Diejenige Wählerschaft, die Merkel 2013 mit über 40 Prozent (nur knapp an der absoluten Mehrheit vorbei) gewählt hat, existiert noch immer. Und ihre Motivation ist noch immer die gleiche: Angst vor Veränderung und Besitzverlust.
Merkel hat hier gegenüber Schulz zwei Vorteile: Erstens verkörpert sie die besonnene Managerin immer noch besser als Schulz (der zwar auch nicht als besonders umtriebig in Erscheinung tritt, sich aber als deutlich aufgeschlossener gegenüber Alternativen in Szene setzt), und zweitens hat sie bereits unter Beweis gestellt, dass sie die Nummer "Besonnenes Handeln in stürmischen Zeiten" exzellent beherrscht.
Schulz hat noch ein weiteres Problem, das er vor der Wahl lösen müsste: Während Merkel einfach ihren bisherigen "Mitte"-Kurs bewerben kann, muss Schulz sich positionieren. Einfach nur "Mitte"-Wählern eine frischere Alternative anzubieten, wird nicht reichen, siehe oben. Er muss auch diejenigen für sich gewinnen, die es gerne wieder sozialer hätten - was Schulz offensichtlich auch längst bemerkt hat. Es wird auf den Punkt zulaufen, wo er Farbe bekennen muss: Wird er Rot-Rot-(Grün) machen, wenn die Verhältnisse es erlauben? Falls ja, wird die Union ihr letztes Wahlergebnis vermutlich noch überbieten. Falls nein, werden potenzielle SPD-Wähler zuhause bleiben, ihre Stimme der Linkspartei oder - so bizarr das auch anmuten mag - der AfD geben.