Der Artikel ist einer der wenigen Lichtblicke, doch leider bestätigen
die vielen Kommentare hier was man seit langem im Ukraine-Konflikt
beobachten kann: ein völlige Disqualifizierung der angeblich
kritischen (linken) Öffentlichkeit. Statt sich offen und kritisch mit
der komplexen Situation auseinanderzusetzen, wird stattdessen allzu
häufig kremlsche Propaganda, die das eigene "Weltbild" mit einem
einfachen und klaren Feindbild bestätigt, bereitwillig konsumiert und
nachgeplappert. Dabei werden oft so ziemlich alle Grundsätze eines
linken Selbstverständnisses einfach mal über Bord geworfen, was aber
die angeblich "Linken" nicht im geringsten zu stören scheint. Im
Artikel wird einiges anfgedeutet und man kann das beliebig
fortsetzen. Hier nur ein paar der offensichtlichen Wiedersprüche, die
einem immer wieder begegnen:
(1) Auf der einen Seite werden alle Ukrainer, die nicht in Putin's
Russland Ihr heil sehen pauschal als "Faschisten" abgestempelt auf
der anderen Seite wird eine ethno-nationalistische, neo-imperiale,
orthodox-klerikal-revisionistische Politik des Kreml hingenommen bzw.
sogar verteidigt. Zudem werden die rechten Wurzeln des Kunstprodukts
"Novorossiya" genauso geflissentlich "ignoriert" wie auch jetweige
ideologischen Verbindungen zu Dugin und Co, der Gerede vor kurzem
noch als Stargast bei der europäischen Rechten auftritt.
(2) Die unrechtmäßigen Aktivitäten der Geheimdienste, allen voran der
NSA, werden zu recht an den Pranger gestellt, aber gleichzeitig wird
ein ehemaliger KGB-Offizier als Präsident, der seit seiner
Machtübernahme (die immer noch viele Fragen aufwirft) den
Inlandsgeheimdienst FSB zu einer einflussreichsten Institution des
Staates aufgebaut hat, und gleichzeitig viele ehemalige
Geheimdienstler in Schlüsselpositionen im Staat und Wirtschaft
positioniert hat, als "besonnener Staatsmann" bejubelt.
(3) Jeder Kritiker von Putin wird sofort als "Kriegstreiber"
beschimpft, aber dass dieser gerade mal nach wenigen Monaten im Amt
als Ministerpräsident den 2. Tschetschenienkrieg begann, sich auch
sonst nicht zimperlich zeigte und auf Aufrüstung setzte, wird
geflissentlich "übersehen". Hier sollten ich auch mal die ungeklärte
Rolle des FSB bei den Bombenanschlägen auf die Moskauer Wohnhäuser
erwähnen, die "zufälligerweise" zur rechten Zeit kamen und die
öffentliche Meinung zu dem Tschetschenienkrieg massiv "zum positiven
hin" gewendet haben.
(4) Die gesamte deutsche Presse wird pauschal mit dem Vorwurf der
Propaganda und Meinungsmache belegt, und die Springer-Presse wird
seit jeher mit stolz boykottiert, jedoch gleichzeitig wird Russia
Today und co., zu 100% vom Kreml finanzierte Medien, die
nachweislich, sagen wir es mal diplomatisch: "eine eher selektive
Berichterstattung" praktiziert, als der Quell der Wahrheit zitiert.
(5) Auf der einen Seite wird bei jeder Gelegenheit der
US-amerikanische Imperialismus an den Pranger gestellt auf der
anderen Seite scheint das Denken vieler immer noch in den imperialen
Denkmustern des 19. Jhds verhaftet zu sein. Russland wird faktisch
als einizger relevanter "Ansprechpartner" östlich von Berlin
angesehen ("Heilige Allianz" lässt grüssen). Alles dazwischen, was
östlich der Oder (inzwischen östlich des Bug) per-se als "die
Einflusssphäre" Moskaus angesehen, mit der man sich nicht wirklich
auseinandersetzen muss und will. Symptomatisch dafür ist das einem
immer wieder über den Weg laufende Gleichnis: Sowjetunion=Russland,
wie z.B. bei dem immer vorgebrachte Verweis auf die "27 Millionen
russischer Opfer des 2. WK", dass es sich hierbei nicht um nur um
Russen handelte sondern um Sowjetbürger also Ukrainer, Russen,
Georgier, Kasachen etc. ist ja nur ein lästiges Detail, genauso wie
die Tatsache dass die Ukrainer bzw. die Ukraine zu den am stärksten
betroffenen und verwüsteten Landstrichen im 2. WK gehörte...
Wenn also so wie hier eine extreme selektive Wahrnehmung offenbart
wird, wo nicht sein darf was nicht ins liebgewordene schwarz-weiss
Weltbild passt, dann frage ich mich an welcher Stelle unterscheidet
sich dies qualtitativ z.B. von den rechten, konservativen Betonköpfen
wie der Tea-Party in den USA, die die gleiche Ignoranz nur mit
anderen Vorzeichen praktizieren. Nun ja, die psychologisch
Mechanismen die hier wirken sind ja inzwischen hinlängig erforrscht,
Stichwort kognitive Verzerrungen (Bestätigungsfehler etc.) es ist
trotzdem erschreckend wie einfach vermeintlich aufgeklärte Menschen
dem zum Opfer fallen.
