationiert werden. Es wimmelt ja nur so von
Gegnern des Systems.

Die US-Firma Raytheon, der Hersteller der Abwehrraketen, vermeldet
auf ihrer Website dagegen folgendes:
"... Like the sea version, the Aegis Ashore site will have a vertical
launch system capable of carrying SM-3 missiles. The SM-3 Block IB is
slated for the 2015 Romanian site, while the SM-3 Block IIA is on
track for a 2018 deployment in the second land-based site in
_Poland_. 
The SM-3 Block IIA is a larger missile being developed jointly by
Raytheon and Japan’s Mitsubishi Heavy Industries. It goes farther and
takes out threats sooner, making it a ballistic missile defense “game
changer” according to Stevison.

The _Poland_ site will provide additional coverage for northern
Europe. During a trip to Poland last year, Defense Secretary Chuck
Hagel discussed on-going plans, reaffirming the U.S.’s commitment to
deploying this missile defense site in 2018." (der Artikel ist vom
27.2.2015)
> http://www.raytheon.com/news/feature/rms14_sm-3_aegis_ashore.html

Der Stationierungsort soll in der Nähe von Redzikowo liegen.

2. zu den "verschwiegenen Linken" auf dem Maidan

Ja, die gab es, aber sie wurden vom dominierenden rechten Sektor
(ohne Anführungszeichen; nicht die Organisation ist gemeint)
systematisch vertrieben, wenn sie sich als solche zu erkennen gaben.
Noch im Dezember wurden Mitglieder der marxistischen Gruppierung
"Borotba" und Gewerkschaftsaktivisten verprügelt. Anschließend
verblieben lediglich anarchistische Kleingruppen auf dem Maidan, die
nicht weiter auffielen, weil die Anhänger Banderas dieselben
rot-schwarzen Fahnen verwenden.

Der Showdown ereignete sich am 9.2.2014. Die jugendlichen Anarchisten
wollten eine eigene "schwarze Hundertschaft" im Rahmen der sog.
"Maidan-Selbstverteidigung" gründen und sich - man halte sich fest -
vom Maidan-Kommandanten Parubij vereidigen lassen. Daraufhin soll
eine bewaffnete Hundertschaft der "S-14", also der Jugendorganisation
von "Svoboda", aufgetaucht sein und den Kollegen klar gemacht haben,
dass für sie kein Platz auf dem Maidan ist.

In diesem Interview heult einer ihrer Vertreter darüber, dass der
Maidan-Kommandant Parubij sich nicht zu ihren Gunsten positioniert
habe.
> http://forumspaskiev.org.ua/databox/2014/02/21460.php

Der Nationalist Parubij, der einst "Svoboda" mitgegründet hat.

Die Kollegen haben bis heute wenig dazugelernt. So ist die
Kleingruppe "Avtonomnyi Opir" (autonomer Widerstand) beispielsweise
der Meinung, die Ermittlungen zu den Maidanschützen stockten deshalb,
"weil das System seine Berkut-Büttel nun einmal nicht verurteilen
kann".
> http://vk.com/avtonomnyi_opir?w=wall-42618162_55479

"Ebenfalls relativ unbekannt sind hierzulande die
Solidaritätsbekundungen linker Gruppierungen (link) und
Arbeitsrechtsverbände (link) aus Russland für den Maidan." (Dudek)

Selbstverständlich hat die russische Linke das antioligarchische
Moment (!) des Maidan begrüßt. Aber selbst die verlinkte
Stellungnahme der St.Petersburger Sektion der "Russischen
sozialistischen Bewegung" vom 24.1.2014 beginnt mit dem Satz "Gegen
Putin, Janukowitsch und _Faschismus_!", warnt in einem eigenen Absatz
"Zur gleichen Zeit verurteilen wir die nationalistischen
Überzeugungen eines Teils der Protestierenden und rufen die Ukrainer
auf, der neofaschistischen Rhetorik nicht auf den Leim zu gehen ...
Wir verurteilen die von "Svoboda" und anderen oppositionellen Kräften
[sic!] verübten Übergriffe auf unsere Gesinnungsgenossen
entschieden." und endet mit "Gegen den Terror der Polizei und der
Neofaschisten!".

Wie kamen die denn auf sowas?

Der "Arbeitsrechtsverband" (Dudek) ist die russische Gewerkschaft
"Konföderation der Arbeit Russlands". Diese erklärt sich solidarisch
"mit den Gewerkschaftern und Bürgern der Ukraine, welche auf die
Straße gegangen sind, um ihre sozialen und demokratischen Rechte zu
verteidigen". Sie ruft - am 27.1.2014 - beide Seiten zur Besonnenheit
und Zurückhaltung auf.

Nein, lieber Herr Dudek, so wird das nichts.

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