Hier mal ein Kommentar von echten Antifaschisten aus Russland:
https://avtonom.org/en/news/moscow-autonomous-action-ukrainian-war
und hier was zu den rechten Wurzeln der "Volksrepublik":
http://www.sozonline.de/2014/06/die-schwarze-seele-der-republik-donez
k/
und hier auch mal paar glaubwürdige linke Stimmen aus der Ukraine:
http://kiewx20.tumblr.com/
die vielen Kommentare hier was man seit langem im Ukraine-Konflikt
beobachten kann: ein völlige Disqualifizierung der angeblich
kritischen (linken) Öffentlichkeit. Statt sich offen und kritisch mit
der komplexen Situation auseinanderzusetzen, wird stattdessen allzu
häufig kremlsche Propaganda, die das eigene "Weltbild" mit einem
einfachen und klaren Feindbild bestätigt, bereitwillig konsumiert und
nachgeplappert. Dabei werden oft so ziemlich alle Grundsätze eines
linken Selbstverständnisses einfach mal über Bord geworfen, was aber
die angeblich "Linken" nicht im geringsten zu stören scheint. Im
Artikel wird einiges anfgedeutet und man kann das beliebig
fortsetzen. Hier nur ein paar der offensichtlichen Wiedersprüche, die
einem immer wieder begegnen:
(1) Auf der einen Seite werden alle Ukrainer, die nicht in Putin's
Russland Ihr heil sehen pauschal als "Faschisten" abgestempelt auf
der anderen Seite wird eine ethno-nationalistische, neo-imperiale,
orthodox-klerikal-revisionistische Politik des Kreml hingenommen bzw.
sogar verteidigt. Zudem werden die rechten Wurzeln des Kunstprodukts
"Novorossiya" genauso geflissentlich "ignoriert" wie auch jetweige
ideologischen Verbindungen zu Dugin und Co, der Gerede vor kurzem
noch als Stargast bei der europäischen Rechten auftritt.
(2) Die unrechtmäßigen Aktivitäten der Geheimdienste, allen voran der
NSA, werden zu recht an den Pranger gestellt, aber gleichzeitig wird
ein ehemaliger KGB-Offizier als Präsident, der seit seiner
Machtübernahme (die immer noch viele Fragen aufwirft) den
Inlandsgeheimdienst FSB zu einer einflussreichsten Institution des
Staates aufgebaut hat, und gleichzeitig viele ehemalige
Geheimdienstler in Schlüsselpositionen im Staat und Wirtschaft
positioniert hat, als "besonnener Staatsmann" bejubelt.
(3) Jeder Kritiker von Putin wird sofort als "Kriegstreiber"
beschimpft, aber dass dieser gerade mal nach wenigen Monaten im Amt
als Ministerpräsident den 2. Tschetschenienkrieg begann, sich auch
sonst nicht zimperlich zeigte und auf Aufrüstung setzte, wird
geflissentlich "übersehen". Hier sollten ich auch mal die ungeklärte
Rolle des FSB bei den Bombenanschlägen auf die Moskauer Wohnhäuser
erwähnen, die "zufälligerweise" zur rechten Zeit kamen und die
öffentliche Meinung zu dem Tschetschenienkrieg massiv "zum positiven
hin" gewendet haben.
(4) Die gesamte deutsche Presse wird pauschal mit dem Vorwurf der
Propaganda und Meinungsmache belegt, und die Springer-Presse wird
seit jeher mit stolz boykottiert, jedoch gleichzeitig wird Russia
Today und co., zu 100% vom Kreml finanzierte Medien, die
nachweislich, sagen wir es mal diplomatisch: "eine eher selektive
Berichterstattung" praktiziert, als der Quell der Wahrheit zitiert.
(5) Auf der einen Seite wird bei jeder Gelegenheit der
US-amerikanische Imperialismus an den Pranger gestellt auf der
anderen Seite scheint das Denken vieler immer noch in den imperialen
Denkmustern des 19. Jhds verhaftet zu sein. Russland wird faktisch
als einizger relevanter "Ansprechpartner" östlich von Berlin
angesehen ("Heilige Allianz" lässt grüssen). Alles dazwischen, was
östlich der Oder (inzwischen östlich des Bug) per-se als "die
Einflusssphäre" Moskaus angesehen, mit der man sich nicht wirklich
auseinandersetzen muss und will. Symptomatisch dafür ist das einem
immer wieder über den Weg laufende Gleichnis: Sowjetunion=Russland,
wie z.B. bei dem immer vorgebrachte Verweis auf die "27 Millionen
russischer Opfer des 2. WK", dass es sich hierbei nicht um nur um
Russen handelte sondern um Sowjetbürger also Ukrainer, Russen,
Georgier, Kasachen etc. ist ja nur ein lästiges Detail, genauso wie
die Tatsache dass die Ukrainer bzw. die Ukraine zu den am stärksten
betroffenen und verwüsteten Landstrichen im 2. WK gehörte...
Wenn also so wie hier eine extreme selektive Wahrnehmung offenbart
wird, wo nicht sein darf was nicht ins liebgewordene schwarz-weiss
Weltbild passt, dann frage ich mich an welcher Stelle unterscheidet
sich dies qualtitativ z.B. von den rechten, konservativen Betonköpfen
wie der Tea-Party in den USA, die die gleiche Ignoranz nur mit
anderen Vorzeichen praktizieren. Nun ja, die psychologisch
Mechanismen die hier wirken sind ja inzwischen hinlängig erforrscht,
Stichwort kognitive Verzerrungen (Bestätigungsfehler etc.) es ist
trotzdem erschreckend wie einfach vermeintlich aufgeklärte Menschen
dem zum Opfer fallen.
Hier mal ein Kommentar von echten Antifaschisten aus Russland:
https://avtonom.org/en/news/moscow-autonomous-action-ukrainian-war
und hier was zu den rechten Wurzeln der "Volksrepublik":
http://www.sozonline.de/2014/06/die-schwarze-seele-der-republik-donez
k/
und hier auch mal paar glaubwürdige linke Stimmen aus der Ukraine:
http://kiewx20.tumblr.com/